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Wolfgang BosbachLungen-OP! Kurz danach saß ich wieder am Schreibtisch

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Wolfgang Bosbach (64) sprach über seine schwere Krankheit.

Köln – Wolfgang Bosbach (64) ist gut gelaunt, als er sich zu den Redakteuren an den Stehtisch stellt. Beim EXPRESS läuft die Nachmittagskonferenz, bei der es um die Titelseite der nächsten Ausgabe geht.

Der CDU-Politiker hat zu fast allen Themenvorschlägen einen markanten Kommentar auf Lager. Er wirkt locker, souverän und fit. Wir können kaum glauben, dass dieser Mann schwer krebskrank ist.

Bosbach nimmt sich zwei Stunden Zeit für den Besuch. Er hat viel zu sagen, nicht nur über Politik. Die offene Art, mit der er über sein Schicksal spricht, geht unter die Haut.

Alles zum Thema Wolfgang Bosbach

Der CDU-Mann aus Bergisch Gladbach gehört zu den beliebtesten Politikern in Deutschland. Viele Menschen schätzen seine Meinung. Bosbach verbindet profundes Wissen und jahrelange Erfahrung mit rheinischer Gelassenheit und gesundem Menschenverstand.

Die TV-Sender würden ihn am liebsten jeden Abend in ihre Talkshows einladen. Erhebungen haben ergeben, dass die Einschaltquote im Schnitt um 200 000 Zuschauer steigt, wenn Bosbach mitdiskutiert. Viele bedauern seinen Rückzug aus der Politik.

 Herr Bosbach, wie kam es zu der Entscheidung?

Bosbach: Ich habe lange mit mir gerungen. Aber als die Ärzte Anfang März diagnostizierten, dass sich bei mir ein Tumor in der Lunge gebildet hätte, stand meine Entscheidung fest. In Zukunft muss die Gesundheit einen höheren Stellenwert bekommen als die Politik.

Außerdem: 22 Jahre kraftraubende parlamentarische Arbeit bleiben nicht in den Kleidern hängen. Die vielen Veranstaltungen im ganzen Bundesgebiet machen mir zwar nach wie vor Freude, aber der damit verbundene Reiseaufwand erzeugt mittlerweile großen Stress. Man ist ständig in der Sorge Termine nicht einhalten zu können oder Hunderte Besucher warten lassen zu müssen.

Wenn von den Unternehmen gesagt wird, dass 97 Prozent aller Flüge und Züge pünktlich seien, dann glaube ich das natürlich sofort – aber ich sitze immer in den anderen drei Prozent…

Wie geht es Ihnen denn heute?

Bis vor vierzehn Tagen haben mir die Nachwirkungen der OP schwer zu schaffen gemacht.

Mir wurde ein Segment der Lunge entfernt und im Entlassungsgespräch hatte mir der Arzt gesagt, ich sollte mich jetzt zwei Wochen schonen.

Zwei Tage später habe ich aber wieder in Berlin am Schreibtisch gesessen, das war nicht meine beste Idee.

Warum das denn?

Leider ist ein Schreibtisch kein Fließband. Die Arbeit erledigt sich auch nicht von selbst und wenn Akte auf Akte gestapelt wird, ist die Gefahr groß, dass man das Pensum irgendwann nicht mehr bewältigen kann.

Sofort zurück an den Schreibtisch war dennoch unvernünftig, aber mittlerweile bin ich wieder fit. In puncto Lebensfreude bin ich zu 100 Prozent Rheinländer, in puncto Arbeit 100 Prozent Preuße.

Warum?

Glauben Sie mir, ich kenne alle Vorurteile gegen uns Politiker. Ein ganz beliebtes ist: „Wenn man denen schreibt, kriegt man sowieso keine Antwort.“

Deshalb verbringe ich die mit Abstand meiste Zeit mit dem Lesen und der Beantwortung von Bürgerpost, was bei gut 10.000 Zuschriften pro Jahr nicht einfach ist. Hinzu kommen einige tausend Einladungen zu Veranstaltungen aller Art, maximal fünf bis zehn Prozent kann man annehmen.

Mir ist klar, was die Absender bei einer Absage denken: „Typisch Politiker, man lädt sie ein, sie kommen nicht. Wahrscheinlich liegen sie im Thermalbad.“

 Trauen sich die Ärzte eine Prognose zu?

Die ersten Untersuchungsergebnisse nach der OP waren erfreulich, aber ich soll mich jetzt in kürzeren Intervallen untersuchen lassen und das tue ich auch.

Ich bin kein Bruder Leichtfuß, nehme alle Termine wahr, schlucke tapfer die Medikamente und hoffe darauf, dass ich jetzt erst mal Ruhe habe. Ich blicke also mit Zuversicht in die Zukunft.

Macht es Ihnen was aus, offen über Ihre Krankheit zu sprechen?

Wer mich danach fragt, bekommt offen und ehrlich Antwort. Eine Krebserkrankung ist nichts, wofür man sich entschuldigen oder rechtfertigen muss.

Vor einiger Zeit ist mir ein älterer Herr in Kitzbühel begegnet, packte mich an die Schultern und sagte: „Ich habe das Gleiche wie Sie, ich lasse mich auch nicht unterkriegen!“

Schön zu wissen, dass man mit seiner Haltung auch anderen Menschen Mut machen kann.

Wie geht Ihre Familie mit der Krankheit um?

Ich möchte nicht, dass das zu Hause ein Thema ist. Ich bin sehr selten zu Hause, manchmal nur wenige Stunden in der Woche. In dieser Zeit will ich nicht auch noch die Familie mit meiner Erkrankung konfrontieren.

Auf der nächsten Seite spricht Wolfgang Bosbach über seine Pläne für die Zukunft.

Haben Sie Pläne für die Zeit nach der Politik?

Und ob! Von der Welt habe ich noch nicht viel gesehen. Ich wollte schon immer mal nach Kuba und Australien, das ist für 2017 schon fest eingeplant. Danach stehen der Highway No.1 in Kalifornien und der Oman auf der To-do-Liste.

Macht Ihnen die Ernährungsumstellung Probleme?

Jedenfalls tut sie mir gut. Ich esse weniger Fleisch, mehr Fisch, Gemüse und Salat.

Bei der flüssigen Nahrung gibt es bisher keine große Umstellung, zumal Kölsch für uns ja bekanntlich so eine Art Grundnahrungsmittel ist. Wenn Alkohol dann nur in Maßen, mich wird niemand besoffen erleben.

Sie haben mal gesagt, Karneval sei die beste Medizin …

Stimmt! Ich bin länger im Karneval aktiv als in der Politik und die letzte Karnevalssitzung wird mir schwerer fallen als die letzte Plenarsitzung. In den Karneval kann ich regelrecht eintauchen, bekomme den Kopf frei und denke stundenlang nicht an Politik.

Deswegen tue ich mich mit politischem Karneval schwer, auch wenn ich die Sprachakrobaten des Mainzer Karnevals für ihre Formulierungskunst bewundere.

Sie waren jetzt bei den Geissens im TV – planen Sie eine Fernsehkarriere?

Im Juni 2014 war ich zusammen mit Carmen und Robert Geiss Gast bei „Wer wird Millionär?“

Nach der Sendung haben wir noch einige Stunden zusammengesessen und festgestellt, dass beide Familien Südfrankreich lieben, und Robert und Carmen haben sofort gefragt, ob wir sie nicht einmal besuchen wollen.

Ein Jahr später war es so weit. Es war auch ein Kamerateam vor Ort, allerdings nicht wegen der Familie Bosbach, sondern wegen des Rappers Kay One.

Wir wurden gefragt, ob wir in einer Folge mitmachen wollen und haben spontan „ja“ gesagt. Diese Folge wurde aber erst jetzt, also ein Jahr später, ausgestrahlt.

Wie war die Begegnung?

Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt das Ansehen der Familie Geiss ruiniere: Die waren weder prollig noch protzig, die waren herzlich und fröhlich!

Ich habe mich keine Minute gefragt: „Wo bist Du denn hier reingeraten?“ Es war so schön, dass wir dieses Jahr wieder da waren – ohne Kameras. Wir haben selten mehr gelacht als bei diesen Besuchen.

Sie fliegen auch schon mal mit Rainer Calmund in den Urlaub…

…und Christoph Daum und seine Familie waren in Thailand auch mit dabei.

Rainer Calmund kennt sich in Thailand aus wie kein Zweiter, einen besseren Reiseführer kann man sich kaum vorstellen. Das war eine richtig fröhliche Gruppe und eine der interessantesten Reisen, die ich jemals gemacht habe.

Das ist Wolfgang Bosbach

Wolfgang Bosbach hat 1968 die Mittlere Reife gemacht. Er absolvierte eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann in Köln, leitete einen Coop-Supermarkt.

1980 machte er das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg und studierte Jura, danach wurde er Rechtsanwalt in Bergisch Gladbach.

Bosbach trat 1972 in die CDU ein. Seit 1994 macht er im Bundestag für die Union Politik. Sechs Jahre lang war er Chef des Innenausschusses. 2015 legte er das Amt nieder, weil er gegen die Rettungspakete für Griechenland war.

Im Frühjahr 2016 kündigte der Vater von drei Töchtern seinen Rückzug aus der Politik an - seine Ärzte hatten eine Metastase in der Lunge gefunden.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Seine Liebe zum FC

Seine Liebe zum FC

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Wolfgang Bosbach im Gespräch mit EXPRESS-Chefredakteur Carsten Fiedler (3. v. l.) sowie den Redakteuren Maternus Hilger, Gerhard Voogt und Christian Wiermer (v. l.).

Wolfgang Bosbach ist leidenschaftlicher Fan des 1. FC Köln. Er verpasst so gut wie kein Heimspiel im Kölner Stadion, singt vor Spielbeginn auf der Westtribüne natürlich die FC-Hymne mit.

In dieser Saison hält der rheinische Polit-Star besonders große Stücke auf die Geißbock-Truppe.

„Auch wenn Trainer und Verantwortliche beim FC derzeit tiefstapeln: Diese Mannschaft hat Potenzial, und ich traue ihr zu, dass sie auch nächste Saison schon international spielen kann“, sagt Bosbach bei seinem Besuch in der EXPRESS-Redaktion.

Der 64-Jährige gibt eine wahre Lobeshymne auf den 1. FC Köln zum Besten: „Die drei besten Einkäufe der vergangenen Jahre heißen Peter Stöger, Jörg Schmadtke und Alexander Wehrle. Die haben dem Verein Ruhe und Stabilität gegeben, und die Mannschaft hat sich gezielt verstärkt“, schwärmt Bosbach.

Im vergangenen Jahr hatte der CDU-Politiker einen FC-Fanclub im Bundestag ins Leben gerufen. Das Motto des Vereins lautet: „Överall jitt et Fans vom FC Kölle. “

Der Prostatakrebs wurde zu spät erkannt

Wolfgang Bosbach machte seinen Prostatakrebserkrankung im Juni 2010 in der Talkshow „Lanz“ bekannt.

Die Diagnose wurde zu spät gestellt, daher konnten sich Metastasen bilden. Eine Chance auf Heilung besteht nicht.

Bosbach lässt sich aber nicht unterkriegen. Er sagt: „Ich muss mich für den Krebs in mir nicht entschuldigen, nicht rechtfertigen – die Krankheit muss mir nicht peinlich sein.“