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Kommentar zur ImpfpflichtWir sollten den Verweigerern jetzt viel Geld geben

27.11.2021, Hamburg: Ein Teilnehmer einer Demonstration von Corona-Impfgegnern auf dem Glockengießerwall hält ein Transparent mit den Aufschrift "·Wir bleiben ungeimpft"·. Foto: Georg Wendt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Impfgegner demonstrieren am 27. November in Hamburg: Würde eine Impfpflicht dafür sorgen, dass sie sich impfen lassen? Unwahrscheinlich, findet unser Autor. Er plädiert für eine Impfprämie.

Bockige Impfverweigerer auf deutschen Straßen. Sie wollen sich partout nicht impfen lassen und leben lieber in ihrer Parallelwelt. Würde das eine Impfpflicht ändern? Nein, findet unser Autor. Er schlägt eine andere Möglichkeit vor.

von Martin Gätke (mg)

Kleiner Exkurs in die Entwicklungspsychologie: Hier gibt es das Prinzip des operanten Konditionierens. Will ich ein bestimmtes Verhalten bei einem Menschen herbeiführen, spielen der Erfolg und die Verstärkung eine entscheidende Rolle. Beim Prinzip des Verstärkens gibt es zwei Möglichkeiten: die positive und die negative Verstärkung. Eltern kennen das Prinzip zu gut.

Bei einer negativen Verstärkung will man, dass ein Verhalten häufiger gezeigt wird, weil dadurch unangenehme Konsequenzen verringert werden. Hausarrest zum Beispiel ist so eine negative Verstärkung – das Kind kann seinen unangenehmen Zustand des Alleinseins beseitigen, wenn es sich so verhält, wie wir wollen.

Eine Impfpflicht wäre zum Beispiel auch so eine negative Verstärkung: Man droht den Menschen ein Bußgeld an, wenn sie sich nicht impfen lassen. Die wünschenswerte Konsequenz: Die Menschen wollen den unangenehmen Zustand beenden, permanent auf Ordnungskräfte achten zu müssen. Oder Angst zu haben, Geld bezahlen zu müssen. Und lassen sich einfach impfen. Schön wär’s.

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Impfpflicht für alle? Möglich, dass das zu mehr Spaltung führt

Doch führt das wirklich zum Erfolg? Nein, im schlimmsten Falle nicht. Denn wie der „Spiegel“ jüngst in einer Reportage dargelegt hat, ist eine wahre Parallelwelt der Ungeimpften entstanden. Es gibt Netzwerke, in denen sich Impfverweigerer gegenseitig schützen und stützen. Es gibt ein eigenes Jobportal für Ungeimpfte. Geschäfte und Läden, die nicht so sehr auf irgendwelche Regeln schauen. Ein Zusammenschluss von Ärzten, die illegalerweise Dokumente ausstellen. Und diese Netzwerke wachsen und wachsen. Je mehr Druck auf die Ungeimpften ausgeübt wird, umso mehr Ausweichlösungen werden dort geschaffen.

Es besteht also die Gefahr, dass sich bei einer Impfpflicht die Gesellschaft noch mehr spaltet. Dass die Aggression auf den Straßen noch größer wird. Dass die ominösen Fackel-Aufläufe nicht mehr nur vor den privaten Häusern der Gesundheitsminister stattfinden. Was für erschreckende Szenen.

Impf-Prämie als positiver Verstärker: Das muss es uns wert sein

Warum machen wir das nicht anders? Denn es gibt ja auch die „positive Verstärkung“: Bei Kindern wäre das zum Beispiel Lob, Aufmerksamkeit, Zuwendung. Oder auch mal ein bisschen Taschengeld mehr. Lasst uns die Ungeimpften doch mit Geld zuschütten. 500 Euro für die Spritze im Arm, nochmal 500 Euro für die zweite und dritte. Oder 1000 Euro. Impfprämie statt Impfpflicht: Geld als positiver Verstärker – der Kapitalismus hat uns doch gezeigt, dass das bestens funktioniert.

Viele Impfverweigerer – längst nicht alle – aber viele lassen sich doch mit bockigen Kindern vergleichen. In ihren Demos stampfen sie mit dem Fuß, quengeln, freuen sich, dass sie unter ihresgleichen viel Aufmerksamkeit bekommen. Strafen helfen bei solchen Kindern wenig. Wer ihnen Hausarrest verpasst, muss im schlimmsten Fall mit der Konsequenz leben, dass sie das Zimmer aus Frust komplett zerlegen. Oder heimlich aus dem Fenster verschwinden.

Impfverweigerer: Andere Argumente als Geld ziehen nicht

Wer aber die Möglichkeit hat, mehr Geld in der Tasche zu haben, der lässt sich doch viel leichter überreden. Wissenschaftliche Argumente, Warnungen, Mahnungen, Appelle – das prallt alles an den Verweigerern ab. Aber Geld, das hat schon immer seine Wirkung entfaltet.

Das Ergebnis einer Studie am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Sie geht davon aus, dass Prämien in Höhe von 100 Euro die Impfbereitschaft um 80 Prozent steigern würden. Bei 500 Euro Prämie wäre sogar eine Steigerung von 90 Prozent möglich, heißt es auf der Website des KIT.

Und uns als Gesellschaft sollte uns das doch wert sein: Mit einem Male könnte man das elende Problem der viel zu geringen Impfquote beseitigen. Dafür würden viele Steuerzahler sicherlich etwas mehr abdrücken. Und am Ende hätte vielleicht auch die Wirtschaft etwas davon, denn das Geld fließt ja auch wieder zurück in die Restaurants und Geschäfte, die dann hoffentlich nie wieder dicht machen müssten. Eine Win-win-Situation für uns alle.