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Gehörlose leiden unter der Maskenpflicht„Viele sind völlig aufgeschmissen“

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Detlef Klussmann vom Düsseldorfer Behindertenbeirat ist selbst zu 100 Prozent gehörlos. Er sagt: "Durch die Maskenpflicht sind viele von uns völlig aufgeschmissen".

von Colja Schliewa (cos)

Düsseldorf – Die Corona-Pandemie und ihre Folgen: Ein weiteres Mal trifft die Krise die schwächsten am härtesten. Während die neu eingeführte Maskenpflicht für die meisten Düsseldorfer nur eine weitere lästige Begleiterscheinung im Kampf gegen das Virus ist, stellt sie für viele Behinderte ein großes Hindernis dar. Vor allem Gehörlose haben mit der neuen Verordnung zu kämpfen: Sie können wegen der Masken nicht mehr die Lippen ihres Gegenüber lesen.

Düsseldorf: Detlef Klussmann vom Behindertenbeirat: „Gehörlose sind nun völlig aufgeschmissen"

Detlef Klussmann vom Düsseldorfer Behindertenbeirat bringt die Sache auf den Punkt: „Taube Menschen sind nun völlig aufgeschmissen", sagt der 73-Jährige. Der Stockumer ist selbst zu 100 Prozent gehörlos und weiß, wovon er spricht: „Viele Gehörlose lesen ihrem Gesprächspartner von den Lippen ab. Das ist nun aufgrund der Maskenpflicht nicht mehr möglich."

Düsseldorf: Einkäufe und Behördengänge werden für Gehörlose zur Qual

Heißt: Gehörlose Menschen werden durch die Maskenpflicht endgültig vom sozialen Leben ausgeschlossen. Jeder Einkauf im Supermarkt, jeder Behördengang wird zur Qual, weil man mit niemandem mehr kommunizieren kann.

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Das gilt auch für die Gehörlosen, die Gebärdensprache benutzen. Einen wichtigen Teil der Zeichensprache stellt nämlich die Mimik dar, die nun auch durch die Atemschutzmasken verdeckt wird.

Prinzipiell gilt das alles im Falle von Detlef Klussmann nicht in erster Linie. Er hat sich bereits vor einigen Jahren einer komplizierten Operation unterzogen, um sich ein sogenanntes „Cochlea-Implantat“ ins Ohr verpflanzen zu lassen. „Wenn jemand direkt vor mir steht, kann ich damit prima hören“, sagt der Düsseldorfer.

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Ein sogenanntes „Cochlea-Implantat“ macht es Detlef Klussmann möglich, zu hören. Bei Mitarbeitern hinter der Plexiglasscheibe hat aber auch er große Probleme.

Düsseldorf: Auch die Plexiglasscheiben sind ein Hindernis für Gehörlose und Hörgeschädigte

Das System besteht aus Das „CI“-System besteht aus einem Mikrofon, einem digitalen Signalprozessor und dem eigentlichen Implantat, das in die Hörschnecke eingeführt wird. Die Empfangsspule wird im Schädelknochen unter der Haut platziert. Die Signalübertragung erfolgt über Hochfrequenzwellen.

Hier lesen Sie mehr: Die Düsseldorfer Kirmes fällt endgültig aus

Zur Zeit funktioniert aber auch das High-Tech-Implantat nur bedingt. Detlef Klussmann: „In Geschäften, an denen die Mitarbeiter hinter Plexiglasscheiben sitzen, kann ich diese nicht verstehen, weil nicht genug Schallwellen durchkommen. Das gleiche gilt übrigens für die Hörgeschädigten, die ein Hörgerät benutzen.“

Hoffnung machen derzeit nur wenige Privatfirmen, die bereits angefangen haben, Atemschutzmasken mit Sichtfenster herzustellen. Dabei handelt es sich allerdings um kleine Betriebe, die nur in minimaler Auflage produzieren können, und den rund 80 000 Gehörlosen in Deutschland kaum gerecht werden können.

Düsseldorf: Auch Blinde leiden unter den Corona-Auflagen

Gehörlose sind nicht übrigens die einzigen, die die neuen Verordnungen hart treffen. Auch Blinde können sich derzeit draußen nicht wie gewohnt bewegen. Detlef Klussmann: „Ein blinder Mensch weiß nicht, ob er gerade 1,5 Meter Abstand von einem anderen Menschen hat, wenn er durch die Stadt geht. Es kam bereits vor, dass Leute Blinden gegennüber schroff reagierten, wenn sie ihnen zu nahe kamen."