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Brandanschlag von SolingenTrauer in NRW: Mevlüde Genç im Alter von 79 Jahren gestorben

Mevlüde Genç, Überlebende des rassistischen Brandanschlags von Solingen 1993, ist am 30. Oktober 2022 gestorben. 

von Adnan Akyüz (aa)

Die nordrhein-westfälische Friedensbotschafterin Mevlüde Genç ist am Sonntag (30. Oktober 2022) im Alter von 79 Jahren gestorben.

Die Solingerin hatte bei dem rechtsextremen Brandanschlag am 29. Mai 1993 fünf Angehörige, darunter zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte, verloren. Aufgrund ihrer versöhnlichen Haltung wurde die in NRW seit 2018 verliehene „Mevlüde-Genç-Medaille“ nach ihr benannt.

NRW: Mevlüde Genç im Alter von 80 Jahren gestorben, sie überlebte Brandanschlag von Solingen

Mevlüde Genç hat den wohl größten Schmerz erlitten. Ihre zwei Töchter, zwei Enkelinnen und ihre Nichte wurden bei dem Hassverbrechen durch Rechtsextremisten am 29. Mai 1993 in Solingen getötet. Wie die Familie mitteilte, ist sie in den Morgenstunden in ein Krankenhaus eingeliefert worden, wo sie dann gestorben ist.

Ihre versöhnliche Art nach der Tragödie hat sie aber für viele zum Vorbild gemacht. Anstatt sich von Deutschland abzuwenden, hat sie die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Ihre wohl wichtigsten Sätze nach dem Brandanschlag auf ihre Familie: „Ich lebe in Deutschland, also will ich Deutsche sein. Wir sind in Solingen geblieben, weil Solingen unsere Heimat ist.“

Dabei leidet ihre Familie bis heute an den Folgen des Brandanschlags. Neben dem tragischen Verlust der Familienmitglieder kämpft ihr Sohn Bekir etwa bis heute mit den Folgen der schweren Verbrennungen, die er erlitten hatte.

Mevlüde Genç hat es aber vorgezogen, sich gegen den Hass und für den Zusammenhalt zwischen Deutschen und der hier lebenden türkischen Bevölkerung einzusetzen. Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte sie als „beeindruckendste Frau, der ich je begegnet bin“, bezeichnet.

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„Das Bewegendste ist für mich die Haltung der Familie Genç. Da war kein Hass, kein Abschied, sondern stets der Ruf nach Versöhnung zwischen den Menschen und den Völkern. Das ist das positive Signal nach der schrecklichen Tat“, hatte der ehemalige Bundespräsiedent Johannes Rau anlässlich des 10. Jahrestages des Solinger Brandanschlags gesagt.

Die fünf Täter wurden 1997 wegen Mordes zu 15 beziehungsweise zehn Jahren im Jugendstrafrecht verurteilt und sind wieder auf freiem Fuß.

Neben zahlreichen öffentlichen Auftritten, etwa mit Altkanzlerin Angela Merkel, bei denen sie stets zum Zusammenhalt und zur Versöhnung aufgerufen hatte, wurde sie 1996 mit dem Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement gegen Rassismus ausgezeichnet.

Seit 2018 wird in NRW die Mevlüde-Genç-Medaille an Personen oder Gruppen verliehen, die sich für Verständigung und Toleranz einsetzen und so zu einem friedlichen Miteinander in unserer Gesellschaft beitragen.

In Solingen erinnert ein Mahnmal an die Schreckenstat von 1993. Initiiert wurde das Mahnmal von Heinz Siering, dem Leiter der Solinger Jugendhilfe-Werkstatt. Zwei große Metallfiguren – ein symbolisches Elternpaar – umrahmt von einem Wall aus handgroßen Metallringen, zerreißen ein Hakenkreuz. Jeder Ring – inzwischen sind es mehr als 5000 – trägt einen Namen. Wer mag, kann seinen Namen dort als Zeichen gegen Rassismus auf einen Ring gravieren lassen.

Nicht weit von dort, an der Unteren Wernerstraße 81, dem Ort des Brandanschlags, ist die Lücke in der Wohnsiedlung, wo es zum Brandanschlag gekommen war. Dort wachsen heute Kastanienbäume. Sie erinnern an die getöteten Gürsün Ince (27), Hatice Genç (18), Gülüstan Öztürk (12), Hülya Genç (9) und Saime Genç (4). Von nun an werden die Kastanienbäume die Menschen auch an Mevlüde Genç und an ihre versöhnliche Art erinnern.