CoronaTop-Virologe Streeck mit deutlicher Warnung – aber er lässt auch hoffen

Virologe Hendrik Streeck im ZDF am Freitag (28. Januar).

Virologe Hendrik Streeck im ZDF am Freitag (28. Januar).

Es ist keine Zeit, alle Corona-Sorgen über Bord zu werfen. Hendrik Streeck hat keine rosigen Aussichten für die kommenden Wochen gegeben. Der Virologe macht aber auch Hoffnung.

Der Bonner Virologe Hendrik Streeck hat die Menschen angesichts der rasant wachsenden Corona-Infektionszahlen zur Vorsicht aufgerufen. Bei so hohen Zahlen sollte jeder noch einmal aufpassen und Kontakte beschränken, sagte Streeck am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“. Auch Geimpfte und - in reduzierter Form - auch Geboosterte könnten das Virus übertragen.

„Es geht wirklich darum, jetzt nochmal diese Zeit zu überbrücken, bis wir eine Trendumkehr haben.“ Dann komme das Frühjahr mit sinkenden Fallzahlen. „Das wird ein guter Sommer wieder werden“, sagte das Mitglied des Expertenrats der Bundesregierung voraus.

Hendrik Streeck riet jedem, sich impfen zu lassen. Man werde um eine Verbreitung des Virus nicht herumkommen. „Wir werden alle irgendwann mal Kontakt mit diesem Virus machen“, sagte der Virologe. Eine allgemeine Impfpflicht sieht Streeck aber „sehr skeptisch“. Es gebe auch andere Mittel, dem Virus beizukommen.

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Seine Zweifel an einer allgemeinen Impfpflicht hat der Virologe aber erneut bekräftigt. Er rate zwar jedem, sich impfen zu lassen, sagte der Leiter des Virologischen Instituts der Uniklinik Bonn am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“. Einer Impfpflicht stehe er aber „sehr, sehr skeptisch“ gegenüber.

Hendrik Streeck: Schutzwirkung nicht vorherzusagen

Es sei unklar, welche Corona-Varianten noch auftreten. „Wir können die Schutzdauer und Schutzwirkung nicht vorhersagen, die Stiko muss immer wieder neue Empfehlungen machen“, fügte der Virologe hinzu. „Die Impfung ist im Grunde der Eigenschutz vor einem schweren Verlauf und das gehört in meinen Augen zur Gesundheitsvorsorge.“

Der Virologe forderte eine bessere Datenerhebung in der Pandemie. Die entscheidende Kennzahl sei die Hospitalisierungsinzidenz. „Und da haben wir eine sehr schlechte Datenlage.“ Es seien Fortschritte bei der Digitalisierung und eine Einführung der elektronischen Patientenakte nötig, damit sofort erkannt werden könne, „wenn wir eine Überbelastung im Gesundheitssystem haben“, sagte Streeck. „Da muss nachgeschärft werden und in diesem Sommer müssen wir viele Dinge machen, viele Dinge nacharbeiten, dass wir nächsten Herbst und Winter nicht wieder in so etwas hinein steuern.“ (afp/dpa)