Fall Shalomah bleibt rätselhaftPrügel-Sekte meldet sich – aber Polizei nimmt Fahndung nicht zurück

Shalomah Hennigfeld aus Holzheim-Eppisburg (Landkreis Dillingen an der Donau) gilt weiterhin als vermisst. Zwar scheint ihr Aufenthaltsort bekannt zu sein, trotzdem hat die Polizei die Fahndung noch nicht aufgehoben.

Shalomah Hennigfeld aus Holzheim-Eppisburg (Landkreis Dillingen an der Donau) gilt weiterhin als vermisst. Zwar scheint ihr Aufenthaltsort bekannt zu sein, trotzdem hat die Polizei die Fahndung noch nicht aufgehoben.

Die elfjährige Shalomah Hennigfeld aus Holzheim-Eppisburg wurde seit Samstag, 16. Oktober, vermisst. Jetzt scheint ihr Aufenthaltsort bekannt zu sein. Das Mädchen soll sich bei ihren leiblichen Eltern befinden. Offenbar gibt es einen Zusammenhang zur Prügel-Sekte „Zwölf Stämme“.

Holzheim-Eppisburg. Nach dem Verschwinden eines elfjährigen Mädchens in Schwaben am Samstagabend (16. Oktober) gibt es Hinweise, dass das Kind im Umfeld der umstrittenen Sekte „Zwölf Stämme“ ist.

Es sei bei dem Pflegevater eine E-Mail eines Absenders eingegangen, der mutmaßlich der Sekte zuzuordnen sei, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Mehrere Medien hatten über die E-Mail zuvor berichtet. Demnach soll sich die Elfjährige nun wieder bei ihren leiblichen Eltern aufhalten. In der Nachricht soll ein Mann den Pflegeeltern mitgeteilt haben, dass sie sich keine Sorgen machen sollen. Shalomah gehe es gut. Die Mail sei mit „Freunde von Levi“ unterschrieben.

Vermisste Shalomah wieder da – Zusammenhang zur Prügel-Sekte „Zwölf Stämme“?

Der Sprecher des Polizeipräsidiums in Augsburg sagte, die Mail müsse noch überprüft werden, ob sie authentisch sei. Bereits am Wochenende war darüber spekuliert worden, dass die den „Zwölf Stämmen“ zugeordneten Eltern mit dem Verschwinden des Kindes etwas zu tun haben könnten. Die Sekte kam in der Vergangenheit immer wieder in die Schlagzeilen, weil sie das Prügeln von Kindern als angemessene Erziehungsmethode betrachtet.

Alles zum Thema Polizeimeldungen

„Da nicht auszuschließen ist, dass die leiblichen Eltern des Mädchens in Zusammenhang mit dem Verschwinden stehen, nahm auch die Kripo Dillingen bereits erste Ermittlungen auf“, hatte die Polizei am Wochenende berichtet. 

Vermisste Shalomah: Fahndung nach Mädchen noch nicht eingestellt

Es werde nun auch geprüft, ob die Elfjährige in einer der beiden Sektengemeinschaften in Tschechien ist, erklärte der Polizeisprecher am Montag. Ob die tschechische Polizei dort bereits aktiv geworden ist, das ist bislang aber unklar. Details zu den bisherigen Maßnahmen wollte der Sprecher des Präsidiums in Augsburg nicht benennen.

Auf EXPRESS.de bestätigte die Polizei am Montagmorgen, dass weitere Suchmaßnahmen nach dem Mädchen aus Holzheim-Eppisburg im Landkreis Dillingen an der Donau (Regierungsbezirk Schwaben in Bayern) vorerst nicht geplant seien. Trotzdem werde die Foto-Fahnung noch nicht zurückgezogen. Jetzt stünden Ermittlungen im Vordergrund, so ein Sprecher der Kripo Dillingen. Weitere Details sollen im Laufe des Vormittags bekanntgegeben werden.

Die Beamten wurden am Samstagabend benachrichtigt. Sofort wurden erste intensive Suchmaßnahmen im umliegenden Gebiet, etwa auf bekannten Joggingstrecken, eingeleitet, wie die zuständige Polizei-Dienststelle am Sonntag berichtete. Auch ein Personensuchhund und Polizeihubschrauber waren im Einsatz.

Landkreis Dillingen: Suche nach Shalomah Hennigfeld vorerst eingestellt

Am Sonntag (17. Oktober 2021) ging die Suche nach dem vermissten Mädchen weiter. Die Polizei bekam dabei Unterstützung von rund 100 Kräften der Feuerwehr und der Rettungshundestaffeln. Bereits am Abend wurde die Suche gestoppt und auch am Montagmorgen nicht wieder aufgenommen.

Die „Zwölf Stämme“ waren früher im nordschwäbischen Klosterzimmern bei Deiningen und im mittelfränkischen Wörnitz angesiedelt. Vor acht Jahren hatten die Behörden wegen der Prügelvorwürfe 40 Jungen und Mädchen aus der Gemeinschaft geholt und bei Pflegefamilien und in Heimen untergebracht.

Die Aktion hatte zu jahrelangen Prozessen geführt. Einerseits gab es mehrere Strafverfahren - eine Erzieherin der Sekte wurde sogar zu einer Gefängnisstrafe ohne Bewährung verurteilt. Andererseits gingen leibliche Eltern gegen den Sorgerechtsentzug vor. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschied allerdings 2018, dass die Entscheidungen der deutschen Familiengerichte zulässig gewesen seien.

Die „Zwölf Stämme“ waren wegen des Vorgehens der deutschen Behörden nach Tschechien umgesiedelt. In Bayern war der Sekte auch der Betrieb einer eigenen Privatschule für die Kinder untersagt worden. (dpa/mt/jba)