Demo in DüsseldorfTÜV lässt 21.500 Prüfanträge liegen – Fahrlehrer frustriert

Fahrschul Demo

Auf dem Messeparkplatz P2 demonstrierten in Düsseldorf am Montag (8. Juni 2020) knapp 100 Fahrlehrer aus ganz NRW.

von Jonas Meister (meis)

Düsseldorf – Die Freude über die bestandene Führerscheinprüfung. Jeder, der einen „Lappen“ hat kennt sie. Doch im Moment ist genau dieses emotionale Hochgefühl bei Fahrschulen in ganz NRW mächtig getrübt. Der Grund: Technische Probleme, lange Wartezeiten und natürlich Corona.

Durch dieses Chaos liegen beim TÜV aktuell 21.500 Prüfungsanträge auf Halde. Und das sorgt für Frust pur auf allen Seiten, gerade wirtschaftlich. Kein Wunder also, dass die Fahrlehrer jetzt in der Landeshauptstadt selbst Dampf ablassen mussten.

Düsseldorf: Fahrlehrer René Schlegel hat so eine Krise in über 20 Jahren im Beruf nicht erlebt

Wegen Covid-19 ist auf dem Messeparkplatz P2 in Düsseldorf aktuell nicht viel los. Doch am Montag (8. Juni 2020) war das anders. Schon am Morgen rollten hier mehrere dutzend Autos zur Fahrschul-Demo auf die Fläche. So waren aus dem ganzen Bundesland etwa 100 Fahrlehrer angereist, um ihrem Ärger Luft zu machen.

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„So eine Situation wie jetzt, habe ich noch nie erlebt“, gesteht René Schlegel. Dabei ist der Auslöser für den Frust des Düreners, der seit über 20 Jahren Fahrlehrer ist und die Demo mitorganisiert hat, noch nicht einmal Corona selbst, sondern der TÜV.

Fahrlehrer Rene Schlegel

René Schlegel hatte die große Fahrschul-Demo gegen das Monopol des TÜV mitorganisiert.

„Vor zwei Jahren hat sich der TÜV entscheiden, das Führerscheinwesen in NRW zu zentralisieren. Dabei wurden natürlich Kosten reduziert und damit Prüfer eingespart.“

Düsseldorf: Fahrschulen machen bis zu 80.000 Minus im Monat, wegen Prüfungsstau beim TÜV

Chaos, das die Pandemie jetzt nur noch verstärkt hat. Denn während die Fahrschulen sofort auf die Corona-Lockerungen reagierten und mit dem Betrieb starteten, war beim TÜV noch zwei Wochen Kurzarbeit angesagt. In dieser Zeit standen die Prüflinge dann ohne die ohnehin wenigen Prüfer da.

  • Problem Nr. 2: Neben Problemen bei der Online-Anmeldung gibt es aktuell kaum Termine für die theoretische Führerscheinprüfung. Alles ausgebucht.
  • Problem Nr. 3: Weil der Ausbildungsvertrag der Jung-Fahrer nur mit der bestandenen Praxis abgeschlossen ist und sie dann auch erst bezahlen, fehlen den Fahrschulen Einnahmen, während Gehälter und Leasingverträge für Autos weiter gezahlt werden müssen.

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René Schlegel: „Normalerweise haben wir 20 Prüflinge im Monat, aktuell sind es aber nur vier bis fünf. Bei 1000 Euro, die sie für ihren bestandenen Führerschein bezahlen, bedeutet das für uns erstmal ein Minus von 15.000 Euro.“ Bei großen Fahrschulen, die manchmal 80 Prüflinge pro Monat haben, sind es dann 80.000 Euro. „Das zerstört Existenzen“, weiß Schlegel.

Düsseldorf: TÜV reagiert auf Druck der Fahrlehrer, doch die wollen mit dem NRW-Verkehrsminister sprechen

Auch deshalb demonstriert er gegen das Monopol des TÜV, zusammen mit seinen Kollegen, wie Musa Diler (55). Der hatte sogar seinen Fahrschüler Ishak Salcuk (29), der froh ist, dass er am Mittwoch Prüfung hat, mit nach Düsseldorf gebracht.

Positiv: Beim TÜV ist die Botschaft offenbar angekommen: „Aktuell arbeitet der TÜV Rheinland mit Hochdruck daran, für die bestehenden Probleme gute und schnelle Lösungen zu finden“, heiß es in einer Mitteilung von Ende Mai.

Fahrlehrer Musa Diler

Musa Diler (55, l.) aus Düren hatte sogar seinen Fahrschüler Ishak Salcuk (29) mitgebracht.

Obwohl diese Maßnahmen auch wieder Hindnernisse mitbringen, erkennt auch Fahrlehrer Schlegel eine Entwicklung: „Das man dort jetzt einlenkt, ist erfreulich. Aber unser Ziel ist es, dass wir uns mit dem Ministerium als Auftraggeber des TÜV an einen Tisch setzen.“

Diese Botschaft hinterlegten die Fahrlehrer am Montag in Form von Postkarten, die sie am Düsseldorfer Verkehrsministerium einzeln einwarfen. Eine Sternfahrt von der Messe in die City hatte die Polizei nämlich verboten.