Holocaust-ÜberlebendeBewegender Abschied von Margot Friedländer (†103) – „Geschichte der Stärke“

Nach dem Tod von Margot Friedländer trauern viele um eine besondere Frau, die als Holocaust-Überlebende unermüdlich für Menschlichkeit eintrat. Bei ihrer Beisetzung nahmen hochrangige Gäste Abschied.

Es war ein bewegender Abschied mit viel Prominenz: Unter großer Anteilnahme ist die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer (103) in Berlin beigesetzt worden. Die Bestattung fand im Anschluss an eine Trauerfeier auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee im engsten Freundeskreis statt. Friedländer war in der vergangenen Woche im Alter von 103 Jahren gestorben.

Unter den Trauergästen waren unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Friedrich Merz, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (alle CDU). Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck sowie die frühere Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Nachfolger Olaf Scholz (SPD) kamen ebenfalls.

Margot Friedländer (†103): Als Jüdin ins KZ verschleppt worden

Margot Friedländer gehörte zu den bekanntesten Zeitzeuginnen, die den Massenmord der Nazis an den Juden überlebten. Als Jüdin war sie in der NS-Zeit ins Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte sie in die USA, kam aber im Alter von fast 90 Jahren zurück in ihre Heimat Berlin.

Seither setzte sie sich bei vielen Veranstaltungen unermüdlich für Menschlichkeit und Demokratie, gegen das Vergessen der NS-Verbrechen und gegen Hass ein. Die Überlebende erzählte ihre Geschichte regelmäßig in Schulen.

Bei der Trauerfeier würdigten mehrere Redner ihr Lebenswerk. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, erinnerte daran, dass die Nazis die Mutter, den Vater und den Bruder Friedländers ermordeten und sie selbst inhaftiert gewesen sei.

„Aber aus dieser Vergangenheit heraus sind Sie jemand geworden, der nicht hassen wollte, sondern erinnern, nicht anklagen, sondern erzählen“, so Joffe. Friedländer symbolisiere das, was einen Menschen ausmache: Wärme, Nahbarkeit und Mitgefühl.

Margot Friedländer, Holocaust-Überlebende und Ehrenbürgerin von Berlin, ist im Alter von 103 Jahren verstorben.

Margot Friedländer, Holocaust-Überlebende und Ehrenbürgerin von Berlin, ist im Alter von 103 Jahren verstorben.

Friedländers Worte „Seid Menschen!“ hätten Generationen erreicht, sagte Leeor Engländer, enger Freund der Holocaust-Überlebenden. Es habe Friedländer aber immense Anstrengung gekostet, sich gegen Desinteresse und Verdruss einzusetzen.

Das Trauma des Erlebten habe sie nie wieder losgelassen, auch wenn sie nach außen stets positiv aufgetreten sei. Immer wieder habe sie der Gedanke geplagt, was aus all den Kindern geworden wäre, die ins Gas geschickt wurden. Es habe kein Gespräch mit Friedländer gegeben, in dem sie ihm nicht anvertraut habe, wie sehr die Dämonen der Vergangenheit sie bedrückten, so Engländer.

Nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem seit diesem Zeitpunkt in Deutschland wieder offen zutage tretenden Judenhass sei Friedländer entsetzt und resigniert gewesen. „So hat es damals bei uns auch angefangen“, habe sie gesagt.

„Irgendwo auf der Welt gibt's ein kleines bisschen Glück“

Sänger Max Raabe sang bei der Trauerfeier das Lied „Irgendwo auf der Welt“. Dort heißt es unter anderem: „Irgendwo auf der Welt gibt's ein kleines bisschen Glück, und ich träum' davon in jedem Augenblick.“ Friedländer hatte sich den Song ausdrücklich so gewünscht.

Der Trauerfeier wohnten auch der Vorstandschef des Medienhauses Axel Springer, Mathias Döpfner, und die Witwe des Verlagsgründers, Friede Springer, bei. Georg Friedrich Prinz von Preußen, der Kuratoriumsmitglied der Margot Friedländer Stiftung ist, gehörte ebenso zu den Gästen. Auf dem Friedhof fanden sich außerdem Schauspielerin Iris Berben, Moderatorin Dunja Hayali, die Journalistin Sandra Maischberger, der Filmemacher Wim Wenders und der frühere Fußball-Nationalspieler Arne Friedrich ein. (dpa)