Lacher im KatastrophengebietArmin Laschet reagiert nach heftiger Kritik

Armin Laschet lacht in Erftstadt, während Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (nicht im Bild) ein Pressestatement gibt.

Armin Laschet lacht am 17. Juli 2021 in Erftstadt, während Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (nicht im Bild) ein Pressestatement gibt.

Die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands wirbelt auch den Bundestagswahlkampf durcheinander. Armin Laschet (CDU) hat sich beim Besuch in Erftstadt nun einen Patzer geleistet, um den er am Abend um Entschuldigung bat.

Erftstadt. Sie zeigen Präsenz, sprechen ihre Anteilnahme aus, versprechen den Opfern unkomplizierte Hilfe – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Union-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) haben nach der Flut-Katastrophe im Westen Deutschlands den schwer getroffenen Ort Erftstadt besucht. Doch NRW-Ministerpräsident Laschet leistete sich dabei auch einen Patzer. Später entschuldigte er sich dafür.

Luftaufnahme zerstörter Häuser in Erftstadt nach Flut-Katastrophe. In den Straßen befinden sich noch Wasser, Schlamm und Geröll.

Viele Häuser in Erftstadt liegen nach der Flutkatastrophe im Juli 2021 in Trümmern. Das Foto entstand am Samstag, 17. Juli.

Beim Besuch in einem der Flutkatastrophen-Gebiete hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Solidarität und Spenden für die Opfer aufgerufen. „Vielen Menschen hier in den Regionen ist nichts geblieben außer ihrer Hoffnung. Und diese Hoffnung dürfen wir nicht enttäuschen“, sagte das Staatsoberhaupt nach Gesprächen mit Rettungskräften im nordrhein-westfälischen Erftstadt.

Erftstadt: Armin Laschet und Frank-Walter Steinmeier versprechen Hilfe

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bezeichnete das Hochwasser bei dem Erftstadt-Besuch mit Steinmeier als „Jahrhundertkatastrophe“. Land und Kommunen könnten die Folgen der Flut nicht alleine stemmen.

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Der NRW-Regierungschef und Unions-Kanzlerkandidat versprach Direkthilfe für die betroffenen Menschen und sagte zu, es werde „sehr unbürokratisch Geld ausgezahlt“. Danach werde man zusammen mit dem Bund „strukturell“ den Städten helfen müssen, den Wiederaufbau zu bewerkstelligen.

Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz: Armin Laschet mit PR-Panne

Doch während des Besuchs leistete sich Armin Laschet auch einen unangenehmen Patzer. Eine Panne, die die PR-Abteilung der Union im Bundestagswahlkampf sicherlich gerne vermieden hätte. Und die jetzt als Video durchs Netz geht.

Während Frank-Walter Steinmeier mit ernster Miene über Hilfen für die Flut-Opfer spricht, feixt Armin Laschet im Hintergrund mit seinen Begleitern. Dabei amüsiert sich Laschet offenbar köstlich, lacht herzlich.

Dem CDU-Politiker war ganz offensichtlich nicht klar, dass die Kamera ihn im Hintergrund einfängt. Denn angesichts der furchtbaren Katastrophe, die sich in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz abgespielt hat – Stand Samstagnachmittag sind 141 Menschen ums Leben gekommen –, würde er sich sonst sicher nicht derart gut gelaunt präsentieren.

Armin Laschet lacht bei Erftstadt-Besuch und entschuldigt sich

Entsprechend wird der Clip auf Twitter kommentiert. Ein Nutzer bringt die Situation auf den Punkt: „Ich glaube nicht, dass Armin Laschet über die Opfer lacht. Aber mal wieder versteht er nicht, wie die Medienwelt funktioniert. Vermutlich hat er nicht gesehen, dass er da mit im Bild ist. Macht das Lachen nicht besser.“

„Wie Armin Laschet im Hintergrund rumalbert, während der Bundespräsident zu den Opfern spricht, ist ohne Anstand und empörend“, sagte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil der „Bild am Sonntag“. „In Krisenzeiten zeigt sich der Charakter, heißt es. Wer ohne Gespür in solch schwierigen Situationen herumfeixt, der disqualifiziert sich selbst.“

Auf Twitter trendete zwischenzeitlich der Hashtag #Laschetlacht. Der Pianist Igor Levit sprach von „würdelosem Verhalten“. Der frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, kritisierte „Pietätlosigkeit“ gegenüber den Opfern. Auch die FDP ging mit Laschet ins Gericht: „Rheinische Frohnatur in Ehren, aber während der Bundespräsident der Opfer gedenkt herumzualbern ohne Maske, wird dem Ernst der Lage nicht gerecht“, sagte Fraktions-Vize Michael Theurer der „Bild am Sonntag“.

„Dies war unpassend und es tut mir leid“, schrieb Laschet im Kurznachrichtendienst Twitter. „Uns liegt das Schicksal der Betroffenen am Herzen, von dem wir in vielen Gesprächen gehört haben.“ 

Hochwasser in Deutschland: Hoffnungsschimmer aus Erftstadt bei Köln

Immerhin gibt es bei all den schlechten Nachrichten auch einen kleinen Hoffnungsschimmer im Chaos: Trotz mehrerer eingestürzter Häuser gab es zum Beispiel bislang keine bestätigten Todesopfer in dem extrem unter Wasser stehenden Stadtteil Blessem der nordrhein-westfälischen Kommune Erftstadt. Man könne aber nicht ausschließen, noch Tote zu finden, sagte ein Sprecher des Rhein-Erft-Kreises.

In Blessem südwestlich von Köln war es zu gewaltigen Erdrutschen gekommen, es bildeten sich Krater im Erdreich, drei Wohnhäuser und ein Teil der historischen Burg stürzten ein. (so mit dpa)