Szenen, die fassungslos machenPutin sperrt kleine weinende Schulkinder ein: „So viel Angst hat der Mann“

Auf der ganzen Welt wird Putins Krieg verdammt, auch in Russland selbst gehen Menschen auf die Straße, um dagegen zu protestieren – und nehmen harte Strafen in Kauf. Der Kreml wiederum hat kein Erbarmen mit den Demonstranten im eigenen Land – egal, wie jung sie sind.

von Martin Gätke (mg)

Anfang der Woche gingen Tausende Russinnen und Russen auf die Straße, um der Welt zu zeigen: Das ist nicht unser Krieg, das ist Putins Krieg. Der Kreml, der jegliches Aufbegehren im Keim ersticken will, geht mit voller Härte gegen die Demos vor.

Über 6.400 Russinnen und Russen wurden von der Polizei festgenommen. Die Polizei macht auch vor Alten und Schulkindern kein Halt. Szenen, die im russischen Staatsfernsehen nicht zu sehen sind – in den sozialen Medien allerdings für jede Menge Empörung sorgen.

Putin führt nicht etwa nur einen Krieg gegen die Ukraine – er führt ihn auch gegen demokratische und freiheitliche Prinzipien. Zuletzt hat er mit einem massiv verschärften Gesetz die Pressefreiheit im Land dafür gesorgt, dass zahlreiche Medien das Land verließen. Zeitgleich läuft die Propaganda-Maschine im Staatsfernsehen auf Hochtouren: Begriffe wie „Krieg“, „Invasion“, „Angriff“ wurden verboten. Jedem, der nicht nach dieser Linie agiert, drohen viele Jahre Haft.

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Dennoch erreichen die schrecklichen Bilder des Krieges auch die Russinnen und Russen – nicht zuletzt deshalb hat Putin auch Facebook gesperrt. Anfang der Woche kam es vor allem in Moskau zu größeren Anti-Kriegs-Protesten. An ihnen nahmen nicht nur Erwachsene teil, sondern auch Kinder hielten „Nein zum Krieg“-Schilder in die Luft.

Fünf Schulkinder im Alter von sieben bis elf Jahren wollten zusammen mit ihren zwei Müttern gegen Putins Angriff demonstrieren und vor der ukrainischen Botschaft Blumen niederlegen. Doch auch vor ihnen machte die Polizei nicht Halt.

Sie wurden festgenommen, zunächst in einem Polizeiwagen festgehalten und dann zur Polizeiwache gebracht. Dort seien sie dann erst Stunden später wieder freigelassen worden, wie der britische „Guardian“ berichtet. Eine russische Anthropologin, Alexandra Archipowa, teilte Fotos und Videos der festgenommenen Kinder bei Facebook. Die verbreiteten sich rasant im Netz.

Die Videoaufnahmen zeigen, wie eine der Frauen einem weinenden Mädchen, das in einer Zelle steckt, versucht, die Situation zu erklären.

Ukraine: „Putin führt Krieg gegen Kinder“

Archipowa erklärte, die Polizei habe angeblich gedroht, den Frauen das Sorgerecht für die fünf Kinder zu entziehen. Ihnen droht ein Gerichtsverfahren und eine Geldstrafe wegen nicht näher erläuterter Anklagepunkte. Sie schrieb: „Die Eltern haben Angst.“

Auch der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba teilte Fotos der Kinder. „Putin führt Krieg gegen Kinder. In der Ukraine, wo seine Raketen Kindergärten und Waisenhäuser trafen. Und auch in Russland“, schrieb er dazu. Und fügte am Ende an: „So viel Angst hat der Mann“.

Kleine Kinder sind allerdings nicht die einzigen, die Putin mit ihrer Friedensbotschaft Angst machen. Auch alte Menschen gingen auf die Straße. In den sozialen Medien ging auch das Video der Festnahme der 77-jährigen Künstlerin und Aktivistin Jelena Osipowa viral. Sie wurde ebenfalls von einer Gruppe Polizisten abgeführt, während sie mit zwei Schildern gegen den Krieg protestierte.