Die Jubiläums-Ausgabe von „Rock am Ring“ ist Geschichte. Mit 90.000 Fans und rund 100 Acts wurden neue Bestmarken aufgestellt. EXPRESS.de zieht ein Fazit und nennt Tops und Flops des Spektakels.
40 Jahre „Rock am Ring“Tops und Flops: Das Beste des Festivals fand nicht auf den Bühnen statt
Als am Ende Kasalla „Sing mich noh Hus“ anstimmten, schunkelte um 2 Uhr in der Nacht die Menge vor der Atmos-Stage. Bei „Mer sin Eins“ leuchteten Tausende von Handylichtern. Mit diesen Gänsehautmomenten endete „Rock am Ring“ in der Nacht zu Montag (9. Juni 2025).
Am Morgen setzte dann die Rückreisewelle ein und sorgte für entsprechende Staus in der Region. Die Ikone der deutschen Festivalkultur hat 40-jähriges Bestehen gefeiert. Und die wichtigste Erkenntnis: Das Mega-Wochenende ist ohne schlimme Zwischenfälle über die Bühne gegangen.
„Rock am Ring“: 530 Einsätze des Rettungsdienstes
„Rock am Ring lebt seit 40 Jahren von seiner einzigartigen Gemeinschaft – und das haben unsere Besucherinnen und Besucher auch in diesem Jahr eindrucksvoll bewiesen“, zog Veranstalter Matt Schwarz ein begeistertes Fazit. „Die diesjährige Produktion zeigt: ‚Rock am Ring‘ bleibt die Speerspitze der deutschen Festivallandschaft.“
Bis Sonntagmittag gab es laut Armin Link vom DRK am Nürburgring rund 530 Einsätze des Rettungsdienstes und rund 3000 Versorgungen bei den Sanitätsstellen auf dem Festival in der Eifel. Der Rettungshubschrauber sei dreimal geflogen und habe Patienten in Spezialkliniken gebracht.
Auch die Polizei zeigte sich sehr zufrieden. Sie zählte bis Sonntagabend lediglich elf Strafanzeigen wegen Körperverletzungen. Die Zahl der angezeigten Diebstähle liege im einstelligen Bereich.
90.000 Menschen hatten Tickets für das dreitägige Festival, Tausende nutzten das Pfingstwochenende aber auch, um nur auf den Campingplätzen die ausgelassene Stimmung zu genießen. Entsprechend groß war überall das Gedränge, das Event geriet an seine Kapazitätsgrenzen.

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Die Punkrock-Band Beatsteaks spielte am Sonntag auf der Utopia-Stage. Ihr Auftritt wurde nicht im Livestream gezeigt.
EXPRESS.de zieht eine Bilanz. Die Tops und Flops von „Rock am Ring“ 2025.
Das war stark
Die Festival-Freaks: Überall herrschte gute Laune. Die Besucherinnen und Besucher genossen ein paar unbeschwerte Tage, feierten und tranken reichlich. „Ich liebe diesen absoluten Kontrollverlust“, sagte eine Anhängerin glücklich. Coole Outfits, gegenseitige Rücksichtnahme und wilde Moshpits: Auch nach 40 Jahren hat das anarchische Treiben in der Eifel noch eine starke Anziehungskraft und begeistert durch die friedliche Atmosphäre.
Der bunte Genre-Mix: Schon in den Anfangsjahren gab es bei „Rock am Ring“ nicht nur harte Töne. Beim Jubiläum feierten Altrocker neben der TikTok-affinen Gen Z, die es zu Hip-Hop oder Rap-Auftritten zieht. Durch die Errichtung einer vierten Bühne gibt es noch mehr Vielfalt und noch mehr Optionen, auch einmal andere Acts kennenzulernen.

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Sänger Monchi von Feine Sahne Fischfilet ließ sich beim Auftritt von den begeisterten Fans auf Händen tragen.
Mitreißende Shows: Bring Me The Horizon haben auch dank starker Video-Begleitung den wohl besten Auftritt des Wochenendes geliefert. Feine Sahne Fischfilet gaben gleich zweimal Gas. Am Tag nach ihrem umjubelten Auftritt trat die Band noch mal auf dem Campingplatz auf. Auch K.I.Z. wurden beim nächtlichen Auftritt schwer bejubelt.
Die Neuheiten: Die massiven LED-Türme gaben dem Gelände einen tollen Effekt. Zudem boten sie auch aus großer Entfernung die Möglichkeit, etwas vom Bühnengeschehen mitzubekommen. Vor der Mandora-Stage gab es eine neue Tribüne, die auch ohne VIP-Bändchen betreten werden durfte.

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Die neuen LED-Säulen wurden immer wieder in die Show mit einbezogen. Nach dem Auftritt von KoRn wurde beispielsweise Pyrotechnik abgeschossen.
Das war mies
Das Wetter: Regen gehört zu einem Wochenende in der Eifel quasi dazu. Doch an diesem Wochenende soff das Gelände regelrecht ab. Starkregen und Schlammschlachten trieben bereits am Sonntag einige vorzeitig nach Hause.

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Rock im Schlamm. Der Starkregen hat das Festivalgelände in der Eifel ordentlich unter Wasser gesetzt.
Das Line-up: Die Veranstalter verweisen auf die stolze Zahl von 100 Acts, sprechen von „elektrisierenden Performances“ und „kollektiver Ekstase“. Zur Wahrheit gehört aber auch: Viele Top-Bands wie Metallica, Iron Maiden, AC/DC, Oasis, Linkin Park oder Guns N' Roses nutzen diesen Sommer lieber für eigene Stadion-Tourneen. Deshalb fehlte beim Jubiläum der alles überstrahlende Name. So viel Platz wie bei einigen Auftritten war vor der Utopia-Stage selten.
Die Preise: Die Produktionskosten und die Gagen machen die Finanzierung immer schwieriger. Um den Frühbucher-Tarif von 179 Euro für das Wochenend-Ticket halten zu können, wird an den Nebenkosten geschraubt. Rund sieben Euro für ein Bier, 15 Euro für eine Pizza oder 69 Euro für Camping- und Parken – der Eifel-Spaß hat seinen Preis.
Der Stream: Viele Fans verfolgen das Spektakel gerne im heimischen Wohnzimmer. RTL+ hatte in den vergangenen Jahren viele Auftritte von den beiden größten Bühnen gezeigt. Doch in diesem Jahr wurde nur das Programm von der Haupt-Bühne angeboten. Insgesamt wurde das Video des Livestreams über 26 Millionen Mal gestartet. Da in diesem Jahr das Festival bei Bild.de zu sehen war, verweigerten beispielsweise die Beatsteaks, dass ihr Auftritt gezeigt werden durfte.

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Kraftklub legte einen Überraschungs-Auftritt auf einer Mini-Bühne im Publikum hin. Da der Sound aber nicht über die großen Lautsprecher übertragen wurde, herrschte am Ende große Enttäuschung bei den Fans.
Die Überraschungen: Der Veranstalter hatte im Vorfeld ordentlich auf die Sahne gehauen und zum Jubiläum spektakuläre Überraschungen mit Headliner-Qualitäten versprochen. Der Auftritt von Electric Callboy kam noch gut an, bei Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys setzte eine Flucht aus dem Innenraum ein.
Damit wurde der Band, die herrlich-ironischen Italo-Schlager spielt, ein Bärendienst erwiesen – falsche Uhrzeit, falsche Bühne, falsche Ankündigung. Auch der spontane Auftritt von Kraftklub am Samstag mitten im Publikum vor der Mandora-Stage floppte, weil die Musik nicht über die großen Lautsprecher übertragen wurde. Tausende erlebten so einen Stummfilm.