Brisanter Brief von AKW-BetreiberHabecks Energie-Plan „technisch nicht machbar“

Zwei der drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke sollen noch bis nächstes Jahr weiterlaufen, als Notreserve. So lautet der Plan von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), den er am Montag (5. September) vorgestellt hat.

Zwei der drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke sollen noch bis nächstes Jahr weiterlaufen, als Notreserve. So lautet der Plan von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), den er am Montag (5. September) vorgestellt hat. Ein AKW-Betreiber hält diesen Plan für „technisch nicht machbar“. 

Zwei der drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke sollen noch bis nächstes Jahr weiterlaufen – so zumindest lautet der Plan von Habeck. Bis Mitte April 2023 soll auch das Kraftwerk Isar 2 in Bayern bereitstehen, in Reserve. Doch nun erklärt der Betreiber, das sei „technisch nicht machbar“. 

Erst erntete der Plan von Habeck scharfe Kritik von allen Seiten, jetzt hat der Betreiber des AKW Isar 2 einen Brandbrief an das Wirtschaftsministerium veröffentlicht. Er erklärt, dass die Atompläne von Habeck ungeeignet seien. Sie seien zu riskant und technisch nicht umsetzbar. 

Der Energiekonzern E.ON und dessen Tochter Preussen Elektra gehen auf Konfrontationskurs und warnen das Bundeswirtschaftsministerium in dem Schreiben davor, die Anlage ab dem Jahreswechsel in eine Reserve zu überführen.

Drohende Energieknappheit, steigende Preise: In Deutschland wird scharf über eine weitere Nutzung der Atomkraft debattiert. Am Montagabend teilte Habeck in einer Pressekonferenz mit, dass zwei der drei verbleibenden deutschen Atomkraftwerke bis nächstes Frühjahr als Notreserve weiterlaufen könnten. 

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Habecks Plan: Zwei der drei AKW sollen als Notreserve am Netz bleiben

Neben dem E.ON-Meiler Isar 2 in Bayern soll auch das EnBW-AKW Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg in eine Reserve versetzt werden. Nun verweist der Chef von Isar 2 auf die Risiken dieses Plans.

Wie der „Spiegel“ aus dem Brandbrief zitiert, verweist der Preussen-Elektra-Chef darauf, dass man das Ministerium bereits am 25. August darüber unterrichtet hätte, dass im Streckbetrieb „ein flexibles Anheben oder Drosseln der Leistung nicht mehr möglich“ sei.

Das gelte umso mehr, wenn die Anlage komplett heruntergefahren werden soll, wie Habecks es plant. „Dann nämlich ist mit den eingeschränkten Möglichkeiten eines solchen Reaktorkerns ein Wiederanfahren im fortgeschrittenen Streckbetrieb nicht und schon gar nicht kurzfristig innerhalb einer Woche machbar“, wird aus dem Schreiben zitiert.

Brandbrief an Habeck: AKW-Betreiber widerspricht Plänen

Der Chef widerspricht den Plänen von Habeck: Der Vorschlag, „zwei der drei laufenden Anlagen zum Jahreswechsel in die Kaltreserve zu schicken, um sie bei Bedarf hochzufahren, ist technisch nicht machbar und daher ungeeignet, um den Versorgungsbeitrag der Anlagen abzusichern“.

Das Schreiben ist durchaus brisant, denn offenbar hat der Betreiber damit schon vor Habecks Auftritt auf die Risiken hingewiesen.

Habeck hatte nach dem Stresstest zur Versorgungssicherheit angekündigt, den E.ON-Meiler Isar 2 und das EnBW-AKW Neckarwestheim 2 bis Mitte April als Reservekraftwerk einzusetzen – und sich mit der Entscheidung scheinbar über die Warnungen hinweggesetzt. Sowohl E.ON als auch Preussen-Elektra-Chef widersprechen Habecks Plänen ausdrücklich.

Habeck zeigt sich nach Brandbrief verwundert

Habeck zeigte sich nach der Veröffentlichung des Briefs verwundert. Er warf dem Konzern vor, das Konzept der Notfallreserve nicht verstanden zu haben. Ein Hoch- und Herunterfahren der Anlagen sei demnach nicht geplant. Vorgesehen sei „einmal zu entscheiden, ob man die Kraftwerke braucht oder nicht“. Das könne im Dezember, Januar oder Februar geschehen.

„Das ist offensichtlich an den Technikern von Preussen Elektra vorbeigegangen“, sagte der Grünen-Politiker laut Deutscher Presse-Agentur. Habeck verwies auf einen früheren Brief des Energiekonzerns von August, in dem dieser mitgeteilt habe, dass es auch im Fall eines längeren Streckbetriebs einen kurzfristigen Stillstand brauche. Nach Habecks Darstellung widersprechen sich diese Angaben des Konzerns. Nun solle in neuen Gesprächen geklärt werden, was gelte. (mg)