Mitten in der Vize-DebattePlötzlich taucht unangenehmer Gast im Haar von Pence auf

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Während der TV-Debatte macht es sich eine Fliege auf dem Kopf von Vize Mike Pence gemütlich – ganze zwei Minuten lang.

Salt Lake City – Nachdem das TV-Duell von Donald Trump und Joe Biden im Chaos versank, bekamen die Amerikaner zumindest von ihren Vize-Kandidaten eine geordnetere Debatte geboten.

Neue Positionen kamen nicht heraus – aber Mike Pence und Kamala Harris konnten ihre Fähigkeiten zeigen. Und ein unangenehmer Gast hat den Kandidaten kurzzeitig die Show gestohlen.

Denn eine schwarze Fliege saß auf dem silbernen Haar von US-Vizepräsident Pence in seiner einzigen TV-Debatte vor der US-Präsidentenwahl gegen Kamala Harris.

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„Die Fliege, die ganze zwei Minuten lang auf dem Kopf von Pence saß, ist vielleicht der Teil des Abends, an den man sich am besten erinnern wird“, schrieb der Journalist Nate Silver von der Webseite FiveThirtyEight. Pence und  Harris ließen sich von der Fliege nicht aus dem Konzept bringen.

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Ganz Amerika spricht über den unangenehmen Gast im Haar von Vize Mike Pence.

Biden instrumentalisierte die Fliege umgehend für seinen und Harris' Wahlkampf. Er verbreitete etwa ein Bild von sich mit einer Fliegenklatsche, in der Unterstützer um eine Spende in Höhe von fünf Dollar gebeten werden.

Kamala Harris: „Größtes Versagen einer Regierung in der Geschichte unseres Landes”

Ein anderes zentrales Thema des Abends: Corona. „Das amerikanische Volk ist Zeuge des größten Versagens einer Regierung in der Geschichte unseres Landes geworden“, sagte Harris am Mittwoch in Salt Lake City auf einer Bühne mit Vizepräsident Mike Pence.

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Nachdem das TV-Duell von Donald Trump und Joe Biden im Chaos versank, bekamen die Amerikaner zumindest von ihren Vize-Kandidaten eine geordnetere Debatte geboten.

„Das amerikanische Volk hat Opfer bringen müssen wegen der Inkompetenz dieser Regierung.“ Pence konterte mit dem oft auch von Donald Trump vorgebrachten Argument, dass Maßnahmen seiner Regierung hunderttausende Menschenleben gerettet hätten.

Pence gegen Harris: Vize-Kandidaten zeigen, dass es anders geht

Die Debatte verlief viel geordneter als das Duell von Trump und Herausforderer Joe Biden, das eine Woche zuvor im Chaos versunken war.

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US-Vize Mike Pence bei seiner Debatte gegen Kandidatin Kamala Harris.

Der Auslöser dafür war vor allem, dass Trump immer wieder Biden ins Wort fiel. Die Vize-Kandidaten unterbrachen einander kaum - auch weil Harris zwei Anläufe von Pence mit einem resoluten „Mr. Vizepräsident, jetzt rede ich“ unterband.

Dafür überzog Pence immer wieder die ihm zugeteilte Zeit. Er ließ sich auch von der Moderatorin - der Journalistin Susan Page von der Zeitung „USA Today“ - nicht stoppen und redete einfach weiter.

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Die demokratische Kandidatin Kamala Harris und ihr Ehemann Douglas Emhoff.

Pence fiel auch damit auf, dass er mehrfach einfach die Fragen ignorierte und stattdessen die Botschaften platzierte, die er unterbringen wollte. So redete er bei einer Frage nach der Position zu Abtreibungen zunächst einmal darüber weiter, wie die Trump-Regierung Irans Top-General Ghassem Soleimani mit einem Raketenangriff getötet hatte.

Kandidaten wichen Frage nach Machtübergabe aus

Beide Kandidaten wichen der Frage aus, wie ihre Absprachen mit den jeweiligen Präsidentschaftsanwärtern für eine Machtübergabe sind. Es ist ein wichtiger Punkt: Trump ist 74 Jahre alt und an Covid-19 erkrankt, Biden ist 77. Jeder der beiden wäre bei Amtsantritt im Januar 2021 der älteste Präsident in der US-Geschichte. Moderatorin Page hakte nicht nach.

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Mit dabei: Die Tochter des Vize-Präsidenten Mike Pence, Schauspielerin Charlotte Pence Bond.

Genauso wenig beantwortete Harris die von Pence gestellte Frage, ob Biden und die Demokraten im Falle ihres Wahlsiegs und der Rückeroberung der Mehrheit im Senat das Oberste Gericht vergrößern würden.

Die Republikaner versuchen gerade, die Juristin Amy Coney Barrett in das höchste US-Gericht zu bringen.

Vize Pence: „Denke, wir werden diese Wahl gewinnen“

Sie würde eine konservative Mehrheit im Gericht zementieren. Pence ging nicht darauf ein, ob Trump und er eine Wahlniederlage akzeptieren würden. „Ich denke, wir werden diese Wahl gewinnen“, sagte der Vizepräsident. Trump liegt in landesweiten Umfragen deutlich hinter Biden zurück.

Harris betonte, dass Biden als Präsident die Steuerreform von Trump rückgängig machen würde. Pence erklärte daraufhin, dass dies Steuererhöhungen für die Wähler bedeuten würde.

Harris versicherte: „Joe Biden wird für niemanden die Steuern erhöhen, der weniger als 400 000 Dollar im Jahr verdient.“ Harris sagte auch, dass eine Biden-Regierung „mit Stolz“ wieder dem Pariser Klimaschutz-Abkommen beitreten würde.

Vize Pence wich Frage nach Klimawandel aus

Pence wich unterdessen der direkten Frage aus, ob er den Klimawandel für eine existenzielle Bedrohung halte. „Das Klima ändert sich, wir werden der Wissenschaft folgen“, sagte er. Harris bezeichnete den Klimawandel als „eine existenzielle Bedrohung für uns als Menschen“.

Pence griff mehrfach die politische Vergangenheit von Joe Biden als Vizepräsident von Barack Obama und US-Senator an. Unter anderem hielt er ihm vor, dass Jobs an China verlorengegangen seien und dass die Gesundheitsreform von Obama versagt habe.

Debatte Pence vs. Harris: Maskenpflicht und Distanz

Harris (55) und Pence (61) bestritten ihr rund 90-minütiges Duell auf etwa 3,7 Metern Distanz zueinander und zusätzlich getrennt von Plexiglasscheiben. Für die wenigen Zuschauer der Debatte vor Ort galt eine Maskenpflicht. (dpa/mg)