Russland präsentiert AusredePutin dreht Deutschland den Gashahn weiter zu

Das von Wladimir Putin regierte Russland erklärt, dass ab Samstag entgegen der Ankündigung nicht wieder Gas nach Deutschland fließen könne. Als Grund präsentiert Russland einen Ölaustritt.

Durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 wird von diesem Samstag an anders als angekündigt weiter kein Gas fließen. Das teilte der Staatskonzern Gazprom am Freitag (2. September 2022) bei Telegram mit.

Grund sei ein vermeintlicher Ölaustritt in der Kompressorstation Portowaja. Bis zur Beseitigung bleibe der Gasdurchfluss gestoppt.

Nord Stream 1: Dreitägiger Gas-Lieferstopp aus Russland

Nach einem dreitägigen Lieferstopp waren für Samstagmorgen wieder Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 erwartet worden. Nach vorläufigen Netzdaten vom Freitag war für 2 Uhr wieder Gasfluss durch die Ostseeleitung angekündigt.

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Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums erklärte am Freitagabend, die Meldungen von Gazprom habe man zur Kenntnis genommen. „Wir kommentieren diese in der Sache nicht, aber die Unzuverlässigkeit Russlands haben wir in den vergangenen Wochen bereits gesehen und entsprechend haben wir unsere Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeit von russischen Energieimporten unbeirrt und konsequent fortgesetzt. Dadurch sind wir jetzt wesentlich besser gerüstet als noch vor einigen Monaten.“

Lage auf dem Gasmarkt angespannt

Die Lage auf dem Gasmarkt sei angespannt, die Versorgungssicherheit aber gewährleistet, sagte die Sprecherin. Die Gasspeicher seien außerdem zu 84,3 Prozent gefüllt. „Das Oktober-Speicherziel von 85 Prozent dürfte daher schon in den ersten Septembertagen erreicht sein.“ Auch bei der Versorgung über andere Lieferwege als russische Pipelines und neue Anlandekapazitäten für Flüssiggas komme man gut voran.

Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, betonte die Bedeutung der deutschen Vorsorgemaßnahmen. „Angesichts der russischen Entscheidung, vorerst kein Gas über Nord Stream 1 fließen zu lassen, gewinnen die LNG Terminals, die relevanten Speicherstände und signifikante Einsparnotwendigkeiten an Bedeutung“, twitterte Müller am Freitagabend. „Gut, dass Deutschland inzwischen besser vorbereitet ist, jetzt kommt es aber auf jede/n an“, schrieb Müller weiter.

Das weitaus meiste Erdgas erhält Deutschland inzwischen aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Am Donnerstag flossen nach Angaben der Bundesnetzagentur rund 2900 Gigawattstunden Erdgas aus diesen Ländern nach Deutschland.

Zum Vergleich: Am Montag, dem letzten Tag vor der angekündigten Lieferreduktion, transportierte Nord Stream 1 rund 348 Gigawattstunden russisches Erdgas. Die eingespeicherte Menge betrug zuletzt immer ein Mehrfaches dieser Liefermenge aus Russland. So wurden etwa am Mittwoch 965 Gigawattstunden Erdgas in Deutschland eingespeichert, gleichzeitig wurden den Speichern 354 Gigawattstunden entnommen. Unterm Strich blieben also 611 Gigawattstunden in den Speichern.

Seit Mittwochmorgen bereits fließt kein Gas durch die zuletzt wichtigste Pipeline für Gas aus Russland nach Deutschland. Grund sind laut dem russischen Energiekonzern Gazprom Wartungsarbeiten an einer Kompressorstation.

Nord Stream 1: Lieferstopp sollte eigentlich nur bis 2. September dauern

Das Unternehmen hatte angekündigt, dass der Lieferstopp bis zum 2. September andauern werde. Zweifel an der Begründung für den Lieferstopp hatte der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, geäußert.

Vor dem Lieferstopp war die Pipeline nur noch zu etwa 20 Prozent ausgelastet worden. Gazprom verweist mit Blick auf die Reduzierung der Liefermenge ebenfalls auf technische Gründe. Zweifel daran kamen unter anderem von der Bundesregierung. Der Kreml in Moskau schloss zuletzt auch weitere Lieferunterbrechungen nicht aus. (dpa)