„Brutal geschlagen“Schwere Rassismus-Vorwürfe gegen Polizei Essen

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Schwere Anschuldigungen: In Essen sollen Polizisten einen dunkelhäutigen Mann verletzt haben. Nun hagelt es Rassismus-Vorwürfe. Unser Symbolbild entstand 2011 in Hessen.

von Madeline Jäger (mj)

Essen – Tausende Nutzer sozialer Medien verbreiten aktuell heftige Rassismus-Vorwürfe gegen die Essener Polizei. Der Grund: Polizisten sollen eine dunkelhäutige Familie rassistisch beleidigt haben – und sogar handgreiflich geworden sein...

  • Schwerwiegende Rassismus-Vorwürfe gegen die Polizei Essen
  • Ein dunkelhäutiger Mann soll geschlagen worden sein, als er Anzeige erstatten wollte
  • Aufschrei innerhalb sozialer Netzwerke

Die betroffene Familie wollte nach eigenen Angaben ursprünglich eine Anzeige wegen eines gestohlenen Portemonnaies aufgeben. Nun weist die Essener Polizei die heftigen Vorwürfe in aller Deutlichkeit zurück. 

Bekannt gemacht hatte den Fall die Berliner Journalistin Anna Dushime via Twitter. Dort veröffentlichte sie auch Fotos eines verletzen Mannes.

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Doch was ist auf der Polizeiwache passiert?

Essen: Dunkelhäutige Frau (50) will bei Polizei Anzeige erstatten 

Am Mittwoch (4. März 2020) erschien laut Polizei eine 50-jährige in Mülheim an der Ruhr wohnhafte Nigerianerin auf der Innenstadt-Polizeiwache und zeigte den Diebstahl ihrer Geldbörse an. Die Anzeige wurde durch einen Polizisten aufgenommen.

Die Polizei wird nun beschuldigt, die 50-jährige Mülheimerin ausgelacht zu haben, die auf der Wache den Diebstahl ihres Portemonnaies anzeigen wollte.

Außerdem seien die beiden Töchter der Frau auf der Polizeiwache im Verlauf des Gesprächs gewaltsam angegangen worden.

„Als ich da ankam, wurde auch ich brutal geschlagen...“

„Als ich da ankam, wurde auch ich brutal geschlagen und das Ganze endete in einem Krankenwagen“, schriebt der Sohn der 50-Jährigen nun in seiner Instagram-Story, die mehrfach auf Twitter geteilt wurde.

Der Sohn setzte noch einen drauf: „Gegen meinen Einwand, dass man mit Menschen so nicht umgehen kann, sagte einer der Polizisten, wenn es mir nicht passt, soll ich das Land verlassen. Und ich kann froh sein, dass wir nicht in den USA sind.“ Ganz deutlich also eine Anspielung auf Polizeigewalt in Amerika, der dunkelhäutige Menschen dort wesentlich öfter ausgesetzt sind als weiße US-Bürger.

So reagiert die Essener Polizei auf die Vorwürfe

Laut der Essener Polizei kam es während der Aufnahme der Anzeige im Vorraum der Polizeiwache zu einem „verbal aggressiven Auftreten zweier Frauen“ (16/17), also den Töchtern der 50-Jährigen.

Sie sollen sich über die Art und Weise der polizeilichen Bearbeitung beschwert haben. Dann soll es in Folge dessen zu „Widerstandshandlungen und einer Beleidigung von Polizisten“ gekommen sein. Die beiden jungen Frauen und die Mutter (50) wurden nach Abschluss der Maßnahmen mit einem Platzverweis aus dem Gebäude verwiesen.

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Stunden später erschienen laut Polizei zwei männliche Bekannte der 50-Jährigen auf der Polizeiwache, die sich in einem sehr aggressiven Ton zu dem Vorfall geäußert hätten und Informationen erhalten wollten.

Polizei Essen: Männer sollen Betrieb auf Polizeiwache gestört haben 

Laut Essener Polizei störten die beiden Männer den Wachbetrieb erheblich und wurden deshalb ebenfalls mit einem Platzverweis der Wache verwiesen. Diesem sollen sie aber trotz mehrfacher Aufforderung nicht nachgekommen sein. Stattdessen hätten sie lautstark geschrien und mit Fäusten gegen die Glasscheiben der Polizeiwache geschlagen.

Polizei in Essen: „Verwendung eines Einsatzmehrzweckstockes“

Offensichtlich kam ein Schlagstock zum Einsatz: „Es folgte eine Widerstandshandlung, die von dem einschreitenden Polizeibeamten unter Verwendung eines Einsatzmehrzweckstockes gebrochen wurde“, erklärt die Polizei Essen am Montag.

Daraufhin hätten sich die Männer in Richtung Hauptbahnhof entfernt. Ein 25-Jähriger konnte am Europaplatz angetroffen und nach einer erneuten Widerstandshandlung vorläufig festgenommen werden.

Da der Mann über Schmerzen klagte, wurde er mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Nach ambulanter Behandlung konnte der Mann das Krankenhaus wieder verlassen, so die Essener Polizei weiter.

Polizei Essen weist Rassismus-Vorwürfe weit von sich

Doch, dass der Polizeieinsatz gegen die beiden Männer in einem Zusammenhang mit ihrer Hautfarbe gestanden habe und sie von Polizisten rassistische Beleidigungen erfahren haben – diese Anschuldigungen weist die Polizei als haltlos von sich.

Die Vorwürfe sollen nun von einer weiteren Ermittlungsbehörde überprüft werden. Aus Neutralitätsgründen hat die Polizei Bochum Ermittlungen aufgenommen.