Appell an BonnerKeine Feuchttücher ins Klo – sonst wird es eklig und teuer

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In vielen Läden ist Klopapier derzeit knapp oder sogar regelmäßig ausverkauft. Wer zu Alternativen wie Vliestüchern oder feuchtem Toilettenpapier greift, sollte auf die korrekte Entsorgung achten.

von Béla Csányi (bc)

Bonn – Es ist eine kuriose Begleiterscheinung rund um das Coronavirus: Der Kampf um Toilettenpapier. In vielen Läden sind selbst frisch aufgefüllte Regale wegen Hamsterkäufen schnell wieder leer, neue Lieferungen halten oft nur kurz, bis wieder alles weg ist.

Wer Alternativen wie feuchte Tücher, Vliestücher oder feuchtes Toilettenpaper nutzt, ist erstmal auf der sicheren Seite. Allerdings nur dann, wenn die Ersatzprodukte auch ordnungsgemäß entsorgt werden. Die Stadt Bonn rief am Mittwoch daher noch einmal dringend dazu auf, entsprechenden Toilettenpapier-Ersatz im Müll und nicht im Klo zu entsorgen – sonst droht den Kläranlagen der Kollaps.

Toilettenpapier-Ersatz: Bonn befürchtet Schäden an Klärwerken

„Feuchttücher und ähnliche Produkte bereiten uns fortlaufend Schwierigkeiten“, erklärt Peter Esch, Leiter des Tiefbauamtes auf EXPRESS-Anfrage. Auch wenn es bis jetzt noch keine vermehrten Störungen in den vier Kläranlagen Salierweg, Beuel, Duisdorf und Bad Godesberg gebe, sei angesichts der Lage zu befürchten, „dass vermehrt auf Alternativen zurückgegriffen wird“.

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In den Pumpwerken und Kläranlagen könnten sich die Rückstände um die Aggregate wickeln und diese in ihrer Funktionsweise derart einschränken, dass Ausfälle oder sogar schwere Schäden möglich sind.

Verstopfung durch Feuchttücher: Vermieter haften für Schäden am Anschluss

Doch Schäden sind nicht erst in den Klärwerken zu befürchten, sondern bereits an den Abflüssen der Häuser. Für Mieter und Eigentümer könnte das teure Folgen nach sich ziehen. „Von Verstopfung wäre zunächst der Kanalhausanschluss oder die Rückstauklappe bedroht. Beides befindet sich im Besitz und damit der Unterhaltungslast der jeweiligen Eigentümer“, erklärt Esch.

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In Klärwerken kann es durch falsch entsorgten Toilettenpapier-Ersatz zu Störungen und Schäden kommen.

Anders als das Toilettenpapier aus Zellstoff zerfallen Feucht- und Vliestücher nicht im Abwasser, sie können dadurch reißfeste Zöpfe bilden. Besonders bei Rohren mit geringerem Durchmesser ist es bis zur Verstopfung nicht weit. Die erforderliche mechanische Reinigung bezeichnet Esch als „mitunter recht zeit- und kostenaufwändig“. Er rät daher: „Man sollte solche Produkte auch im eigenen Interesse nicht einsetzen.“

Bonner Kläranlagen säubern täglich Millionen Liter Wasser

Dass alle Bonner entsprechend mithelfen sollten, die Kläranlagen schadlos zu halten, zeigt der Blick auf die gewaltigen Zahlen. Allein an der Kläranlage Salierweg werden pro Sekunde 410 Liter Wasser angespült, das entspricht etwa der Füllmenge von drei Badewannen.

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Auf einen Tag gerechnet kommen so rund 35 Millionen Liter Wasser zusammen. Soll diese hohe Leistungsfähigkeit weiter garantiert werden, sollten Störungen durch Versäumnisse einzelner unbedingt vermieden werden.