Was bringen Leopard 2 & Co. wirklich?Militär-Experte ordnet Panzerlieferungen an die Ukraine ein – „Unzulänglichkeiten“

Deutschland wird nach langem Ringen wohl den Leopard 2 an die Ukraine liefern. Und auch die USA wollen anscheinend schwere Kampfpanzer bereitstellen. Die Frage: Sind die Panzer wirklich die Wunderwaffe im Krieg gegen Russland? 

Im Krieg gegen die Ukraine hat Russland nach Einschätzung eines Militärexperten aus der Schweiz eine Schwächephase überwunden. „Wir steuern auf eine Gemengelage zu, in der Kampfpanzer mit Blick auf die Verteidigung und Gegenoffensiven eine wichtige Rolle spielen“, sagt Niklas Masuhr, Forscher am Center for Security Studies der Universität ETH in Zürich, der Deutschen Presse-Agentur. Seit dem Herbst habe Russland seine Position verbessert, etwa durch die Errichtung von Verteidigungslinien.

Die Nachrüstung der ukrainischen Panzer sei erschwert, weil Russland viele Fabriken und Fertigungsstraßen etwa für Panzermunition zerstört habe. Die NATO-Staaten hätten alten Reserven bereits zur Verfügung gestellt. Entsprechend rückten jetzt westliche Kampfpanzer wie der Leopard aus deutscher Produktion oder der Abrams aus den USA in den Fokus. Nach wochenlangem Hin und Her hat die Bundesregierung nach Angaben aus Koalitionskreisen von Dienstagabend (24. Januar 2023) die Lieferung von Leopard-Panzern bewilligt.

Leopard-Panzer für die Ukraine: Militär-Experte warnt vor zu hohen Erwartungen

Auch die US-Regierung steht nach Medienberichten kurz vor der Lieferung des schweren Kampfpanzers Abrams an die ukrainischen Streitkräfte. Eigentlich hielt man den hochmodernen Panzer wegen der schwierigen Wartung und des hohen Spritverbrauchs für ungeeignet für den Einsatz in der Ukraine. Hintergrund der Kehrtwende ist das transatlantische Ringen mit Deutschland über eine Lieferung von Leopard-2-Panzern an Kyjiw.

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Mit einem Minimum von 100 westlichen Panzern könne die Ukraine eine Panzerbrigade nach westlichem Modell ausrüsten, schätzt Militär-Experte Masuhr. „Kampfpanzer sind aber keine Wunderwaffe. Sie müssen im Verbund eingesetzt und repariert werden und mit Munition ausgestattet werden.“ Der Experte wies zudem auf einen logistischen Alptraum für die Ukraine hin, falls die Lieferungen nicht gut abgestimmt würden. Selbst verschiedene Versionen des gleichen Typs bedeuteten zusätzliche Herausforderungen.

„Wenn die Ukraine auch längerfristig befähigt werden soll, sich zu verteidigen, ist es wichtig, dass das Logistiksystem nicht übermäßig kompliziert ist“, sagte Masuhr. Für die Ukraine wäre es wohl insbesondere hilfreich, wenn Komponenten westlicher Panzer jenseits der Grenzen teils gewartet und repariert würden - wie dies bei Artilleriegeschützen bereits geschehen.

Zum Kriegsverlauf sagte der Militärexperte: „Die Ukraine hat ihre bisherigen Gegenoffensiven in russischen Schwächephasen durchgeführt, insbesondere im Herbst. Seitdem hat Russland sich aber konsolidiert und auf Kommandoebene eine stetere Hand.“ Die Ukraine könne sich auch nicht darauf verlassen, dass sich „russische Unzulänglichkeiten aus dem ersten Jahr notwendigerweise wiederholen werden“. Der Krieg dauert bereits seit Februar vergangenen Jahres. (dpa/afp)