Es ist offiziell: Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) tritt zurĂŒck. Bundeskanzler Olaf Scholz muss damit ein Ministerium neu besetzen, das durch den Ukraine-Krieg besonders im Fokus steht.
RĂŒcktritt fixVerteidigungsministerin Lambrecht bittet Scholz um Entlassung
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht tritt zurĂŒck. Sie habe Bundeskanzler Olaf Scholz (beide SPD) um Entlassung gebeten, hieĂ in einer ErklĂ€rung der Ministerin, die der Deutschen Presse-Agentur am Montag (16. Januar 2023) aus dem Verteidigungsministerium vorlag.
âDie monatelange mediale Fokussierung auf meine Person lĂ€sst eine sachliche Berichterstattung und Diskussion ĂŒber die Soldatinnen und Soldaten, die Bundeswehr und sicherheitspolitische Weichenstellungen im Interesse der BĂŒrgerinnen und BĂŒrger Deutschlands kaum zuâ, schreibt Lambrecht demnach. âDie wertvolle Arbeit der Soldatinnen und Soldaten und der vielen motivierten Menschen im GeschĂ€ftsbereich muss im Vordergrund stehen. Ich habe mich deshalb entschieden, mein Amt zur VerfĂŒgung zu stellen.â Sie danke allen, âdie sich jeden Tag fĂŒr unsere Sicherheit engagieren und wĂŒnsche ihnen von Herzen alles erdenklich Gute fĂŒr die Zukunft.â
RĂŒcktritt von Verteidigungsministerin Lambrecht offiziell
Bereits am Freitagabend hatten mehrere Medien ĂŒbereinstimmend berichtet, Lambrecht stehe vor einem RĂŒckzug von ihrem Ministerposten. Die 57-JĂ€hrige steht seit Monaten in der Kritik, die oppositionelle Union hatte wiederholt ihren RĂŒcktritt gefordert. Kritiker warfen ihr etwa die schleppend angelaufene Beschaffung fĂŒr die Bundeswehr oder fehlende Sachkenntnis, aber auch ihr Auftreten in der Ăffentlichkeit vor.
So machte ein Foto ihres Sohnes auf Mitreise in einem Bundeswehrhubschrauber Negativschlagzeilen. JĂŒngst sorgte sie fĂŒr Irritationen mit einer auf Instagram verbreiteten Neujahrsbotschaft, in der sie begleitet von Silvesterfeuerwerk ĂŒber den Ukraine-Krieg sprach.
Damit muss nun ein zentraler Posten im Ampel-Kabinett von Bundeskanzler Olaf Scholz neu besetzt werden. Das Verteidigungsministerium ist infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zusĂ€tzlich in den Fokus gerĂŒckt. Deutschland hatte als Reaktion ein 100-Milliarden-Euro-Programm aufgelegt, um die Bundeswehr besser auszurĂŒsten. Auch bei der UnterstĂŒtzung der Ukraine spielt das Verteidigungsministerium eine wichtige Rolle.
Mitte Dezember hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) seine Verteidigungsministerin noch gegen Kritik in Schutz genommen. âDie Bundeswehr hat eine erstklassige Verteidigungsministerinâ, sagte Scholz damals der âSĂŒddeutschen Zeitungâ. âĂber manche Kritik kann ich mich nur wundern.â Es gehe jetzt darum, die Bundeswehr langfristig zu stĂ€rken und sie verlĂ€sslich mit Waffen und Munition auszurĂŒsten.
Lambrecht hatte mit dem Start der Ampel-Regierung Ende 2021 das Verteidigungsministerium ĂŒbernommen. Zuvor war sie im letzten Kabinett von Angela Merkel (CDU) Bundesjustizministerin gewesen, nach dem RĂŒcktritt von Franziska Giffey hatte sie zusĂ€tzlich das Familienministerium gefĂŒhrt.
Lambrecht ist bereits die zweite Ministerin, die seit dem Start der Ampel-Regierung ihr Amt wieder abgibt. Im vergangenen Jahr war die GrĂŒnen-Politikerin Anne Spiegel als Familienministerin zurĂŒckgetreten - wegen ihrer Rolle als rheinland-pfĂ€lzische Umweltministerin wĂ€hrend der Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021. (dpa)