Vor Gipfel am FreitagKarl Lauterbach deutlich: „Verschärfungen werden leider notwendig sein“

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD, hier am 4. Dezember bei der Videokonferenz des Expertenrats zur Corona Pandemie) setzt sich für noch härtere Corona-Maßnahmen ein.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD, hier am 4. Dezember bei der Videokonferenz des Expertenrats zur Corona Pandemie) setzt sich für noch härtere Corona-Maßnahmen ein.

Vor dem Corona-Gipfel am Freitag spricht sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach für härtere Regeln aus. Schon jetzt scheint festzustehen: Für Ungeimpfte wird es wohl noch mehr Einschränkungen geben.

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern kommen an diesem Mittwoch (5. Januar) kurzfristig zu einer Videokonferenz zusammen, um über eine Änderung der Corona-Regeln zu beraten.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach sich einem Medienbericht zufolge vor den Gesprächen für härtere Kontaktbeschränkungen aus.

„Verschärfungen werden leider notwendig sein, um der schweren Welle, die auf uns zukommt, zu begegnen“, sagte der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch). „Ich werde dazu Vorschläge machen.“ Details nannte Karl Lauterbach nicht.

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Corona-Gipfel am Freitag: Kürzere Quarantäne im Gespräch

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidenten der Länder wollen am Freitag den weiteren Kurs festlegen und neue Beschlüsse fassen. Im Gespräch ist auch eine Verkürzung der Quarantäne, um wichtige Versorgungsbereiche aufrechterhalten zu können, falls die Infektionszahlen wegen der Ausbreitung der Omikron-Variante stark ansteigen sollten.

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Mittwoch einen Anstieg der offiziellen bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz. Es gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche mit 258,6 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 239,9 gelegen, vor einer Woche bei 205,5 (Vormonat: 439,2). Zu einer Sonderschalte treffen sich am Mittwoch auch die Kultusminister der Länder. Sie wollen erörtern, wie der Schulbetrieb bei einem Anwachsen der Omikron-Welle gesichert werden kann.

Omikron in einigen Bundesländern schon jetzt dominant

In einigen Bundesländern wie Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Baden-Württemberg ist die Virusvariante Omikron nach Angaben der zuständigen Landesbehörden bereits vorherrschend. Regional werden Corona-Auflagen teils schon verschärft. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit dem 30. Dezember von Tag zu Tag an.

Bundesgesundheitsminister Lauterbach betonte, insbesondere für Ungeimpfte gebe es keinen Grund zur Entwarnung. „Man kann ihnen nicht in Aussicht stellen, dass für sie die Kontaktbeschränkungen kurz- oder mittelfristig aufgehoben werden“, so der Minister. „Mein Appell an die Ungeimpften ist, dass sie sich schnell zumindest einmal impfen lassen, damit sie wenigstens für den ganz schweren Krankheitsverlauf eine wichtige Schutzwirkung haben.“

Corona-Gipfel am Freitag: Wichtige Bereiche sollen entlastet werden

Der SPD-Politiker verteidigte seinen Vorstoß, die Quarantäne mit Blick auf die Omikron-Variante zu verkürzen. „Studien zeigen, dass die Generationszeit - also auch die Phase, in der sich das Virus im Körper ausbreitet und die Phase, in der ein Mensch ansteckend ist - bei Omikron viel kürzer ist“, erläuterte er. „Wir können also bis zu einem gewissen Grad die Quarantänezeit verkürzen, ohne ins Risiko zu gehen.“

Hintergrund der Überlegungen ist die Sorge, dass wichtige Versorgungsbereiche gefährdet sein könnten, wenn die Infektionszahlen sprunghaft steigen und viele Beschäftigte gleichzeitig in Quarantäne müssten. Lauterbach nannte insbesondere Krankenhäuser, Altenpflege, Polizei, Feuerwehr sowie die Wasser- und Stromversorgung. Für diese Bereiche seien neue Quarantäne- und Isolationsregeln nötig. Auch die Bereiche Schule und Reisen müssten bedacht werden.

Flächendeckender Lockdown nicht mehr möglich

Ein flächendeckender Lockdown ist nach Änderungen am Infektionsschutzgesetz durch die Ampel-Parteien inzwischen nicht mehr möglich. „Wir wollen auch künftig flächendeckende und pauschale Schließungen vermeiden“, versicherte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) im Gespräch mit den Tageszeitungen „Stuttgarter Zeitung“, „Stuttgarter Nachrichten“ und den Partnerzeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft.

Die Auffrischungsimpfung ist aus Sicht Lauterbachs der beste Schutz gegen die Omikron-Variante. „Nach der Modellierung des Robert Koch-Instituts sollte das Ziel sein, dass mehr als 80 Prozent der doppelt geimpften auch geboostert sind, also rechnerisch 56 Prozent der Bevölkerung“, sagte er. „Dann hat es Omikron schwer.“

Ähnlich äußerte sich der Virologe Christian Drosten: „Was richtig schützt gegen Omikron, ist die Dreifach-Impfung“, sagte der Wissenschaftler von der Berliner Charité im Podcast „Coronavirus-Update“ bei NDR-Info. Deshalb sei die starke Konzentration auf die Booster-Impfungen in Deutschland richtig und wichtig. (dpa/mg)