Die russische Videoplattform Rutube ist seit Montag, 9. Mai 2022, nicht erreichbar. Steckt die Ukraine dahinter?
Rutube down„Größte Cyberattacke in der Geschichte“ bei russischer Videoplattform – Hacker aus Ukraine?
Die russische Videoplattform Rutube ist aktuell down. „Wir sind tatsächlich mit der größten Cyberattacke in der Geschichte von Rutube konfrontiert“, teilte das Unternehmen im Messengerdienst Telegram mit.
Das Unternehmen sieht sich als Konkurrent des US-Riesen Youtube. Jetzt ist es Ziel einer massiven Cyberattacke geworden. Laut Rutube ist die Website bereits seit Montag nicht erreichbar.
Rund 14,5 Millionen Nutzerinnen und Nutzer sind im Monat auf der Plattform unterwegs.
Russisches Rutube gehackt: Steckt Ukraine oder Anonymous dahinter?
Aber wer steckt dahinter? Die Ukraine? Anonymous? Das Datum, an dem die Website plötzlich down war, legt zumindest eine Vermutung nahe. Denn am „Tag des Sieges“ hatte Russland mit einer großen Militärparade den Sieg über Hitler-Deutschland vor 77 Jahren gefeiert – Wladimir Putin schockierte an diesem Tag mit seiner Rede auf dem Roten Platz in Moskau. Er rechtfertigte den Krieg gegen die Ukraine mit der Erweiterung der Nato.
„Russland hat präventiv die Aggression abgewehrt, das war die einzig richtige Entscheidung“, sagte der russische Präsident am Montag. Für Putin ist die Ukraine kein unabhängiger Staat – aus seiner Perspektive will er nur die Souveränität Russlands wahren.
Die Wiederherstellung des Zugangs zu Rutube werde derweil „mehr Zeit in Anspruch nehmen als die Techniker zunächst dachten“, erklärte das 2006 gegründete russische Unternehmen.
Beim Aufrufen der Website Rutube.ru erschien am Dienstagmorgen ein schwarzer Bildschirm, darauf in weißer Schrift ein Hinweis auf die laufenden Wartungsarbeiten. „Die Website wurde gehackt. Aktuell ist die Lage unter Kontrolle. Die Nutzerdaten sind geschützt.“
Videoplattform Rutube: Russische Website seit 9. Mai nicht erreichbar
Hinter dem Cyberangriff stünden dieselben Hacker, die „in den vergangenen zwei Monaten immer wieder die Websiten öffentlicher Einrichtungen attackiert“ haben, erklärte das Unternehmen.
Ukrainische Medien hatten am Montag auf Fotos gestützt berichtet, dass es Hackerangriffe auf das Ausstrahlungssystem der russischen Fernsehsender MTS, NTV-Plus, Rostelecom und Winx gegeben habe. Dabei sei die Nachricht verbreitet worden: „Das Blut tausender Ukrainer und hunderter ihrer getöteten Kinder klebt an euren Händen. Das Fernsehen und die Behörden lügen. Nein zum Krieg.“
Kreml-treue Journalisten veröffentlichen Statement gegen Krieg
Zwei Journalisten der Nachrichtenwebsite Lenta.ru, die als Kreml-treu gilt, veröffentlichten am Montagmorgen zudem einen langen Text, in dem die russische Militärintervention in der Ukraine als „blutig und absurd“ kritisiert wird. Der Text wurde schnell von der Seite entfernt. „Wir suchen jetzt Arbeit, Anwälte und vielleicht politisches Asyl“, erklärten die beiden Verfasser Egor Poliakow und Alexandra Mirotschnikowa.
Im März war die beim russischen Fernsehsender Perwy Kanal beschäftigte Redakteurin Marina Owsjannikowa während der wichtigsten Nachrichtensendung des Landes hinter der Nachrichtensprecherin aufgetaucht. Owsjannikowa hielt ein Schild in die Kamera mit Kritik am russischen Vorgehen in der Ukraine und an der „Propaganda“ der Medien.
Die Bilder gingen um die Welt, zahlreiche Internetznutzer begrüßten den „außergewöhnlichen Mut“ vor dem Hintergrund zunehmender Unterdrückung aller kritischen Stimmen in Russland. (dpa)