Hetzer wird zerstörtHacker kapern Online-Kanäle von Attila Hildmann und legen pikante Details offen

Der Verschwörungsprediger Attila Hildmann spricht im Juli 2020 bei einer Anti-Corona-Demo in Berlin. Er trägt ein schwarzes Shirt mit dem Bundesadler.

Die Online-Kanäle des Verschwörungspredigers Attila Hildmann (hier spricht er im Juli 2020 bei einer Anti-Corona-Demo in Berlin) wurden von Hackern gekapert. Sie haben angekündigt, pikante Details offenzulegen.

Die digitale Identität eines Verschwörungstheoretikers und Hetzers wird weiter zerstört: Auf Plattformen wie Youtube, Instagram und Facebook wurden die Inhalte von Attila Hildmann schon vor Monaten gesperrt. Nun haben Hacker die Online-Kanäle gekapert.

Berlin. Mehrere Online-Kanäle des rechtsradikalen Kochbuch-Autors Attila Hildmann sind von Hackern übernommen worden. Auf seiner Webseite erschien am Montag ein Banner des Hackerkollektivs „Anonymous“. Auch Hildmanns Telegram-Kanal enthält eine Nachricht der Aktivistengruppe. Das Hackerkollektiv hat in einem Blogbeitrag die Übernahme der Kanäle für sich reklamiert und behauptet, im Besitz zahlreicher E-Mails von Hildmann und anderen sensiblen Daten zu sein.

Dem Bekennerschreiben zufolge soll ein ehemaliger Vertrauter Hildmanns die Zugriffsdaten zur Verfügung gestellt haben. Der Verschwörungserzähler bestätigte die Übernahme seiner Kanäle in einer Sprachnachricht auf einem weiteren Telegram-Kanal, der ihm zugeordnet werden kann. Dem jungen Mann, der in Hildmanns Umfeld als IT-Administrator gearbeitet haben soll, war es offenbar gelungen, den Eindruck zu erwecken, die Daten seien bei ihm sicher vor dem Zugriff der deutschen Strafverfolgungsbehörden.

Attila Hildmann: Jetzt soll rauskommen, wer mit ihm kooperiert

Deswegen habe Hildmann ihm die Logins und Internet-Domains freiwillig übergeben.

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„Anonymous“ behauptet, die Daten gäben einen tiefen Einblick in die Welt des Holocaust-Leugners. In den kommenden Tagen würden Details veröffentlicht werden, damit die Presse und Strafverfolgungsbehörden sie auswerten könnten.

So soll aus den erbeuteten E-Mails hervorgehen, welche Unternehmen nach der Radikalisierung Attila Hildmanns sich von ihm distanziert und eine Zusammenarbeit mit dem einst erfolgreichen TV-Koch eingestellt haben und welche Firmen die Kooperation fortgesetzt haben. In dem Datenpool soll sich demnach auch das Grundrezept des veganen Energydrinks „Daisho“ befinden, den Hildmann entwickelt und vermarktet hat. Zu den Internet-Seiten, die nun von „Anonymous“ kontrolliert werden, gehört auch Hildmanns Online-Shop.

Attila Hildmann: Muss Mitarbeiter der Berliner Justiz jetzt nervös sein?

In dem Bekenner-Beitrag schreibt „Anonymous“ auf der Internetseite anonleaks.net zudem, das Kollektiv sei im Besitz von Bildern, die den Vorwurf untermauern würden, dass der Haftbefehl gegen Hildmann aus der Berliner Justiz durchgestochen worden sei. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte im Mai 2021 mitgeteilt, dass gegen Unbekannt wegen Verletzung von Dienstgeheimnissen ermittelt werde. Es werde vermutet, dass Informationen über einen Haftbefehl gegen Hildmann aus den eigenen Reihen unzulässig weitergereicht wurden.

Gegen Hildmann wird auch wegen des Verdachts der Volksverhetzung ermittelt. Im Juli teilte die Berliner Staatsanwaltschaft mit, dass ein Ende der Ermittlungen nicht abzusehen sei. Es kämen auch neue Verdachtsfälle durch aktuelle Äußerungen im Internet hinzu, sagte eine Sprecherin der Berliner Staatsanwaltschaft. Es gebe keinen Stillstand in dem Ermittlungsverfahren.

Ein Haftbefehl gegen Hildmann kann nicht vollstreckt werden - er soll zuletzt in der Türkei gewesen sein. Der 40-Jährige hat laut Staatsanwaltschaft neben der deutschen auch die türkische Staatsbürgerschaft.

Attila Hildmann: „Ultrarechts“ und Verschwörungsprediger

Früher als veganer Kochbuchautor und Fitness-Guru bekannt, nennt Hildmann sich inzwischen selbst „ultrarechts“ und einen Verschwörungsprediger. Er trat bei Protesten gegen die Corona-Schutzmaßnahmen auf. Seine Äußerungen lösten Kritik und Entsetzen aus - etwa bei seinem Kochbuch-Verlag, der die verlegerische Zusammenarbeit schon vor Jahren einstellte.

Seit dem Sommer 2020 fiel Hildmann auf dem Messenger-Dienst Telegram mit immer unverhohlenerem Judenhass auf. Er postete wiederholt Hakenkreuze, leugnete den Holocaust und überzog Personen des öffentlichen Lebens mit antisemitischen Schmähungen. „Ich bin Nationalsozialist“, schrieb er im Mai dieses Jahres.

„Anonymous“ wird immer wieder mit spektakulären Hacker-Angriffen in Verbindung gebracht. Kennzeichen von Anonymous ist eine Maske, die das Gesicht des britischen Verschwörers Guy Fawkes darstellt. (dpa/mg)