Israels GeheimwaffeMysteriös und mörderisch – so arbeitet der Mossad

Der israelische Geheimdienst Mossad gilt als einer der besten der Welt. Für Israels Angriff hat der Auslandsgeheimdienst wichtige Vorarbeit geleistet. Mit welchen Methoden arbeitet er? Und was macht ihn so einzigartig?

Der Mossad – zahlreiche Mythen und Legenden ranken sich um Israels Geheimdienst. Er gilt als einer der besten und kompromisslosesten der Welt. Der Mossad kann spektakuläre Erfolge vorweisen, musste aber auch heftige Niederlagen einstecken. Wie tickt der israelische Auslandsgeheimdienst?

Den Großangriff Israels gegen den Iran haben Berichten zufolge Agenten des Mossad unterstützt und vorbereitet.

Mossad bereitete den Großangriff auf den Iran vor

Dabei sollen die Agenten tief im Inneren des Irans im Einsatz gewesen sein. Unter anderem platzierten und bedienten sie Präzisionswaffen und Drohnen mitten im Feindesland, um Luftabwehrstellungen und Raketensilos zu zerstören. Folglich hatten Israels Kampfjets freie Hand, Kommandobunker der iranischen Militärführung und Atomanlagen zu bombardieren. Die jüngste Aktion reiht sich ein in etliche spektakuläre Einsätze des israelischen Auslandsgeheimdienstes.

Argentinien, 1960: Entführung von NS-Verbrecher Adolf Eichmann

Die Entführung des deutschen NS-Verbrechers Adolf Eichmann durch den israelischen Geheimdienst ist legendär. Mossad-Spione spüren Eichmann, der einer der Hauptverantwortlichen für die Deportation und Ermordung der europäischen Juden war, im Jahr 1960 in Argentinien auf. Sie überwältigen ihn auf offener Straße in Buenos Aires. Per Flugzeug wird Eichmann unbemerkt nach Israel gebracht, wo er zum Tode verurteilt und 1962 hingerichtet wird.

1996: Sprengstoff am Mobiltelefon von Jihia Ajasch

Im Januar 1996 tötet der israelische Geheimdienst den Hamas-Militärchef und Bombenbauer Jihia Ajasch durch Sprengstoff in seinem Mobiltelefon, welcher aus der Ferne gezündet wird. Israel sei damals – soweit bekannt – das erste Land gewesen, das ein Kommunikationsgerät für ein Attentat genutzt habe, schrieb der israelische Geheimdienstexperte Ronen Bergman.

Jordanien, 1997: Fehlgeschlagener Anschlag auf Chaled Maschaal

Die versuchte Tötung des Hamas-Führers Chaled Maschaal, heute eine Art „Außenminister“ der islamistischen Organisation, im September 1997 gilt als einer der größten Fehlschläge des Mossad. Israelische Agenten versuchen, Maschaal in der jordanischen Hauptstadt Amman mit einem tödlichen Gift zu besprühen. König Hussein reagiert so empört auf den Giftanschlag, dass er den damaligen und heutigen Regierungschef Benjamin Netanjahu zwingt, ein Gegengift zur Rettung Maschaals liefern zu lassen.

Um die bei der Attacke festgenommenen zwei Agenten aus jordanischer Haft zu befreien, ist Israel gezwungen, den spirituellen Hamas-Führer Ahmed Jassin freizulassen. 2004 stirbt dieser dann bei einem gezielten Luftangriff Israels.

Schweiz, 1998: Mossad-Agenten bei Abhörversuch geschnappt

Fünf Agenten werden im Februar 1998 bei dem Versuch ertappt, als sie in einem Wohnhaus in einer Randgemeinde von Bern Abhöranlagen installieren wollen. Die Polizei nimmt einen Mann fest, vier lässt sie nach Überprüfung ihrer falschen Pässe laufen. Der verhaftete Agent kommt mit einer Bewährungsstrafe davon. Der Vorfall trägt maßgeblich zum Rücktritt des damaligen Mossad-Chefs Danny Jatom bei.

Dubai, 2010: Tötung von Hamas-Militärführer Mahmud al-Mabhuh

Im Januar 2010 wird Hamas-Militärführer Mahmud al-Mabhuh in seinem Hotelzimmer in Dubai getötet. Er wird zunächst mit Medikamenten ruhiggestellt und dann erstickt. Israelische Medien bezeichnen Al-Mabhuh als Drahtzieher der Verschleppung und Ermordung israelischer Soldaten im Jahr 1989. Die arabischen Behörden verdächtigen 27 Beteiligte, die mit gefälschten europäischen Pässen eingereist sind und Dubai unmittelbar nach der Tat verlassen haben sollen. Rund einen Monat später beschuldigt Dubais Polizeichef den Mossad, Israel streitet jede Beteiligung ab.

Iran, 2020: Tötung eines iranischen Top-Atomwissenschaftlers

Im November 2020 wird der iranische Atomwissenschaftler Mohsen Fachrisadeh in einem Vorort von Teheran in seinem Wagen durch Schüsse tödlich verletzt. Zum Tod des Leiters der Abteilung für Forschung und technologische Erneuerung im iranischen Verteidigungsministerium hat sich Israel bis heute nicht bekannt. Es bleibt auch unklar, ob Fachrisadeh von physischen Attentätern oder einer ferngesteuerten Waffe erschossen wurde. US-Regierungsstellen gingen damals von einer israelischen Urheberschaft aus. Für viele ist die Handschrift des Mossad auch hier unverkennbar.

Iran, 2024: Tötung von Hamas-Chef Ismail Hanija

Im Juli 2024 befindet sich Hamas-Auslandschef Ismail Hanija auf einem Besuch in der iranischen Hauptstadt Teheran, um der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian beizuwohnen. Wenige Stunden später wird Hanija in einer Residenz im Norden der Hauptstadt bei einem Angriff getötet. Israel gibt zwei Monate später zu, dass der Mossad Hanija mit einer ferngezündeten Bombe getötet hat. Der Auslandschef ist der ranghöchste Hamas-Anführer, der seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 getötet wurde.

Libanon, 2024: Manipulierte Pager töten Hisbollah-Leute

Im September 2024 explodieren die Pager und Handfunkgeräte tausender Funktionäre der proiranischen Hisbollah-Miliz im Libanon. 37 Menschen werden getötet, mehr als 3.000 erleiden Verletzungen. Der Mossad hat die Aktion akribisch und von langer Hand vorbereitet. Die in Taiwan produzierten Geräte wurden über ein internationales Geflecht von Tarn-Firmen des Mossad insgeheim nach Israel umgelenkt, bevor sie den Libanon erreichten. In Israel bauten Mossad-Spezialisten die kleinen Sprengsätze in die Geräte ein. Jahre später erteilte Israels Regierung den Befehl zu ihrer Detonation. (dpa)