Kreml-Pilot wird 50Was macht eigentlich Mathias Rust und was wurde aus der Cessna?

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Mathias Rust landet mit seiner Cessna auf dem Roten Platz in Moskau. Heute bereut er den legendären Flug.

Hamburg – Der Ruhm des Mathias Rust, der heute von der Öffentlichkeit weitgehend vergessen seinen 50. Geburtstag feiert, begann an jenem Maitag vor 31 Jahren, als er um 18.40 Uhr über dem Roten Platz in Moskau kreiste, um schließlich auf der Brücke über den Fluss Moskwa zu landen und sein Flugzeug an der Basilius-Kathedrale zum Halten zu bringen.

Heute würde er wohl nicht mehr auf so eine Schnapsidee kommen. Das hat Rust bei einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte eingeräumt.

Im Jahr 2012 in der Talkshow von Markus Lanz. Zwischenzeitlich habe er seine Aktion von 1987 bereut, sagte er. „Hätte ich es nicht gemacht, hätte ich ein einfacheres Leben gehabt.“

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Rust 1987 in Moskau vor Gericht. 15 Monate war er im Gefängnis.

Mathias Rust zu vier Jahren Arbeitslager verurteilt

In Moskau war Rust 1987 wegen illegaler Einreise, Verletzung der internationalen Luftverkehrsregeln und Hooliganismus zu vier Jahren Arbeitslager verurteilt worden.

Lesen Sie hier: Was wurde aus der Rust-Cessna?

Doch deutsche Politiker setzten sich bei Kreml-Chef Michail Gorbatschow für den jungen Mann ein, der schließlich nach 432 Tagen in einem normalen Moskauer Gefängnis heim nach Deutschland durfte.

Dort machte er mit seiner Geschichte zunächst noch einmal Kasse, indem er einen Exklusivvertrag mit dem „Stern“ abschloss. Aber als Heldengeschichte passte die Story nicht so recht in die damalige Zeit, zumal sich Rust auch eher als politischer Wirrkopf entpuppte denn als Menschenrechtsaktivist mit einer klaren Botschaft.

Im Krankenhaus Schwesterschülerin niedergestochen

Der Ruhm war also schnell verblasst, womit Rust offenbar nur schwer klarkam. Im Jahr 1989 stach er als Zivildienstleistender in einem Krankenhaus in Rissen eine Schwesternschülerin nieder. Die junge Frau hatte sich angeblich gegen einen Kuss gewehrt, den Rust ihr geben wollte, und ihn – so behauptete er es später – verspottet.

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Die Flugroute von Mathias Rust

Die Frau wurde lebensgefährlich verletzt, kam gerade so mit dem Leben davon. Im Prozess bescheinigte ein Psychologe dem Täter „Größenfantasien“ und eine „narzisstische Persönlichkeitsstörung“. Rust musste ins Gefängnis. Zweieinhalb Jahre sollte er wegen versuchten Totschlags absitzen, kam im Oktober 1993 aber schon nach 15 Monaten wieder frei.

Mathias Rust wurde beim Diebstahl erwischt

Es blieb nicht die einzige Kollision des Kreml-Fliegers mit dem Gesetz. Nach der Jahrtausendwende klaute er in einem Hamburger Kaufhaus einen Kaschmir-Pullover im Wert von umgerechnet knapp 90 Euro.

2001 verurteilte ihn ein Gericht deshalb zu einer Geldstrafe. Ein paar Jahre später stellte er einem Spediteur aus der Hansestadt ungedeckte Schecks aus – wieder landete Rust vor Gericht und wurde erneut zu einer Geldstrafe verurteilt.

Danach aber schien es im Leben des Mathias Rust aufwärts zu gehen. Im Jahr 2008 schilderte er sein neues Leben, in dem Geld nun angeblich keine Rolle mehr spielte. „Für meinen Lebensunterhalt muss ich nicht mehr arbeiten“, sagte er damals. Rust gab an, Boots- und Autorennen in Estland zu organisieren, zwischen dem Baltikum, Wedel und der Karibik zu pendeln und beim Pokerspiel jede Menge Geld zu verdienen. „Auf einer Yacht habe ich mal an nur fünf Abenden 750.000 Euro gewonnen“, prahlte er.

Gast in der Talkshow von Markus Lanz

2012, in der Talkshow von Markus Lanz, verkündete Rust seine damals aktuellsten Pläne. Zum Yoga-Lehrer wollte er sich ausbilden lassen und eine Yoga-Schule eröffnen, erzählte er. Was daraus wurde, weiß man nicht.

Rusts Flugzeug, mit dem er im Mai 1987 bis ins Herz des Ostblocks vorgedrungen war, hatte die Sowjetunion beschlagnahmt.

Inzwischen ist die amerikanische Cessna vom Typ 172P längst wieder in Deutschland – seit einigen Jahren kann man sie im Berliner Technikmuseum bewundern.