„Es besteht ein echtes Risiko in Europa“Insider fürchten noch viel schlimmere Angriffs-Szenarien

Ein russischer Panzer T-72B3 feuert am Mittwoch, 12. Januar 2022, während einer Übung auf dem Kadamovskiy-Schießplatz in Südrussland. Russland hat rund 100.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine aufmarschieren lassen.

Ein russischer Panzer T-72B3 feuert am Mittwoch, 12. Januar 2022, während einer Übung auf dem Kadamovskiy-Schießplatz in Südrussland. Russland hat rund 100.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine aufmarschieren lassen, die Nato ist alarmiert.

Die Ukraine-Krise führt zu Spannungen zwischen Russland und der Nato. Was bezweckt Putin mit seinem massiven Aufmarsch von Truppen an der Grenze zur Ukraine? Laut einem Medienbericht fürchten Nato-Insider mittlerweile noch schlimmere Szenarien.

von Martin Gätke (mg)

In der Ukraine-Krise bewegt sich derzeit wenig: Sowohl die USA als auch die Nato haben in dieser Woche zwar Gespräche mit Russland geführt, um die Spannungen abzubauen. Doch die zwei Gesprächsrunden – eine am Montag in Genf und eine weitere am Mittwoch in Brüssel – brachten keinen Durchbruch.

Russland sieht vorerst auch keinen Anlass für weitere Gespräche mit dem Westen. „Ich sehe keinen Grund, sich in den kommenden Tagen zusammenzusetzen und wieder die gleichen Diskussionen zu beginnen“, sagte der stellvertretende russische Außenminister Sergej Rjabkow in einem Interview mit dem russischsprachigen Sender RTVI am Donnerstag. Er warf den westlichen Partnern fehlende „Flexibilität“ vor, um Verhandlungen über „ernste Themen“ zu führen.

Und während die Dialoge stocken, schwindet die Hoffnung innerhalb der Nato, Russland von einem möglichen Angriff abhalten zu können. Laut Medienbericht stelle man sich bereits auf noch schlimmere Szenarien ein. 

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„Es besteht ein echtes Risiko für einen neuen bewaffneten Konflikt in Europa“, zitiert der „Spiegel“ den Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg nach dem Nato-Russland-Rat am Mittwoch.

Seit Wochen lässt Russlands Präsident Wladimir Putin Truppen an der Grenze zur Ukraine aufmarschieren, rund 100.000 Soldaten sollen es inzwischen sein, hinzu kamen laut Berichten zuletzt auch Kampfflugzeuge und Hubschrauber, die verlegt worden seien. Kriegsvorbereitungen?

Ukraine-Krise: Insider zeichnen düstere Szenarien

In Brüssel jedenfalls zeichne man noch düstere Szenarien, wie „Spiegel“ aus Insider-Kreisen erfahren haben will. Man halte es nicht für ausgeschlossen, dass Putin auch über die Ukraine hinaus den bewaffneten Konflikt mit dem Westen suchen könnte.

Bei der Nato gebe es inzwischen die Befürchtung, russische Streitkräfte könnten ihre massiv gesteigerte Präsenz im Mittelmeer, im Nordatlantik und in der Arktis nutzen, um an gleich mehreren Fronten loszuschlagen – selbst gegen Nato-Staaten.

In diesem Fall sei dann auch mit massiven Desinformationskampagnen und Cyberattacken zu rechnen.

Ukraine-Krise: Keine Anzeichen auf Vorbereitungen eines Angriffs

Russland bestritt derlei Vorwürfe kategorisch, auch bei der Nato gebe es keine Anzeichen auf derlei Vorbereitungen. Doch man stelle fest, dass die  Nato Russland in einem Ernstfall weder militärisch noch digital schnell etwas entgegenzusetzen zu habe.

Was hat Putin mit dieser Provokation vor? Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) jedenfalls setzt auf ein europäisches Signal der Geschlossenheit gegenüber Russland: „Wir machen hier deutlich, dass es Sicherheit in Europa nur gemeinsam mit Europa geben kann und wir hier geschlossen auftreten“, sagte sie am Donnerstag bei dem Treffen mit ihren EU-Kollegen im westfranzösischen Brest.

Ukraine-Krise: Baerbock setzt „auf Härte, aber auch auf Dialog“

Sie plädierte für „eine Rolle, die auf Härte, aber auch auf Dialog setzt“.

Baerbock weiter: „Gegenüber autokratischen Akteuren wie Russland und China ist wichtig: Wenn Europa einen gemeinsamen Kurs fährt und geschlossen auftritt, ist es ein Schwergewicht – agiert es dagegen gespalten, kämpft es unter seiner Gewichtsklasse“.