Explosion in LeverkusenKarl Lauterbach spricht von Chemie-Gau und hat Appell an Anwohner

Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr stehen am 27. Juli unweit einer Zufahrt zum Chempark über dem eine dunkle Rauchwolke aufsteigt. Die Explosion löste einen Brand aus.

Eine dichte schwarze Rauchwolke steigt am 27. Juli über der Müllverbrennungsanlage im Leverkusener Chempark auf. Dort hatte es eine gewaltige Explosion gegeben.

Nach der verheerenden Explosion in Leverkusener Chempark, die eine gigantische schwarze Rauchwolke hatte aufsteigen lassen, fragen sich viele Anwohner: Was war drin im Qualm? Eine Analyse ist versprochen, sie soll „bald“ vorliegen.

Leverkusen. Tage nach der gewaltigen Explosion in einer Leverkusener Müllverbrennungsanlage rückt das Ergebnis einer Analyse der dabei freigesetzten Stoffe immer näher. Das mit der Untersuchung betraute nordrhein-westfälische Landesumweltamt (LANUV) hat einen entsprechenden Bericht für „voraussichtlich Ende der Woche“ in Aussicht gestellt. Betroffene und Anwohner hoffen, dass er an diesem Freitag (30. Juli) auch kommt.

Nach der Detonation hatten am Dienstag (27. Juli) im Leverkusener Chempark – einem Gelände mit Chemie-Unternehmen – Tanks gebrannt, in denen nach Angaben der Betreiberfirma Currenta „organische Lösungsmittel“ lagerten. „Das ist eine Klasse an Lösungsmitteln, die in der Chemie einfach als Reststoffe dann anfällt“, hatte Chempark-Leiter Lars Friedrich erklärt.

Explosion in Leverkusen lässt Rußpartikel in Gärten niedergehen

Nach dem Brand waren in Leverkusen viele kleine Rußpartikel niedergegangen. Die Stadt riet ihren Bürgern unter anderem, kein Obst oder Gemüse aus dem Garten zu essen, wenn sich entsprechender Staub darauf angesammelt habe.

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In einer ersten Einschätzung war das LANUV davon ausgegangen, dass es sich um „Dioxin-, PCB- und Furanverbindungen“ gehandelt haben könnte, die über die Rauchwolke in umliegende Wohngebiete getragen wurden. Grundsätzlich sei es so, dass Dioxine bei jedem Brandereignis in mehr oder weniger hohen Konzentrationen entstünden. Wie hoch die vorhandenen Rückstände mit diesen Substanzen belastet sind, werde sich erst nach der aufwendigen Auswertung zeigen.

Karl Lauterbach über Explosion in Leverkusen: „beinahe größter anzunehmender Chemie-Unfall“

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, zu dessen Wahlkreis Leverkusen zählt, hatte der „Rheinischen Post“ gesagt: „Die Explosion in Leverkusen ist für die Stadt der beinahe größte anzunehmende Chemie-Unfall.“

Weiter fügte Lauterbach hinzu: „Es braucht jetzt schnellstens Aufklärung darüber, wieviel Dioxin oder PCB freigesetzt wurden und in welchen Stadtteilen besonders. Leider sind diese Stoffe bereits in kleinsten Mengen hochgradig krebserregend.“

Er appelliere an die „Bevölkerung von Leverkusen und der umliegenden Orte, Gegenstände, die draußen waren, vor der Benutzung abzuwaschen. Insbesondere Kinderspielzeug im Garten, Fahrräder und andere Dinge müssen gründlich abgewaschen werden.“ Mit Blick in die Zukunft hatte Karl Lauterbacg gesagt: „Für künftige Bauvorhaben sollte nach diesem Vorfall genauer geprüft werden, ob Müllverarbeitungsanlagen so nah an einer Stadt errichtet werden dürfen.“

Explosion in Leverkusen: So gefährlich ist Dioxin

„Dioxin-, PCB- und Furanverbindungen werden durchaus in Zusammenhang gebracht mit Missbildungen bei Neugeborenen von Tieren, weniger beim Menschen, als Umweltöstrogene oder auch Krebs erregende Substanzen beim Menschen“, hatte der Experte Daniel Dietrich von der Uni Konstanz der Deutschen Presse-Agentur erklärt. „Aber – und das ist das große Aber – nur in hohen Konzentrationen.“ Nach seiner Einschätzung bestehe keine akute Gefahr für die Bevölkerung, wenn sie sich an die Handlungsempfehlungen des Landesumweltamtes und der anderen involvierten Behörden halte. (dpa/smo)