Ein Treffen im Weißen Haus wird zur Bühne für eine öffentliche Demütigung. US-Präsident Donald Trump nimmt sich den australischen Botschafter Kevin Rudd vor – mit weitreichenden Folgen.
Eklat im Weißen HausDemütigung vor laufenden Kameras

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Donald Trump am 21.Oktober bei einem Treffen im Weißen Haus. Das Treffen wurde zur Bühne für einen diplomatischen Eklat.
Ein diplomatischer Fauxpas erster Güte ereignete sich im Weißen Haus und sorgt nun für erhebliche politische Turbulenzen in Australien.
Im Mittelpunkt: US-Präsident Donald Trump und der australische Botschafter Kevin Rudd, der vor laufenden Kameras eine öffentliche Demütigung erlebte.
Der Vorfall trug sich während eines Staatsbesuchs des australischen Premierministers Anthony Albanese zu. In einer Runde mit Journalistinnen und Journalisten im Kabinettsraum des Weißen Hauses kam es zu dem peinlichen Eklat, der die australische Delegation sichtlich überrumpelte. Das berichtet „ABC“.
Ein Reporter fragte den US-Präsidenten, ob ihm bewusst sei, dass Rudd in der Vergangenheit Trump-kritische Beiträge in sozialen Medien veröffentlicht hatte. Trump, sichtlich überrascht, wandte sich erst an den australischen Premier Albanese, nur um dann abzuwinken: „Sag' es mir nicht, ich will es gar nicht wissen“, sagte er, was in der australischen Delegation für Gelächter sorgte.
„Ich kann sie nicht leiden“
Als Trump dann fragte, ob Rudd immer noch Botschafter sei, wies der Journalist darauf hin, dass dieser mit am Tisch sitze. Offenbar hatte der US-Präsident den ranghohen Diplomaten in der Runde nicht einmal bemerkt. Rudd selbst versuchte, die Situation mit einem verlegenen Handzeichen und den Worten „Bevor ich diese Position innehatte …“ zu retten, doch er kam nicht weit.
Trump unterbrach ihn schroff. „Ich kann sie nicht leiden“, erklärte der Präsident, „und daran wird sich wohl auch nichts ändern. Nächste Frage“. Rudd, der einst selbst Premierminister Australiens war, saß sichtlich betreten daneben.

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Der Vorsitzende der Minderheitsfraktion im US-Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries (Mitte), steht neben dem australischen Premierminister Anthony Albanese (rechts) und dem australischen Botschafter in den USA, Kevin Rudd.
In Australien löste die Szene umgehend ein politisches Beben aus. Die Opposition schäumte. „Kevin Rudd war der Elefant im Raum. Das ist ziemlich unangenehm“, kritisierte die Vorsitzende der Liberalen, Sussan Ley. „Es hat fast ein Jahr gedauert, bis dieses Treffen zustande kam, und dann dieses Versagen des Botschafters.“
Hintergrund der Anfeindung sind Rudds frühere Äußerungen. Während Trumps erster Amtszeit hatte er den damaligen Präsidenten als „Verräter an den Werten des Westens“ und als den „gefährlichsten Präsidenten der Geschichte“ bezeichnet. Einen entsprechenden Tweet löschte Rudd nach Trumps Wiederwahl.
„Dann ist das hiermit erledigt. Ich verzeihe ihnen“
Trotz der harschen Worte stärkte Premierminister Albanese seinem Botschafter den Rücken. „Wenn es einen fleißigeren Botschafter im Kongress gibt, dann lassen Sie es mich bitte wissen, denn Kevin arbeitet sich die Seele aus dem Leib und scheint alles zu wissen“, verteidigte er Rudd bei einem Treffen mit Politikerinnen und Politikern in Washington.
Wie australische Delegationsmitglieder später berichteten, soll sich Rudd unmittelbar nach dem Vorfall bei Trump für seine früheren Kommentare entschuldigt haben. Die Antwort des Präsidenten fiel knapp aus: „Dann ist das hiermit erledigt. Ich verzeihe ihnen.“
Der Opposition reichte das jedoch nicht. „Er hat bis jetzt gewartet, bis sein Premierminister im Raum sitzt und die ganze Welt zusieht“, monierte der liberale Abgeordnete Jonathan Duniam. Eine frühere Entschuldigung wäre seiner Meinung nach angebracht gewesen.
Der erfahrene Diplomat Rudd selbst trug den Eklat mit Fassung. Auf den Vorfall angesprochen, sagte er am nächsten Tag lediglich: „Ich lebe noch“. Der Vorfall zeigt, wie der lange Arm des US-Präsidenten bis in die Innenpolitik anderer Länder reicht, wo die Beziehungen zu Trump immer wieder für Verwerfungen sorgen. (red)