+++ SERVICE +++ Rückruf bei Lidl Achtung: Gefährliche Fremdkörper in Brot gefunden

+++ SERVICE +++ Rückruf bei Lidl Achtung: Gefährliche Fremdkörper in Brot gefunden

Träger und Rhein-Sieg-Kreis uneinigDiskussion nach Corona-Kollaps in Pflegeheim

200410_sankt-monika_hs_09

Die Einrichtung Sankt Monika in Sankt Augustin ist besonders vom Coronavirus betroffen. Dort gibt es 36 Infizierte Mitarbeiter, alle weiteren Kräfte befinden sich in Quarantäne. 

von Béla Csányi (bc)

Sankt Augustin – In der vergangenen Woche erlebte der Rhein-Sieg-Kreis den ersten großen Kollaps im Rahmen der Corona-Krise. Weil sich im Pflegeheim St. Monika in Sankt Augustin zunächst 36 Pfleger und anschließend 47 Senioren mit dem Coronavirus infiziert hatten, brach der Betrieb zusammen, sogar der Katastrophenschutz war im Einsatz.

Zu Beginn der neuen Woche beruhigt sich die Lage, doch einige Sorgen bleiben weiterhin akut.

Nach den dramatischen Tagen herrscht in St. Monika wieder etwas Zuversicht. Doch die Folgen der Notlage vom Freitag (hier lesen Sie mehr), als reihenweise Krankenwagen vorfuhren, um infizierte Bewohner abzuholen, sind weiter zu spüren.

Alles zum Thema Corona

Nur noch rund die Hälfte der 145 Senioren ist vor Ort, 37 befinden sich noch immer in umliegenden Krankenhäusern. Immerhin eine gute Nachricht gibt es: „Es gibt keine neuen Infizierten und auch keine weiteren Todesfälle“, sagte Sprecherin Annette Zang vom Träger CBT am Dienstag auf EXPRESS-Anfrage.

Nach Corona-Alarm in Pflegeheim: Weitere Engpässe bei Pflegepersonal befürchtet

Nachdem am Mittwoch zahlreiche Pfleger positiv getestet worden waren, mussten auch deren Kontaktpersonen in Quarantäne. Dem Träger, der insgesamt 95 Mitarbeiter beschäftigt, brachen binnen kürzester Zeit derart viele Pfleger weg, dass er den Betrieb allein nicht mehr gewährleisten konnte. „Wenn durch die Quarantäne-Regeln so viele Pfleger wegfallen, ist das für niemanden zu leisten“, beklagt Zang.

Sie fürchtet, dass vielen Heimen in Zukunft ein ähnliches Schicksal droht, da durch die Quarantäne-Regeln häufig eine Lawine an Ausfällen losgetreten wird.

Neuer Inhalt (1)

37 Erkrankte wurden ab dem späten Freitagnachmittag mit Rettungs- und Krankentransportwagen aus dem Heim in umliegende Krankenhäuser gebracht.

„Die Kommunen müssen flexibler damit umgehen, wie negativ getestete Kontaktpersonen eingesetzt werden dürfen“, fordert Zang. „Bei uns hat sich gezeigt, welche Eigendynamik das Coronavirus entwickeln kann.“

Rhein-Sieg-Kreis mit Strategien um erneuten Kollaps in Pflegeheimen zu verhindern

Dr. Rainer Meilicke, Leiter des Kreisgesundheitsamts, hält dagegen. Man halte sich an die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und habe den Pflegeheimen schon frühzeitig zwei Strategien zur Verhinderung derartiger Fälle nahegelegt: „Es sollte entweder zwei Schichten geben, die so wenig wie möglich in Kontakt kommen, oder eine Redundanz in den Teams.“

Die Idee dahinter: Wenn Teams und Schichten oft in der gleichen Besetzung arbeiten und nicht durchmischt werden, reduziert sich die Zahl potenziell ausfallender Pfleger zum Teil erheblich. Dies sei bei St. Monika nicht wie geplant umgesetzt worden.

Hier lesen Sie mehr: Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus im Rhein-Sieg-Kreis im Liveticker

Halten sich die Heime an die Empfehlungen des Gesundheitsamts, seien derartige Engpässe wie an den Ostertagen in Sankt Augustin nicht zu erwarten. Man habe sich in den vergangenen Tagen intensiv mit den Heimen beschäftigt und beispielsweise den Bereitschaftsdienst vor dem vergangenen Wochenende deutlich hochgefahren.

Allerdings waren sich Zang und Meilicke einig, dass im Fall von St. Monika auch großes Pech eine Rolle spielte und sich die Infektion zunächst schnell und unbemerkt verbreitete. Selbst anders organisierte Schichtpläne hätten den Zusammenbruch daher letztlich wohl nicht verhindern können.

Betrieb im Pflegeheim St. Monika läuft – Rückkehr zum Normalbetrieb dauert

Im Heim St. Monika läuft der Notbetrieb inzwischen wieder, die verbliebenen Bewohner werden mit verringertem Personal betreut.

Auch ein kleiner Teil der 29 freiwilligen Helfer, die sich auf einen öffentlichen Aufruf gemeldet hatten, ist im Einsatz. Die derzeit verlegten Senioren werden allerdings erst nächste Woche sukzessive zurück ins Pflegeheim geholt. „Das werden wir erst angehen, wenn wir vor Ort die nötige Manpower haben“, so Zang.

Infizierte Mitarbeiter werden einem zweiten und dritten Test unterzogen und erst danach wieder im Pflegeheim eingesetzt. Bis die Kapazitäten wieder auf ein Normalmaß anwachsen, werde daher noch einige Zeit vergehen.

Notbetrieb in Pflegeheim St. Monika – viele Heime im Rhein-Sieg-Kreis atmen auf

Während es in St. Monika zum Kollaps kam, verliefen die Ostertage für viele andere Heime im Kreis glimpflich. Die Zahl der Corona-Verdachtsfälle war sprunghaft auf 16 Einrichtungen angestiegen. In neun Fällen verliefen aber alle Tests negativ, in drei Einrichtungen mussten infizierte Bewohner die Heime verlassen.

Dass viele Corona-Fälle nun in insgesamt acht Krankenhäusern in der Region untergebracht sind, sei für die Gesundheitsversorgung wichtig, bedeute allerdings auch einen Risikofaktor.

„Als Infektiologe ist mir mulmig, wenn wir 40 bestätigt Kranke in andere Stationen bringen“, erklärte Meilicke. Man vertraue darauf, dass geschultes Personal alle Regeln einhalte, um eine weitere Ausbreitung auf den Stationen zu verhindern.

Eine genaue Zahl der verfügbaren Intensivbetten im Kreis liegt noch nicht vor. „Wir hatten ein Treffen mit den Kliniken, da wurde allen Beteiligten klar, dass wir nicht über das Gleiche gesprochen haben“, sagte Meilicke. Missverständnisse gab es unter anderem über die Abfrage in den Kategorien Low-Care, High-Care und ECMO-Behandlung. Die Zahlen sollen bei der Bezirksregierung zusammenlaufen und bald veröffentlicht werden.