Nach Schießerei in DuisburgFestgenommene „nicht kooperativ“ und wieder frei

Schusswechsel mitten in der Stadt: Bei einer Schießerei am Mittwochabend in Duisburg hat es mehrere Verletzte gegeben. Die Polizei nahm 15 Personen in Gewahrsam. Nun sind sie wieder frei.

Ein Schusswechsel hat am Mittwochabend (4. Mai 2022) die Polizei in Duisburg in Atem gehalten. Dutzende Personen sollen sich eine Schießerei geliefert haben. Dabei wurden vier Menschen verletzt. Als die Polizei am Tatort eintraf, ergriffen zahlreiche Beteiligte die Flucht. 15 Personen wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen.

Nun sind die 15 Festgenommenen wieder auf freiem Fuß. Sie hätten alle noch am Donnerstag (5. Mai) das Polizeigewahrsam nach ihrer erkennungsdienstlichen Behandlung verlassen können, sagte ein Sprecher der Duisburger Staatsanwaltschaft auf Anfrage. Die Ermittler hatten angedeutet, dass die Festgenommenen, die der Rockergruppe Hells Angels, ihrem Umfeld oder einem türkisch-arabischen Clan zugerechnet werden, nicht kooperativ sind.

Er rechne eher nicht mit verwertbaren Aussagen, hatte Duisburgs Polizeipräsident Alexander Dierselhuis (38) gesagt. Im Rocker- und Clanmilieu werde geschwiegen. Er befürchte, dass der Schweigekodex auch in diesem Fall zum Tragen komme. Die Mordkommission habe dennoch Ermittlungsansätze. Die Behörden rechnen derzeit nicht mit einer weiteren Eskalation.

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SEK-Einsatz nach Schüssen mit 80 bis 100 Menschen in Duisburg-Marxloh

Die Schüsse auf dem Hamborner Altmarkt waren am Mittwochabend (4.Mai) gegen 20.40 Uhr gemeldet worden. Als die Polizei am Tatort erschien, seien viele Beteiligte geflüchtet, berichteten die Ermittler. 80 bis 100 Menschen sollen vor Ort gewesen sein. Die Ermittler gehen davon aus, dass zwei Gruppierungen beteiligt waren. Ob es sich um eine Schießerei handelte, bei der zwei oder mehr Seiten sich gegenseitig beschossen, war zunächst unklar.

Es sei „eine Vielzahl von Schüssen gefallen“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die Motivlage sei noch unbekannt. Im Zusammenhang mit den Schüssen gab es in der Nacht einen Einsatz von Spezialeinsatzkräften in Duisburg. Das SEK verschaffte sich Zutritt zu einem Haus im Stadtteil Homberg. Jedoch sei dort niemand angetroffen worden, erklärte die Polizei. „Bild.de“ berichtete zuvor. Die Polizei teilte am Donnerstag mit, dass die Tatortaufnahme noch andauere. Bei der Arbeit vor Ort unterstütze die Duisburger Feuerwehr.

Schießerei in Duisburg: Polizeipräsident Dierselhuis äußert sich zur Tat

Der neue Duisburger Polizeipräsident Alexander Dierselhuis (38), der erst am 1. April seine neue Position angetreten hat und als Experte für Clan-Kriminalität gilt, äußerte sich am Donnerstagmittag.

„Es liegen diverse Videos vor, die teilweise sehr gute Qualität haben, sodass wir hoffnungsvoll sind, über die 15 Tatverdächtigen hinaus noch weitere ermitteln zu können“, sagt der Polizeichef am Mittag in Duisburg. Zur Motivlage könne man „noch nichts Finales“ sagen, so Dierselhuis.„Was wir bestätigen können, ist, dass an der Auseinandersetzung sowohl Rocker als auch Clan-Angehörige beteiligt waren. Was die genaue Ursache des Streites war, müssen die weiteren Ermittlungen ergeben.“

Polizeipräsident Dierselhuis meint: „Vorfälle dieser Art, dieser Intensität, hat es in Duisburg lange nicht gegeben. Das war natürlich schockierend. Eine Schießerei mit mindestens 19 Schüssen und vier Verletzen.“ Von einer weiteren oder gar dauerhaften Eskalation geht er aber nicht aus: „Da spricht nach dem aktuellen Ermittlungsstand nichts dafür. Die Gewalt so auf die Straße zu tragen, ist für die Organisierte Kriminalität geschäftsschädigend. Deswegen gehe ich eher davon aus, dass man wieder zurückgefahren wird.“

Innenminister Herbert Reul: „Clan-Kriminalität ist keine PR-Erfindung“

Auch NRW-Innenminister Herbert Reul (69) äußerte sich am Nachmittag zum Vorfall. „Die vergangene Nacht hat gezeigt, dass Cran-Kriminalität keine PR-Erfindung ist – auch nicht von mir“, so Reul. „Es ist ein riesiges Problem, dass die Menschen in Angst und Schrecken versetzt, insbesondere im Ruhrgebiet. Wer das bestreitet, der verzehrt Wirklichkeit und das kann nicht akzeptiert werden.“

Nach dpa-Informationen aus Polizeikreisen sollen Mitglieder der Rockergruppe Hells Angels an der Schießerei beteiligt gewesen sein. Im Internet kursierten kurz darauf diverse Videos. Die Polizei richtet sich daher direkt an die Bevölkerung und bittet Zeugen, die sachdienliche Angaben zum Tatgeschehen oder zu beteiligten Personen machen können, sich unter der Rufnummer 0203 2800 mit der Kriminalpolizei in Verbindung zu setzen.

Für die Ermittler sind insbesondere diese Fotos oder Videoaufnahmen von Interesse, die während oder nach dem Tatgeschehen gefertigt wurden. Sie können unter nrw.hinweisportal.de hochladen (maximal 2 GB) werden - auch anonym. (dpa)