Chaos in WashingtonDie unfassbaren Fotos aus dem Kapitol

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Anhänger von Donald Trump stürmten das Kapitol und machten sich in Fluren und Räumen breit.

Washington – Unfassbare Bilder aus Washington (siehe Video oben). Es sollte eine einfache Sitzung des Parlaments sein, dann eskalierte die Lage. In einer beispiellosen Attacke auf das Zentrum der US-Demokratie haben wütende Anhänger des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump das Kapitol in Washington gestürmt.

  • Trump-Anhänger randalieren und stürmen das Kapitol in Washington
  • Mindestens vier Menschen gestorben
  • Erst vier Stunden nach der Erstürmung gelang den Sicherheitskräften die Räumung des Kapitols
  • Joe Biden offiziell als Sieger der Präsidentschaftswahl bestätigt
  • Trump verspricht „geordnete“ Amtsübergabe

Stundenlang randalierten Trump-Anhänger am Mittwoch (6. Januar) vor der Bestätigung der Ergebnisse der US-Präsidentenwahl im US-Kongress am Sitz des US-Kongresses. Eine Sitzung des Parlaments, bei welcher der Wahlsieg des künftigen Präsidenten Joe Biden formell bestätigt werden sollte, musste unterbrochen werden.

Nationalgarde

Trotz massiver Polizeipräsenz gelang es den Randalierern, das Kapitol zu stürmen.

Am späten Abend (Orszeit) kamen Repräsentantenhaus und Senat dann unter rigorosen Sicherheitsvorkehrungen wieder zusammen.

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Sieg von Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl offiziell bestätigt

Am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit) wurde dann der Sieg des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl offiziell bestätigt. Der amtierende US-Vizepräsident Mike Pence gab das amtliche Endresultat in einer gemeinsamen Sitzung beider Kongresskammern bekannt.

Inzwischen hate der scheidende US-Präsident Donald Trump nach der Bestätigung des Wahlsiegs seines Herausforderers Joe Biden im Kongress eine „geordnete“ Amtsübergabe an seinen Nachfolger angekündigt.

Obwohl er das Ergebnis der Präsidentschaftswahl weiterhin nicht anerkenne, werde es „eine geordnete Übergabe am 20. Januar geben“, erklärte Trump am Donnerstagmorgen.

Am Parlamentssitz hatten sich zuvor Szenen von Chaos und Gewalt abgespielt: Die Randalierer überwanden die Sicherheitsbarrieren und schlugen Fenster ein, einige schafften es sogar in den Sitzungssaal des Senats.

USA: Anhängerin von Donald Trump vor Kapitol angeschossen

Sicherheitsbeamte zückten ihre Schusswaffen und setzten Tränengas ein. Unter zunächst unklaren Umständen wurde eine Frau im Kapitol angeschossen. Sie starb wenig später. Bei ihr soll es sich laut US-Medienberichten um eine glühende Trump-Anhängerin und Ex-Soldatin gehandelt haben.

Der Chef der Polizei in der US-Hauptstadt, Robert Contee, sagte in der Nacht zu Donnerstag. „Darüber hinaus wurden heute drei weitere Todesfälle aus der Umgebung des Kapitols gemeldet. Eine erwachsene Frau und zwei erwachsene Männer scheinen an unterschiedlichen medizinischen Notfällen gelitten zu haben, die zu ihrem Tod führten.“

Abgeordnete

Unter Schock: Viele Abgeordnete hatten sich im Kapitol verschanzt, ehe sie in Sicherheit gebracht werden konnten.

Contee machte keine Angaben dazu, wer die Frau war, die im Kapitol angeschossen wurde. „Das ist ein tragischer Vorfall, und ich kondoliere der Familie und den Freunden des Opfers“, sagte er. Der Vorfall werde intern von der Polizei untersucht. Unklar blieb auch, um welche medizinischen Notfälle es sich handelte.

Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, sagte danach beim erneuten Zusammentreffen der Kammer: „Wir müssen und werden dem Land - und in der Tat der ganzen Welt - zeigen, dass wir uns nicht von unserer Pflicht ablenken lassen, dass wir unsere Verantwortung für die Verfassung und das amerikanische Volk wahrnehmen.“

Kapitol in USA gestürmt: Donald Trump vermeidet Verurteilung von Gewalt-Eskalation

Biden bezeichnete die Randale in einer Ansprache in seiner Heimatstadt Wilmington als „beispiellosen Angriff“ auf die US-Demokratie. Dies sei „kein Protest, das ist Aufruhr“, sagte der Demokrat, der am 20. Januar als Präsident vereidigt werden soll.

Trump selber vermied jedoch trotz expliziter Aufforderung durch seinen Amtsnachfolger eine Verurteilung der Randale. Der republikanische Abgeordnete Mike Gallagher sagte beim Nachrichtensender CNN an den Präsidenten gewandt: „Sie müssen das jetzt absagen.“

Washington

Die Randalierer kletterten über die Mauern und stürmten das Kapitol in Washington D.C.

Schockierend: Der noch amtierende US-Präsident Donald Trump hat Verständnis für den gewaltsamen Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol erkennen lassen. Mit Blick auf seine unbelegten Behauptungen, wonach es in den USA massiven Wahlbetrug gegeben haben soll, schrieb er auf Twitter: „Das sind Dinge und Ereignisse, die passieren.“

Trump nahm in seinem Tweet vom Mittwoch nicht direkt Bezug auf den Sturm des Kapitols, er appellierte aber erneut an Demonstranten, „mit Liebe und in Frieden nach Hause zu gehen“.

Donald Trump spricht nach Stürmung des Kapitols in USA zu seinen Anhängern

Donald Trump hatte in seiner Rede über angeblichen Betrug bei der US-Präsidentenwahl seine Anhänger dazu aufgerufen, zum Kapitol zu ziehen, das den Senat und das Abgeordnetenhaus beherbergt.

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Trump-Anhänger haben sich am Mittwoch, 6. Januar, vor dem Kapitol in Washington D.C. versammelt. Es kam zu Ausschreitungen zwischen Republikanern und der Polizei.

In einem weiteren Tweet hatte Trump anschließend seine Anhänger aufgerufen: „Keine Gewalt! Erinnert euch, WIR sind die Partei von Recht & Ordnung - respektiert das Gesetz und unsere großartigen Männer und Frauen in Uniform. Danke!“

Zu seinen randalierenden Anhängern sagte er auch: „Wir lieben euch“ - und er wiederholte seine völlig unbelegten Behauptungen, bei der Wahl am 3. November habe es massiven Betrug gegeben. Twitter und Facebook sperrten inzwischen die wichtigsten Konten des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump.

Einige Stunden zuvor hatte der scheidende Präsident seine zu Tausenden in der Hauptstadt versammelte Anhängerschaft mit diesem völlig unbelegten Vorwurf aufgepeitscht und zum Marsch auf das Kapitol aufgefordert. Mit seiner pausenlosen Kampagne gegen das Wahlergebnis hat Trump auch teils Anhänger aus dem rechtsradikalen Spektrum mobilisiert.

USA: Entrüstung bei Regierung nach Sturm auf Kapitol

Der Gewaltangriff auf das US-Parlament sorgte bis in die Reihen von Trumps Regierung für Entrüstung. Auch US-Sportler meldeten sich zu Wort und verurteilten die Angriffe.

  • Der scheidende
  • Außenminister Mike Pompeo
  • Der

Er machte den abgewählten Präsidenten Donald Trump dafür verantwortlich. Ein amtierender Präsident, der grundlos Lügen über das Ergebnis einer rechtmäßigen Wahl verbreite, habe die Gewalt angezettelt, erklärte Obama am Mittwoch (Ortszeit) ohne Trump beim Namen zu nennen. „Wir würden uns aber etwas vormachen, wenn wir es als totale Überraschung behandeln würden.“

Obama gab aber nicht nur Trump die Verantwortung für die beispiellosen Ereignisse am Mittwoch im Herzen der US-Hauptstadt, sondern auch der republikanischen Partei, die ihren Anhängern nach der Präsidentenwahl zwei Monate lang nicht die Wahrheit gesagt habe. „Ihre Fantasie-Erzählung hat sich immer weiter von der Realität entfernt und es baut auf jahrelang gesäten Ressentiments auf“, sagte Obama. Jetzt sehe man die Konsequenzen.

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Menschen suchen am 6. Januar Schutz auf der Tribüne des Repräsentantenhauses, während Demonstranten versuchen, in die Repräsentantenkammer im US-Kapitol einzudringen.

Im Kongress wurde dann nach der langen Unterbrechung das Prozedere zur Zertifizierung der Wahl fortgesetzt. Dabei wies der Senat einen ersten Einspruch republikanischer Parlamentarier gegen den Biden-Sieg mit überwältigender Mehrheit ab. Der Widerspruch gegen die Anerkennung der Ergebnisse aus dem Bundesstaat Arizona wurde mit 93 gegen sechs Stimmen verworfen.

Die Bestätigung des Ergebnisses der Präsidentschaftswahl durch den Kongress ist eigentlich reine Formsache. Diesmal hatte ein Teil der republikanischen Parlamentarier jedoch gleich mehrere Vorstöße zur Blockade der Zertifizierung angekündigt. Sie galten allesamt als aussichtslos.

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Die Randalierer zerstörten Einrichtungs- und Möbelstücke im US-Kapitol in Washington D.C.

Vizepräsident Pence, der kraft Amtes auch derzeit noch Senatsvorsitzender ist, war zwar von Trump aufgefordert worden, die Wahl-Zertifizierung zu verhindern. Dies lehnte er jedoch ab, da er dazu nicht befugt sei.

Der Sturm auf das US-Parlament löste auch international Entsetzen aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier machten Trump direkt für die Ereignisse verantwortlich.

  • Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD)
  • Vizekanzler Olaf Scholz (SPD)
  • Der

Auf Bildern mehrere TV-Sender war zuvor zu sehen, wie Hunderte Unterstützer des US-Präsidenten nach einer Rede Trumps auf den Parlamentssitz zumarschierten, einige lieferten sich Handgreiflichkeiten mit Einsatzkräften.

Randale am Kapitol: Nicht Trump, Vize Pence sendet Nationalgarde nach Washington

Die Nationalgarde wurde mobilisiert. Diese wurde, entgegen anderslautenden Meldungen aber nicht von Donald trump, sondern von seinem Vize Mike Pence mobilisiert. Erst vier Stunden nach der Erstürmung gelang den Sicherheitskräften die Räumung des Kapitols von den Randalierern.

Die Bürgermeisterin von Washington, Muriel Bowser hatte eine Ausgangssperre angeordnet. Sie trat am Mittwoch um 18.00 Uhr (Ortszeit/Mitternacht MEZ) in Kraft und endet am Donnerstagmorgen um 6.00 Uhr (12.00 Uhr MEZ), teilte Bowser mit. (afp/ dpa)