„Reißen Sie sich am Riemen“Heftiger Corona-Zoff im ZDF: Nach Kretschmers Bitte eskaliert die Lage

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) geriet mit dem künftigen Justizminister Marco Buschmann (FDP) bei „Maybrit Illner“ (ZDF) am Donnerstagabend (2. Dezember) heftig aneinander.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) geriet mit dem künftigen Justizminister Marco Buschmann (FDP) bei „Maybrit Illner“ (ZDF) am Donnerstagabend (2. Dezember) heftig aneinander.

Am Donnerstag haben Bund und Länder schärfere Maßnahmen auf den Weg gebracht, kurz danach fragte Maybritt Illner dann im ZDF: „Gibt es endlich einen Plan?“ Dabei gerieten zwei Politiker heftig aneinander.

So heftig kracht es selten in Talkshows: Kurz nachdem die Länderchefs schärfere Maßnahmen vor allen Dingen für Ungeimpfte beschlossen haben, ging es bei Maybrit Illner hoch her. Die Talk-Show stand diesmal unter dem Titel „Deutschlands Corona-Desaster - gibt es endlich einen Plan?“

Beantworten sollten diese Frage: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, Christine Falk, Präsidentin der deutschen Gesellschaft für Immunologie, Journalistin Eva Quadbeck, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sowie der künftige Justizminister Marco Buschmann (FDP). Die beiden Letzteren gerieten während der Sendung heftig aneinander.

Gerade als Sachsens Ministerpräsident den künftigen Justizminister Buschmann angesichts der dramatischen Corona-Lage in seinem Bundesland um Hilfe gebeten hatte, kommt es zu dem heftigen Streit. 

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Maybrit Illner: Kretschmer schießt gegen Querdenkerszene

Kretschmer machte die Querdenkerszene und die Propaganda der Impfleugner für die aktuelle Lage mitverantwortlich. Knapp über 58 Prozent sind in Sachsen vollständig geimpft – zu wenig. Diese wirren Gruppen, die sich bei Telegram treffen, sollten mehr in den Fokus genommen werden, sagte Kretschmer in Richtung des neuen Justizministers. „Wir müssen da etwas tun.“ Schließlich würde auch rechtsextreme Hetze in den Chats geteilt. 

Buschmann reagierte auf den Hilferuf aber mit einem Seitenhieb auf das Corona-Management in Sachsen: Der Bund habe doch genug Geld zur Verfügung gestellt, um die Impfkampagne voranzubringen. Buschmann: „Ich würde sie dringend auffordern, dieses Geld zu nehmen und in Impfzentren zu stecken“. Das sei wichtiger. Der Corona-Instrumentenkasten sei nicht vollumfänglich ausgeschöpft worden, so der Vorwurf des FDP-Mannes.

Maybrit Illner: Böser Zoff zwischen Kretschmer und Buschmann

Kretschmer fühlte sich sofort angegriffen: „Hören Sie mal. So können Sie hier nicht mit mir reden!“, entgegnete der wütend. „Wenn jemand aus Berlin kommt und mit mir über das Geld des Bundes reden will, da ist Schluss.“ Buschmann sei doch viel zu weit weg, um das wirklich beurteilen zu können, was in Sachsen los ist. Buschmann fühlte sich seinerseits angegriffen. „Reißen Sie sich am Riemen“, konterte der.

Was folgte, war ein völlig chaotisches Tohuwabohu im ZDF, in dem beide Streithähne irgendwie versuchten, sich gegenseitig zu übertönen. Der eine bestand darauf, dass es ihm um Telegram und die Gruppen von Impfleugnern ging. Kretschmer: „Sie bringen hier eine Aggressivität hier rein, die jenseits von Gut und Böse ist.“ Der andere meinte, das Geld sei falsch investiert worden. Buschmann: „Ich lasse mich hier nicht angreifen! Sie hatten alle Möglichkeiten, sie haben sie nicht genutzt“. Ein echter Fremdscham-Moment für die Zuschauer. 

Immerhin sprang Lauterbach dem CDU-Ministerpräsidenten zur Seite und erklärte: „Die Zahlen in Sachsen zeigen einen positiven Trend, die Maßnahmen wirken“. Er machte klar, dass mit solch einem Zoff Corona nur schwer zu bekämpfen sei: „Wir müssen zusammenhalten, sonst kommen wir nicht klar.“ Eine klare Ansage, die sich wohl nicht nur Kretschmer und Buschmann hinter die Ohren schreiben sollten.

Sachsen bleibt mit Abstand Corona-Hotspot in Deutschland

Währenddessen verschärft sich die Corona-Lage in Sachsen zusehends: Die Corona-Inzidenz im Bundesland ist am Freitag wieder gestiegen. Das Robert Koch-Institut gab die Zahl mit 1224,7 an. Am Donnerstag lag der Wert noch bei 1180,1. Der Freistaat bleibt somit den RKI-Daten zufolge mit Abstand der Corona-Hotspot Deutschlands - gefolgt von Thüringen (1013,6) und Sachsen-Anhalt (757,2). Fast alle Kreise und Städte in Sachsen lagen mit ihren Inzidenzen laut RKI am Freitag über der 1000er-Schwelle. (mg)