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„Das ist eine ernsthafte Gefahr“Putins Militär zeigt neue Fähigkeit – Fachleute sind alarmiert

Auf diesem vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums am 25. Mai 2023 veröffentlichten Handout-Foto feuert ein Soldat der russischen Armee Panzerabwehrraketen auf eine ukrainische Stellung an einem nicht genannten Ort.

Auf diesem vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums am 25. Mai 2023 veröffentlichten Handout-Foto feuert ein Soldat der russischen Armee Panzerabwehrraketen auf eine ukrainische Stellung an einem nicht genannten Ort.

Die Ukraine kämpft an breiter Front, um die russische Armee aus ihrem Land zu vertreiben. Die Gegenoffensive hat offenbar begonnen. Doch sie wird wohl auch eine gewaltige taktische Herausforderung werden, wie nun eine neue Studie nahelegt. Putins Armee hat dazugelernt.

von Martin Gätke (mg)

Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak hat es in dieser Woche klargemacht: Die Gegenoffensive läuft bereits seit Tagen. „Dies ist ein intensiver Krieg entlang einer Grenze von 1.800 Kilometern. Unsere Aktionen haben bereits begonnen“, sagte er in einem Interview mit dem italienischen Fernsehen. 

Zuletzt hat sich die russische Armee von einem eher desaströsen Bild gezeigt: Die Moral scheint am Boden zu sein, zahlreiche Soldaten sollen in Zivilkleidung geflohen sein. Seit September sollen nach Schätzung von US-Geheimdiensten mindestens 20.000 gefallen sein. Vor allen Dingen die Einnahme Bachmuts, die Russland verkündet hat, war ein Pyrrhussieg für Putin – nach Monaten des Kampfes sind die Opferzahlen dort am höchsten. 

Russland: Armee hat gelernt, ihr Gerät besser zu verstecken

Eine Studie des britischen „Royal United Services Institute for Defence and Security Studies“ (Rusi) legt nun nahe, dass man die russische Armee keineswegs unterschätzen sollte. Sie habe aus den Misserfolgen dazugelernt, heißt es dort, das betreffe die Panzerbrigaden bis hin zur elektronischen Kampfführung. Die ukrainische Gegenoffensive werde zu einer „großen taktischen Herausforderung“.

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Die Studie basiert auf Interviews mit den Angehörigen ukrainischer Militäreinheiten im April und Mai 2023, sie waren unter anderem bei der Verteidigung von Kyjiw, Charkiw, Bachmut und Awdijiwka beteiligt. In ihren Aussagen beschreiben sie, dass die Russen gelernt hätten, immer geschickter Panzer zu verbergen vor Angriffen, unter anderem mit einer thermischen Tarnung. 

Wird klassischerweise das Gerät mit Tarnnetzen oder Tarnmustern verdeckt, um es zum Beispiel vor feindlicher Ortung durch Drohnen oder Satelliten zu schützen, geht es bei der thermischen Tarnung vor allem um das Abschirmen von Körperwärme oder Geräteabstrahlung – zum Beispiel durch eine spezielle Folie. Die Wärmebildkameras sollen die Fahrzeuge schlechter erkennen.

Russland: Ukrainische Kommunikation erfolgreich abgehört

Doch vor allen Dingen die Ausführungen über die elektronische Kriegsführung in der Studie bereitet Fachleuten Sorgen. Einzelne Truppen seien spezialisiert darauf, die ukrainische Kommunikation abzuhören und zu entschlüsseln – und das erfolgreich. „Das russische Militär erweist sich in diesem Bereich als äußerst fähig“, so heißt es in dem Bericht.

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Ukrainische Offiziere würden sich demnach an einen Vorfall erinnern, bei dem das russische Hauptquartier vorsorglich seine Einheiten vor einem Artillerieschlag warnte, kurz nachdem ukrainische Truppen den Einsatz gemeldet hatten.

Russland: Militärexperte sieht „ernsthafte Gefahr“ in dem Vorgehen

Dabei würden die ukrainischen Streitkräfte mit Motorola-Funkgeräten kommunizieren, die mit einer 256-Bit-Verschlüsselung ausgestattet sind. Darunter versteht man die Länge des Schlüssels, mit dem die Kommunikation zwischen Sender und Empfänger verschlüsselt wird. Sie gilt als sehr sicher. „Aber es schien, dass die Russen in der Lage waren, diese Übertragungen nahezu in Echtzeit zu erfassen und zu entschlüsseln“, heißt es in dem Bericht weiter.

Vermutlich nutzten Putins Truppen dafür ein System namens Torn-MDM – große Lkws, die die Entschlüsselungstechnik an Bord haben. 

Laut dem Militärexperten Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations (ECFR) stelle dies „eine ernsthafte Gefahr“ dar, wie er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND) erklärte.

Russlands Krieg gegen die Ukraine: „Es ist ein Spiel mit offenen Karten“

„Die Rekonstruktion der Gefechtsverläufe zeigt, dass die Russen über einige Operationen der ukrainischen Einheiten gut informiert waren.“ Die Russen hätten genau gewusst, was die Ukrainer machen werden und hätten sich darauf vorbereitet. „Es ist ein Spiel mit offenen Karten.“ Noch sei aber unklar, ob die Russen wirklich über die technischen Fähigkeiten verfügen oder ob die Ukrainer zu selten ihre Verschlüsselungscodes geändert haben.

Der Studie nach könnten auch andere Umstände den ukrainischen Vorstoß verhindern: Auch das russische Ingenieurwesen habe sich als eine der stärksten innerhalb der Armee bewiesen. Komplexe Hindernisse wie ausgeklügelte Minenfelder könnten das Vorrücken massiv erschweren. „Diese Verteidigungsanlagen stellen eine große taktische Herausforderung für ukrainische Offensivoperationen dar.“ Auch die Kriegsführung mit Drohnen, etwa für die Aufklärung, beherrsche Russland dem Bericht nach sehr gut.