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Kleingruppen mit MetallstangenPolizei mit neuen Details zu Überfall auf ZDF-Team

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Komiker und Kabarettist Abdelkarim (hier im Oktober 2018 in Köln) wurde Opfer der brutalen Attacke in Berlin.

Berlin  – Dieser Artikel wurde am 12. Mai aktualisiert

Der brutale Angriff auf ein ZDF-Kamerateam in Berlin am 1. Mai ist am Freitagabend auch in der „Heute-Show“ thematisiert worden. Zu Gast in der Sendung war Komiker Abdelkarim, der selbst Opfer der Attacke geworden war.

Er sei zunächst einmal froh, dass sich alle Beteiligten des ZDF-Teams gut erholen und zumindest physisch auf dem Weg der Besserung sind.

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Abdelkarim war auf der Hygienedemo in Berlin als Reporter unterwegs und hatte vor dem Angriff mehrere Leute interviewt. Das sei aber völlig entspannt und problemlos verlaufen. Als es dann zu der Attacke kam, war das Team eigentlich schon im „Feierabendmodus“, erzählt Abdelkarim weiter.

„Wir haben da gechillt, einer ein Handy am Ohr, der andere einen Kaffee in der Hand“, erinnert sich der Satiriker. „Und irgendwann, von jetzt auf gleich, kamen mindestens 15 Angreifer mit Hochgeschwindigkeit auf uns zu gerannt. Alle schwarz gekleidet und vermummt.“

Es sei alles so schnell gegangen, man habe überhaupt keine Zeit gehabt, die Leute oder die Situation einzuordnen.

Angriff auf ZDF-Kamerateam: Abdelkarim hat schlimmen Verdacht

Auf Nachfrage von „Heute-Show“-Moderator Oliver Welke äußert Abdelkarim einen schlimmen Verdacht. Er vermutet, dass es sich um einen gezielten Angriff auf genau dieses Kamerateam gehandelt hat.

Abdelkarim nennt auch Gründe, warum er glaubt, von den Angreifern zuvor ausgespäht worden zu sein. Denn das gesamte Team hatte sich für eine Schlussbesprechung auf einen abgelegenen Platz zurückgezogen, abseits von allen Menschenansammlungen an diesem Tag.

„Das war auch ein bisschen ärgerlich, wir hatten uns vermutlich die einzige tote Ecke in Berlin ausgesucht in diesem Moment“, so Abdelkarim. Auch ein Polizist habe ihm nachher gesagt, dass man eine so ruhige Ecke erstmal hat finden müssen.

Nicht nur er, auch andere, hätten im Nachhinein den Verdacht geäußert, „das hat schon sehr ausgespäht ausgesehen“.

Ermittlungen der Polizei zufolge standen auch Fluchtfahrzeuge bereit. „Das klingt zumindest alles nach einer geplanten Aktion“, findet auch Oliver Welke.

Polizei: Angriff auf Kamerateam mit Metallstangen und bis zu 25 Tätern

Das sieht auch die Berliner Polizei so. Wie diese am Dienstag, 12. Mai, mitteilte, sei der Überfall durch eine größere Gruppe von Angreifern erfolgt als bisher bekannt war. 

Zudem gibt es weitere Hinweise, dass die Täter geplant vorgegangen sein könnten. Bis zu 25 maskierte Menschen seien beteiligt gewesen und hätten in Kleingruppen auf das Team eingetreten und eingeschlagen, zum Teil auch mit Metallstangen, teilte die Polizei am Dienstag in einem Aufruf an Zeugen mit.

Die Polizei suchte am Dienstag nach weiteren Zeugen und fragte, wer die Tat gesehen habe. „Wer konnte beobachten, in welche Richtung sich die Personen im Anschluss entfernten? Wer besitzt Foto- oder Videoaufnahmen, die das Geschehen, die Flucht oder die beteiligten Personen erkennen lassen?“

Abdelkarim äußert sich ausführlich auf Facebook

Zuvor hatte sich Abdelkarim bereits auf Facebook ausführlich zu Wort gemeldet. In einem Beitrag erklärt er zunächst, dass die körperliche Erholung der Verletzten gut verlaufe. Dann richtet er sich an die Angreifer und thematisiert die aufgeheizte Stimmung in der Gesellschaft.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass von den mindestens 15 Angreifern nicht mindestens eine Person die Tat bereut“, so Abdelkarim. Er ist sich sicher: „Nach so einer Tat kann man nicht Zuhause sitzen und sagen 'Wow, das haben wir heute aber echt gut gemacht.' Und sich dann schlafen legen.“

Satiriker Abdelkarim schildert Angriff auf ZDF-Team am 1. Mai

Es sei ein Wunder, dass niemand schlimmere Verletzungen erlitten habe. Der Satiriker erzählt, dass der Angriff völlig aus dem Nichts gekommen sei. Er habe im Vorfeld auch nichts von einem Streit mitbekommen.

„Ich habe gesehen, wie mindestens 15 Menschen sehr schnell auf uns zugelaufen sind [...] Bis 1 bis 2 Sekunden vor Schluss war ich mir sicher, dass die Gruppe vor der Polizei wegrennt und gleich an uns vorbeilaufen wird. Irgendwann habe ich aber eingesehen, dass die Gruppe auf uns zurennt und dass es wirklich um uns geht.“

Abdelkarim rannte weg, drehte sich kurz darauf um und sah, wie sein Team brutal attackiert wurde: „Ich sah, wie die Angreifer sehr rücksichtslos und brutal auf das Team einschlugen. Es war völlig enthemmte Gewalt.“

Angriff auf ZDF-Kamerateam: Polizei wertet Videos und Fotos aus

Die Polizei wertet derweil zur Aufklärung des Überfalls auf das ZDF-Kamerateam Fotos oder Videos aus. „Bildmaterial vom unmittelbaren Tatgeschehen, der Tatumgebung“, sowie dem Verhalten der Täter vor und nach dem Angriff werde gesichtet, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft bereits am Montag, 4. Mai, mit.

Das siebenköpfige Team der Satiresendung, zu dem neben Kameraleuten, einem Redakteur und Comedian Abdelkarim auch drei Security-Mitarbeiter gehörten, hatte am Freitag bei einer Demonstration gegen die Corona-Regeln gefilmt. Anschließend wurde das Team von den Vermummten so brutal angegriffen, dass sechs von ihnen im Krankenhaus behandelt werden mussten.

Der Angriff auf das TV-Team lief nach Einschätzung der Polizei nicht spontan ab. Das gehe aus Schilderungen von Zeugen der Tat hervor, sagte ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin am Sonntag (3. Mai).

Nach ersten Erkenntnissen der Berliner Behörden sind Tatverdächtige, die vorübergehend festgenommen wurden, dem linken Spektrum zuzurechnen. Der Staatsschutz ermittelt.

Abdelkarim über gesellschaftliches Klima in Deutschland

Abdelkarim geht in seinem ausführlichen Beitrag auch auf das gesellschaftliche Klima in Deutschland ein, er schreibt unter anderem: „Ja, man kann alles und jeden scheiße finden, aber nein, man kann nicht deswegen Menschen angreifen und auf sie einschlagen. Gewalt ist keine Lösung. War es noch nie und wird es auch nie sein. Gewalt macht alles schlimmer.“

Er meint: „Wir haben aktuell in Deutschland ne sehr gereizte Grundstimmung. Und auch diejenigen von uns, die zum Glück niemals körperliche Gewalt anwenden würden, sollten uns vielleicht die Frage stellen, ob wir nicht auch unseren Teil dazu beitragen, dass wir in Deutschland im Moment so ein aufgeheiztes Klima haben.“

Eine Sache findet der 38-Jährige sehr wichtig: „Wir sollten uns beim Thema Diskussionskultur nicht an den Lauten orientieren, sondern an den Werten des Grundgesetzes.“

Adelkarim: Grundgesetz wird nicht durch Corona abgeschafft

Und genau dieses werde auch nicht durch die Corona-Beschränkungen außer Kraft gesetzt, stellt der Komiker klar. Das wird derzeit ja häufig von Kritikern der Maßnahmen und auch von Verschwörungstheoretikern behauptet.

Abdelkarim: „Dass man alle Maßnahmen stillschweigend und unkritisch hinnehmen muss, stimmt einfach nicht. Während der 'Coronazeit' haben auch schon einige Gerichte Grundrechtseinschränkungen gekippt, weil sie zu weit gingen. Es gibt nämlich nicht den einen richtigen Weg, und alle lernen dazu. Auch das ist typisch Demokratie. Und unsere Demokratie funktioniert.“

Horst Seehofer reagiert auf Angriff auf ZDF-Kamerateam am 1. Mai

Mit Empörung hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer den Angriff auf ein Team der ZDF-„heute show“ in Berlin kommentiert. Gleichzeitig wies er auf die Verpflichtung der Sicherheitsbehörden hin, Medienvertreter auch auf Demonstrationen zu schützen.

„Die Freiheit der Presse ist eine Säule unserer Demokratie. Der Staat hat zu garantieren, dass dieses Grundrecht zu jeder Zeit und an jedem Ort gewährleistet ist“, sagte der CSU-Politiker am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur.

Berlin: Kamerateam des ZDF von Unbekannten angegriffen

ZDF-Programmdirektor Dr. Norbert Himmler verurteilte den Angriff auf das ZDF-Team: „Die Pressefreiheit ist - gerade in diesen Tagen - ein hohes Gut. Unsere Sorge gilt nun jedoch zuallererst den Teammitgliedern und ihrer Gesundheit." Auf der Homepage des ZDF heißt es in einem Zitat des Chefs der Produktionsfirma, man sei „mit Totschlägern auf das Team losgegangen".

Auch die Redakteursausschüsse von ARD, ZDF und Deutschlandradio reagierten in einer Mitteilung. „Unsere Reporterteams sind weltweit unterwegs, um die Menschen über Ereignisse und Entwicklungen zu informieren. Auch Satiresendungen wie die heute-show gehören zum Auftrag der Meinungsbildung", stellten sie klar. Die Bundesgeschäftsführerin der Journalisten-Gewerkschaft dju, Cornelia Berger, sprach angesichts des Angriffs von einem „Alarmsignal auch für die politisch Verantwortlichen".

Polizei gelang es nicht, Corona-Regeln durchzusetzen

Wer Journalisten angreife, müsse „die Kraft unseres Rechtsstaates zu spüren bekommen“, betonte Bundesinnenminister Horst Seehofer. Gewalt und Gewaltandrohungen müssten geächtet werden - „es geht hier um die Grundwerte unseres Gemeinwesens“.

Der Berliner Polizei war es am 1. Mai im Stadtteil Kreuzberg nicht gelungen, die Corona-Regeln durchzusetzen und große Ansammlungen von Schaulustigen zu verhindern. Das räumten Innensenator Andreas Geisel (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Samstag ein. (jv, dpa, so)