Schock-Prognose des ADACMehr Staus als je zuvor: Für NRW-Autofahrer kommt es jetzt knüppeldick

Stau auf der A555 bei Köln.

Stau auf der A555 bei Köln. Das könnte Autofahrern in Zukunft noch deutlich öfter drohen, befürchtet der ADAC. Das Foto wurde 2020 aufgenommen.

Corona hat viele Autobahnen in NRW deutlich leerer gemacht. Jetzt schockt der ADAC mit seiner Zukunfts-Prognose: bald noch mehr Staus als vor der Pandemie! Wie geht das denn? Und was sind die Gründe?

Es klingt wie ein düsteres Szenario, doch die Einschätzung der Experte dürfte nicht weit von der Wahrheit entfernt liegen: „Wenn mit allmählicher Normalisierung der Corona-Situation der Pkw-Verkehr in kürzester Zeit wieder rasant ansteigt und noch mehr Menschen das Auto nutzen als vor der Pandemie, droht dem Autobahnsystem in NRW ein Kollaps“, erklärte der ADAC Nordrhein am Donnerstag (3. Februar) in seiner Staubilanz.

Bereits jetzt hat sich die Verkehrssituation in vielen Bereichen wieder normalisiert. Auch der ADAC registrierte im zweiten Halbjahr von 2021 deutlich mehr Staus, trotz anhaltender Pandemie.

Mehr Staus als vor Corona: ADAC zeichnet ein düsteres Szenario

Die Statistik: 215.500 Staumeldungen gab es im vergangenen Jahr – und damit ein Drittel mehr als im ersten Corona-Jahr 2020. Die Staudauer nahm in Summe demnach sogar um über 40 Prozent auf 106.500 Stunden zu. Die Gesamtlänge aller Stauereignisse wuchs den Daten zufolge um 22 Prozent auf fast 240.000 Kilometer. Dabei wurde in die Zahlen neben Staus auch stockender Verkehr auf den Autobahnen einbezogen.

Alles zum Thema Corona

Das Stauaufkommen auf den NRW-Autobahnen liegt laut den Daten aber noch deutlich unter dem Niveau der Jahre vor der Pandemie: Im Vergleich zu 2019 wurden 2021 rund 15 Prozent weniger Staus gemeldet, die Staus waren in Summe nur etwa halb so lang und die Gesamtdauer war rund 38 Prozent kürzer, listete der ADAC auf. Allerdings seien in den Monaten Juli bis September schon wieder mehr Staus als im gleichen Zeitraum 2019 auf den Autobahnen in NRW verzeichnet worden.

Staus in NRW: Marode Brücken werden zum entscheidenden Faktor

Aber warum bald noch mehr Staus als vor der Pandemie? Die Gründe haben mit Corona zu tun, aber nicht ausschließlich. Viele Berufspendler sind laut Statistiken von Bahnen (höheres Risiko) auf das Auto umgestiegen, das mache sich bemerkbar. Ein entscheidender Faktor seien aber die Brücken in NRW.

Der ADAC verdeutlichte, dass bereits die plötzliche Vollsperrung einer einzelnen maroden Autobahnbrücke wie im Fall der Talbrücke Rahmede auf der A45 bei Lüdenscheid eine ganz neue Dimension der Staubelastung mit sich bringe.

„Es darf jetzt nicht zu einem Domino-Effekt bei den Brücken kommen“

Der Zustand der Brücken in NRW sei „katastrophal“. Zu befürchten sei, dass sich Auto- und Lkw-Fahrer auf den ohnehin stark belasteten Autobahnen A1, A3, A4 in den kommenden Jahren auf noch mehr Staus einstellen müssten. „Es darf jetzt nicht zu einem Domino-Effekt kommen, wo in NRW eine Brücke nach der anderen für Lkw oder sogar Pkw gesperrt werden muss.“ Die Brückenprüfungen sollten in kürzeren Abständen erfolgen als es das Regelwerk vorsehe.

Übrigens: Im bundesweiten Vergleich ist NRW wenig überraschend weiterhin der Spitzenreiter: Knapp ein Drittel aller Stauereignisse entfiel 2021 auf NRW. Der Abschnitt mit den meisten Stauereignissen war 2021 die A46 zwischen Düsseldorf und Wuppertal. Auf der A3 zwischen Köln und Oberhausen brauchten Autofahrer die meiste Geduld: Hier sind Staudauer und Staulänge in der Summe am höchsten. (tw, mit dpa)