+++ VORHERSAGE +++ Wetter aktuell Wasserschlacht in Köln endlich zu Ende – jetzt dreht sich die Lage komplett

+++ VORHERSAGE +++ Wetter aktuell Wasserschlacht in Köln endlich zu Ende – jetzt dreht sich die Lage komplett

„Straße fackelte hinter mir ab“Queere Aktivistin spricht über dramatische Flucht – „lebe in meinem Trauma“

Auf dem Foto sieht man die geschminkte Gleb Kovalski.

Die Aktivistin Gleb Kovalski musste aus Belarus fliehen. Das Selfie wurde am 19. November 2018 auf ihrem Instagram-Kanal hochgeladen.

Menschen, die zur LGBTQI+-Community gehören, haben es oft alles andere als einfach. Vor allem in anderen Ländern. Eine queere Aktivistin aus Belarus erzählt von ihrer emotionalen Flucht in die Ukraine und nach Deutschland.

Sie wurde verfolgt, vertrieben und vor allem eins: Nicht akzeptiert. Die belarussische Künstlerin Gleb Kovalski war nicht nur einer großen psychischen Belastung ausgesetzt, als queere Person musste sie sich auch großen Herausforderungen stellen und sogar ihre Heimat verlassen.

In ihrem Heimatland Belarus wurde Kovalski nicht nur von ihren Mitschülern unterdrückt, auch politisch gab es keine Möglichkeit für sie, sich selbst zu entfalten. Deshalb floh die junge Aktivistin in die Ukraine, aus der sie wegen des Krieges aber auch vertrieben wurde. Was kann Kovalski über die Zustände in Belarus und über ihren weiten Weg erzählen? Und warum musste ihre Mutter ins Gefängnis, obwohl diese weder queer noch eine Aktivistin ist?

Belarus: Queere Personen werden bedroht und nicht akzeptiert

In einem Interview mit „t-online.de“ berichtet Kovalski darüber, dass die Leute in Belarus bloß wegschauten, wenn einer queeren Person Unrecht zugefügt wurde. Bei ihr war es nicht anders: In der Schulzeit wurden ihr regelmäßig Prügel angedroht, doch die Lehrer schritten nie ein. Sie sei es selbst Schuld, da es einfach falsch sei, queer zu sein. Kovalski hat sich nämlich in der Schule als nicht-binär geoutet und trug weibliche Kleidung. Nicht-binär ist jemand, der sich weder als männlich noch als weiblich identifiziert.

Alles zum Thema Social Media

Sie ließ sich von den vielen Hürden aber nicht unterkriegen: Statt sich zu verstecken wurde sie eine starke Aktivistin und organisierte sogar Untergrund-Partys für Jugendliche, die zur LGBTQI+-Community gehören.

Doch ihr Fortschritt wurde schnell zerschlagen. Die Regierung sorgte 2020 für einen drastischen Wandel und zerstörte alle Nichtregierungsorganisationen, darunter auch LGBTQI+-Initiativen. Während queere Menschen schon vorher vorsichtig sein mussten, so mussten sie sich von da an wirklich um ihre Sicherheit sorgen.

Queere Aktivistin muss ins Exil in die Ukraine

Durch die Einschüchterungen des belarussischen Geheimdienstes KGB wurde die 27-Jährige deswegen ins politische Exil nach Kyjiw vertrieben. Als sie dachte, dort eine neue Heimat gefunden zu haben, begann der Krieg. Etwa ein Jahr lebte Kovalski in Kyjiw, bevor sie erneut fliehen musste.

Die Flucht nach Berlin war alles andere als einfach. „Die Straße fackelte buchstäblich hinter mir ab“, sagte Kovalski. Sie floh über Polen bis nach Deutschland und fand Obhut bei ihrem besten Freund in Berlin, der dort mit seinem Ehemann lebt.

An Berlin schätzt Kovalski vor allem, dass sie sich nicht verstecken muss. Dort muss sie sich nicht für ihre Persönlichkeit schämen, kann offen zeigen, wer und wie sie ist, auch wenn sie sich noch nicht angekommen fühlt. „Ich bin körperlich hier, aber ich lebe in meinem Trauma. Meine Seele pendelt endlos zwischen Vitebsk, Minsk, Kyjiw und Berlin. Sie bleibt manchmal mehrere Tage in Butscha stecken, in einem Luftschutzbunker in Charkiw oder im kaputten Mariupol“, erzählt Kovalski „t-online.de“.

Mutter von Aktivistin Kovalski muss ins Gefängnis

Als die Aktivistin versucht, ihre Mutter anzurufen, erreicht sie eine erschreckende Nachricht. Ihre Mutter sei von der Polizei auf offener Straße verhaftet worden.

Anders als Kovalski ist ihre Mutter keine Aktivistin. Der Grund, warum sie zu insgesamt 15 Tagen Gefängnis verurteilt wurde, ist erschütternd. Die Mutter von Kovalski ist nämlich nur mit einer Maske mit der Aufschrift „Stop War“ auf die Straße gegangen – vermutlich, um etwas gegen den eigenen Schmerz und die Hilflosigkeit zu tun, meint Kovalski.

Große Pläne für queere Events in Berlin

Bevor Kovalski in die Ukraine floh, lebte sie in Belarus ein Leben voller Unsicherheiten und Gefahren. Nicht selten wachte sie nachts panisch auf, weil sie Geräusche im Treppenhaus hörte. Oder vergewisserte sich durch einen Blick aus dem Fenster, bevor sie das Haus verließ. Ihre engsten Freunde und Kollegen wurden von KGB-Beamten bedroht, ihre Wohnungen wurden durchsucht. Kovalski sah keinen anderen Ausweg als zu fliehen.

In Berlin plant sie jetzt schon ein Theaterstück, das dem schwulen Mann Michail Pischevsky gewidmet ist, welcher bei einem homophoben Angriff getötet wurde. Kovalski trägt immer noch tagtäglich ihr Trauma mit sich herum, doch versucht, stets positiv zu bleiben und all das Schöne um sich herum wahrzunehmen. (sai)