Ukraine-KriegBlutige Straßenkämpfe in umkämpfter Stadt – Selenskyj will auch die Krym zurückerobern

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, beantwortet Fragen von Journalisten während einer Pressekonferenz in einer U-Bahn unter einem zentralen Platz in Kyjiw.

Wolodymyr Selenskyj möchte die Krym zurückerobern. Auf dem Foto vom 23. April 2022 spricht der ukrainische Präsident in Kyjiw.

Die Lage in der umkämpften ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk verschärft sich. Selenskyj gab unterdessen das Ziel aus, auch die Krym zurückerobern zu wollen.

Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj will nach eigenen Angaben auch die 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krym zurückerobern.

Wenn die ukrainische Armee entsprechende Waffen erhalte, könne sie „das Territorium befreien“, sagte Wolodymyr Selenskyj am Montagabend (13. Juni 2022) in seiner täglichen Video-Ansprache. Dies betreffe nicht nur die ostukrainische Stadt Sjewjerodonezk, sondern auch „Mariupol und die Krym“.

Selenskyj fordert Waffen: Krym soll zurückerobert werden

„Wir brauchen einfach genügend Waffen, um das alles sicherzustellen“, sagte der ukrainische Präsident. „Unsere Partner haben diese.“

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Die gegenwärtige Schlacht um Sjewjerodonezk beschrieb Selenskyj als „einfach schreckenerregend“. Auf ukrainischer Seite gebe es sehr viele Opfer. Daher müsse der Westen seine Waffenlieferungen beschleunigen. „Nur eine moderne Artillerie stellt unseren Vorteil sicher“, betonte Selenskyj.

Präsidentenberater Mychailo Podoljak listete am Montag Rüstungsgüter auf, die die Armee der Ukraine benötige. Dazu zählten hunderte Haubitzen, Panzer und gepanzerte Fahrzeuge. „Um es direkt zu sagen – um diesen Krieg zu beenden, brauchen wir schwere Waffen“, schrieb Podoljak im Onlinedienst Twitter.

Der Regionalgouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj, sagte am Montag dem Sender Radio Free Europe, die russische Armee habe die ukrainischen Truppen aus dem Zentrum von Sjewjerodonezk zurückgedrängt. „Sie haben alle Brücken zerstört, und in die Stadt zu kommen, ist nicht mehr möglich“, schilderte Hajdaj die Lage. „Evakuierungen sind auch nicht möglich.“

Der Verwaltungschef von Sjewjerodonzek, Oleksandr Striuk, zeichnete am Dienstag ein anderes Bild der Lage. „Die massiven Bombardements haben eine dritte Brücke“ über den Fluss Siwerskyj Donez zerstört, der Sjewjerodonzek von der ukrainisch-kontrollierten Nachbarstadt Lyssytschansk trennt. Sjewjerodonzek sei aber „nicht isoliert“, sagte Striuk einem ukrainischen Fernsehsender.

„Es gibt Kommunikationswege, auch wenn die ziemlich kompliziert sind.“ Die russische Armee habe ihre Eroberungspläne für die Stadt nicht aufgegeben, aber die ukrainische Armee halte sich gut.

Striuk führte aus, dass es Straßenkämpfe in Sjewjerodonezk gebe und die Lage sich „von Stunde zu Stunde“ ändere. 540 bis 560 Menschen hätten im Untergeschoss der großen Asot-Chemiefabrik Zuflucht gesucht. Ihre Versorgung sei „schwierig“, aber es gebe noch „einige Reserven“ in der Fabrik.

Wie Hajdaj am Dienstag erklärte, wurde die Fabrik von der russischen Armee beschossen. Diese versuche, Sjewjerodonezk, Lyssytschansk sowie die nahegelegenen Ortschaften Prywillja und Boriwske einzukreisen. Dafür habe sie Verstärkung durch zwei Bataillonkampfgruppen erhalten. „Die Lage ist extrem ernst“, fügte der Gouverneur hinzu.

Lage in Sjewjerodonezk verschärft sich: „Ergeben oder sterben“

Am Vortag hatte Hajdaj erklärt, die russische Armee kontrolliere 70 bis 80 Prozent der strategisch wichtigen Stadt. Sjewjerodonezk sei aber weder eingenommen noch eingekesselt.

Eduard Basurin, ein Vertreter der pro-russischen Separatisten in Luhansk, sagte angesichts des Vorrückens der russischen Armee, die ukrainischen Truppen in der Region hätten nur zwei Möglichkeiten: „sich zu ergeben oder zu sterben“.

Eine Eroberung von Sjewjerodonezk würde der russischen Armee den Weg nach Slowjansk und nach Kramatorsk, der Hauptstadt der Nachbarregion Donezk, öffnen. Dies ist für Russland eine unumgängliche Etappe, um den gesamten Donbass unter seine Kontrolle zu bringen. (afp/gr)