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25.000 kmJan (28) aus NRW bei Corona-Start in Russland „gefangen“ – dann beginnt die Reise seines Lebens

Der Bielefelder Jan Rose und Freundin Yulia bei der Reise durch Russland.

Jan-Niclas Rose und Freundin Yulia lernten sich in Russland kennen und während der Reise dann sogar lieben.

Das größte Abenteuer des Lebens: Für viele Menschen etwas, das sie ewig aufschieben. Jan-Niclas Rose aus NRW hat es einfach gemacht.

von Thomas Werner (tw)

Was für eine sprichwörtliche „Reise“, die die Welt mit Corona schon hinter sich (und leider wahrscheinlich auch vor sich) hat. Und für viele ist sie die wohl schlimmste Reise, die sie jemals durchstehen mussten. Ganz anders sieht es für einen jungen Mann aus NRW aus, der während – oder sogar dank – Corona zu der wohl spannendsten Reise seines Lebens aufbrechen konnte. 25.000 Kilometer per Anhalter quer durch Russland.

Jan-Niclas Rose (damals 26), eigentlich Student der Geschichte und Germanistik an der Uni Bielefeld, war für ein Gastsemester in St. Petersburg, als Anfang 2020 Corona anfing, weltweit um sich zu greifen.

Jan aus NRW: Gastsemester in St. Petersburg nimmt überraschende Wendung

Ein Traum für Jan: Durch das Austausch-Programm der Uni gab es nicht nur ein Touristenvisum für 30 Tage, sondern viel mehr Zeit, das riesige Land zu entdecken. 

Alles zum Thema Corona

Doch Corona bringt das öffentliche Leben in St. Petersburg im März 2020 quasi zum Erliegen. Auch die Universität schließt. Ein Online-Vorlesungsprogramm kommt nur langsam in Gang, viele Freunde, die Jan gerade erst kannte, setzen sich in ihre Heimatländer ab. 

25.000 Kilometer quer durch Russland – nur per Anhalter

Jan entscheidet sich anders: „Ich hatte mein Visum, das wollte ich nicht verschwenden“, erinnert sich der 28-Jährige im Gespräch mit EXPRESS.de. „In St. Petersburg habe ich mich aber gefangen gefühlt, weil alles geschlossen war.“

Also wächst eine Idee in dem Studenten aus NRW: „Ich bin schon vorher viel per Anhalter gefahren. Im Nahen Osten habe ich es bis in den Oman geschafft“, so Jan. Wie weit würde er es in Russland, dem größten Land der Erde (ca. 17,1 Millionen Quadratkilometer), schaffen?

Mit Freundin Yulia macht er sich auf den Weg. Die damals 31-Jährige hatte Jan in einer Bar in St. Petersburg kennengelernt. Yulia arbeitet in einem Hostel, verliert durch Corona aber ihren Job. Da steht die Entscheidung fest: Mit dem Mann, den sie bei Reiseantritt genau fünf Mal getroffen hatte, soll es quer durch ihr Heimatland gehen.

Jan und Yulia reisen vier Monate quer durch Russland

Ein Glücksfall für Jan: Da in Russland nicht viele Menschen Englisch können, wird Yulia durch ihre Sprachkenntnisse zum Türöffner bei Auto- oder Lkw-Fahrern, die die beiden Tramper mitnehmen sollen.

Am 6. Mai geht es aus St. Petersburg los: Mit kleinem Gepäck, Minizelt und nur dem Allernötigsten machen sich Jan und Yulia auf den Weg. Sie reisen durch Sibirien bis nach Irkutsk. Dann die große Überraschung: Aufgrund der Pandemie wird Jans Visum verlängert! Er darf bis in den September bleiben.

Also geht die Reise weiter Richtung Osten bis ans Japanische Meer nach Wladiwostok. Und danach wieder in den äußersten Westen des Landes bis auf die Krim und von dort zurück nach St. Petersburg – ausschließlich per Anhalter.

Als blinde Passagiere in einem Lkw über eine inner-russische Grenze

Insgesamt legen sie 25.000 Kilometer zurück, benutzen 163 Mitfahrgelegenheiten, übernachten im Zelt, in Lastwagen, bei wildfremden Leuten auf der Couch oder einfach in der freien Natur. Über vier Monate sind sie unterwegs, bis Jan im September 2020 zurück nach Deutschland muss.

Jans persönliches Highlight: Ein Kontakt, der ihm und Yulia hilft, als blinde Passagiere in einem Lkw eine streng bewachte inner-russische Grenze zu passieren, lädt die beiden spontan ein, Zeit in seinem Jagdhaus in der Nähe des Baikalsees zu verbringen. Kein Strom, kein fließend Wasser, nur zwei Menschen und die Natur.

Per Anhalter durch die Pandemie: Jan aus NRW hat Buch über Russland-Reise geschrieben

„Obwohl wir uns nur fünf Minuten persönlich kannten, hat er uns sein Eigentum überlassen“, erinnert sich Jan. Ähnlich gastfreundlich geht es bei einem anderen Kontakt zu, der Jan und Yulia spontan mit zu einer Hochzeit nimmt.

Über die Reise durch Russland und seine Erlebnisse hat Jan ein Buch geschrieben: „Per Anhalter durch die Pandemie“ heißt es, am 10. Februar kommt das 416 Seiten starke Werk im Verlag Edition Schaumberg auf den Markt. Kostenpunkt: 24 Euro.

Ob Leserinnen und Leser des Buchs neben der Reise- auch eine Liebesgeschichte serviert bekommen? „Ja, wir sind in einer Beziehung“, sagt Jan. Vier Monate auf engstem Raum zusammen haben eine Liebe entstehen lassen, die selbst die Distanz zwischen Bielefeld und St. Petersburg (ca. 1600 km Luftlinie) überbrückt: Schon in wenigen Wochen wird Yulia ihren Freund wieder in Deutschland besuchen.