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Nach 22.000 Stunden Arbeit77-Jährige aus NRW verzichtet auf viel Geld

Ingrid Bauer steht vor einem Regal mit Gemüse. Sie hält einen Blumenstrauß in der Hand.

Ingrid Bauer engagiert sich seit 14 Jahren ehrenamtlich bei der Tafel. Sie leitet die Tafel in Ratingen.

Ehrenamtliche sind in der aktuellen Krisenzeit so wichtig wie selten. Nur dank ihnen ist es für sozial Benachteiligte möglich, über die Runden zu kommen. Eine dieser guten Seelen ist Ingrid Bauer.

von Julian Meiser (jm)

Ihr gebührt großer Dank: Ingrid Bauer (77). Sie ist Leiterin und Mitgründerin der Tafel Ratingen. Schon seit 2008 ist Bauer fast täglich für den guten Zweck auf den Beinen. 

Zum „Tag des Ehrenamts“ wurde ausgerechnet, wie viel Zeit und Einsatz die 77-Jährige wirklich in ihre ehrenamtliche Tätigkeit gesteckt hat. Was dabei herauskam, ist beeindruckend.

NRW: Tafeln arbeiten am Limit

Mindestens viermal in der Woche ist Ingrid Bauer für die Tafel im Einsatz, um Bedürftige mit Lebensmitteln zu versorgen. Meist acht Stunden am Tag ist sie vor Ort. Sie ist da, wenn morgens um 6 Uhr oder abends um 20 Uhr Lebensmittel geliefert werden – und das seit 14 Jahren.

Nach Angaben der Tafel NRW beläuft sich die Arbeitszeit der 77-jährigen Tafel-Leiterin auf unglaubliche 22.000 Stunden! Selbst beim aktuellen Mindestlohn von zwölf Euro entspricht das einem wirtschaftlichen Wert von 264.000 Euro.

Doch was bringt Ingrid Bauer dazu, so viel Zeit aufzuwenden? „Die Not ist groß“, sagt Bauer, „da wollen wir helfen und für ein gutes Miteinander sorgen.“ Hinzu kommt der Umstand, dass sie bei der Gründung der Tafel Ratingen gerade eine schwere Krankheit überwunden hatte und sie „dankbar für eine sinnvolle Aufgabe“ war.

Ihre Motivation: der Gedanke der christlichen Nächstenliebe sowie der Respekt vor Lebensmitteln. „Wen einmal der ‚Tafel‐Bazillus‘ befallen hat, der bleibt dabei. Die Aufgaben sind komplex, es wird auch schon einmal stressig, aber die gute Laune überwiegt“, macht die unermüdlich wirkende Ingrid Bauer klar.

Und ihre Begeisterung für das Ehrenamt färbt offenbar ab: Allein aus Bauers Familie engagieren sich drei Generationen für die Tafel.

Tafel NRW: Ingrid Bauer engagiert sich seit 14 Jahren ehrenamtlich

Besonders in der Weihnachtszeit wächst der Bedarf an Lebensmittelspenden. Selbst an Heiligabend nimmt sich Tafel-Leiterin Ingrid Bauer keine Auszeit. „Der Hunger macht ja auch keine Pause“, erläutert sie.

„Die Supermärkte sind froh, wenn übrig gebliebene Lebensmittel abholt werden, die wir nachmittags noch ausgeben. Manches Jahr bin ich in Eile direkt von der Tafel in der Kirche gefahren, um meinen Enkel als Josef im Krippenspiel zu erleben. Das ist für mich Weihnachten.“

Zu ihrer Arbeit gehören allerdings nicht nur organisatorische Tätigkeiten und die Ausgabe von Nahrung, sondern auch Seelsorge: „Auch das Trösten von Menschen und Trocknen von Tränen gehört dazu, wenn die Angst vor der Zukunft wächst.“

So toll Ingrid Bauers Engagement auch ist: Die 172 Tafeln in Nordrhein-Westfalen müssen als nicht-staatliche Einrichtungen jeden Tag kämpfen. Mittlerweile unterstützt die Tafel in NRW 500.000 Menschen. Vor dem Ukraine-Krieg waren es noch etwa 350.000.

Obwohl sich 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Tafel in NRW engagieren, gibt es noch immer „zu wenige Ehrenamtliche für zu lange Schlangen vor den Tafeln“, erklärt Sprecherin Petra Jung.