Der Drogeriemarkt DM will rezeptfreie, aber apothekenpflichtige Medikamente verkaufen – Zoff ist da vorprogrammiert!
Verkauf von MedikamentenDrogerie-Riese greift Apotheken an – jetzt droht Zoff
Die Drogeriekette DM will künftig Schmerztabletten, Nasenspray und Hustenhemmer verkaufen. Zwar nur online, doch der Plan sorgt für gewaltigen Ärger. Apothekerinnen und Apotheker schlagen Alarm! Denn es handelt sich um apothekenpflichtige Medikamente.
DM-Chef Christoph Werner kündigte an: „Stand heute gehen wir davon aus, dass wir wie geplant noch in diesem Kalenderjahr mit der Versand-Apotheke starten werden.“
Der Trick dabei: Die Medikamente sollen aus einem neuen Verteilzentrum in Tschechien kommen. So umgeht der Konzern deutsche Gesetze, die den Verkauf in Drogerie-Filialen verbieten. Auch Konkurrenten wie Rossmann und Lidl sollen den Markt bereits im Visier haben.
Die Pläne sorgen bei Apothekerinnen und Apothekern für helle Aufregung. „Arzneimittel sind besondere Produkte, die einer fachkundigen Beratung bedürfen. Diese Beratung bekommt man im persönlichen Gespräch in der Apotheke. Das ist unersetzbar“, schimpft Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Köln. Gerade wenn Medikamente schnell gebraucht werden, sei eine Apotheke in der Nähe unverzichtbar, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger.“
Zahl der Apotheken in Köln um 20 Prozent gesunken
Doch genau die werden immer weniger! Allein in Köln ist die Zahl der Apotheken seit 2010 um dramatische 20 Prozent gesunken. Von 267 blieben Anfang des Jahres nur noch 211 übrig. Preis glaubt trotzdem, dass der DM-Vorstoß vor allem Online-Händlern wie Docmorris schaden wird, nicht den Apotheken vor Ort.
Auch Verbraucherschützerinnen und Verbraucherschützer sind alarmiert. Susanne Punsmann von der Verbraucherzentrale NRW äußert rechtliche Bedenken. Ist klar ersichtlich, dass ein Drittanbieter verkauft? Gibt es pharmazeutisches Personal für die Beratung? „Wir werden daher nun abwarten müssen, was DM genau plant“, so Punsmann.
Sie betont die besondere Rolle der Patientinnen und Patienten: „Beim Kauf von Arzneimitteln haben wir es ja nicht nur mit Verbraucherinnen und Verbrauchern zu tun, sondern mit Patientinnen und Patienten.“ Diese seien auf das Fachwissen angewiesen. „Auch deshalb hat der Gesetzgeber bewusst zwischen Arzneimitteln unterschieden, die frei verkäuflich sind und anderen, die wegen des erhöhten Beratungsbedarfs nur in der Apotheke erhältlich sind.“
DM-Chef Werner schießt unterdessen zurück und wirft den Kritikerinnen und Kritikern in Deutschland „Besitzstandwahrung“ vor. Er sieht eine „Gesundheitskrise“ aufziehen, weil viele Fachkräfte aus den Gesundheitsberufen in Rente gehen. „Wir laufen auf einen Engpass zu. Deswegen glauben wir, dass Menschen offen sein werden für Angebote auch außerhalb der klassischen Praxen.“
Der Online-Handel ist nicht der einzige Vorstoß von DM. Die Kette testet bereits in vier Läden, darunter in Köln am Hohenstaufenring, Augen-Screenings per KI-Auswertung.
Doch auch hier gibt es massive Kritik. Berufsverbände der Augenärztinnen und Augenärzte sowie der Dermatologinnen und Dermatologen warnen vor fachlichen Mängeln und Verunsicherung. Verbraucherexpertin Punsmann fasst die Lage zusammen: „Gesundheit gehört in die Hände von Expertinnen und Experten, und zwar von solchen, die es auch objektiv sind und sich nicht nur dafür halten.“ (red)
