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Zwei Jahre danachSo lebt Sötenich nach dem Eifelmord

Sötenich: Ein Mord, verwischte Spuren und der Wunsch nach Ruhe.

Sötenich: Ein Mord, verwischte Spuren und der Wunsch nach Ruhe.

Kall/Köln – Wer ins Eifeldorf Sötenich kommt, atmet auf: Hier ist es ruhig, die Luft rein. Friedlich plätschert die Urft durch den Ort. Man grüßt sich auf der Straße, der Hahn kräht, Nachbarn tauschen Gemüse, irgendwo bellt ein Hund. Über den Hof einer Autowerkstatt schlurft ein gebückter, alter Mann. Wir sind zu Besuch im Ort, der durch den „Eifelmord“ vor zwei Jahren bekannt wurde.

Der alte Mann ist Dieter S. (75). Ein Zeuge. Oder besser gesagt: ein Mitwisser? Und er ist nicht der einzige aus Sötenich, das sich so lieblich in die Talmulde schmiegt. Zur Bekanntheit des Eifelmordes trug bei, dass eine ganze Reihe von Bewohnern des Ortes von der bestialischen Tat wusste – niemand ging zur Polizei. Im Gegenteil: Angehörige und Freunde des Mörders halfen sogar Spuren zu verwischen, die Tatwaffe entsorgen, die Leiche verstecken.

Der Fall: Als Dieter S. vor zweieinhalb Jahren gegen 12.45 Uhr die Werkstatt betritt, sieht er seinen Sohn. Ralf S. (47) hat eine Jagdflinte in der Hand, schießt seinem am Boden liegenden Kumpel Johann P. (32) in den Nacken. Es ist der zweite Schuss aus der Brünner, Kaliber 16/70. Schon der erste in die Brust wäre wohl tödlich gewesen. Mit zerfetztem Herzen hatte sich Johann P. noch die zwölf Stufen aus dem Keller hochgeschleppt, bevor er von Ralf S. endgültig hingerichtet wurde.

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Auf dem Boden der Werkstatt bildet sich ein roter See. Die Tat ist, wie das Aachener Landgericht im Herbst 2012 urteilt, heimtückischer Mord. Momentan sitzt Ralf S. seine lebenslange Haftstrafe in Remscheid ab. Doch der Schatten des Geschehens liegt immer noch über dem Ort.

Was am 17. Januar 2012 nach dem Mord geschieht, liest sich wie ein Tatort-Krimi: Ralfs Ehefrau Martina S. (45) und seine Exfreundin Angelika M. (48) wischen das Blut vom Boden auf, verstauen die Leiche auf einem Anhänger. Peter S. (49), ein Schulfreund, versteckt den Anhänger in seiner Scheune, Johann M. (49), ebenfalls ein Freund, zersägt die Flinte, versenkt sie im Rurtalsee.

Wegen Strafvereitelung kommen sie alle vor Gericht, erhalten aber nur Bewährungsstrafen. Täter-Vater und Täter-Ehefrau gehen wegen der Verwandtschaft straffrei aus. Ein Mord in diesem schönen Dorf? Nachbarin Hedwig Lünebach (85): „Ich kann das nicht verstehen, Ralf war doch so zuvorkommend. Alle mochten ihn hier.“

Im Prozess wurde als Mordmotiv herausgearbeitet, dass das Opfer vom Täter 50 000 Euro für einen Lkw haben wollte. Ralf S. fühlte sich unter Druck gesetzt, konnte sich gegen seinen Freund, der ihn sehr dominierte und auch schlug, nicht anders wehren. Deshalb soll er ihn getötet haben. Zum „Spiegel“ sagte Ralf S. über das Opfer: „Er war mein Freund.“ Niemals habe er ihn umbringen wollen. Ralfs Schwester Ellen S. (48) zum EXPRESS: „Er hat sich auf die falschen Leute eingelassen.“

Die Leiche wird zwei Wochen nach der Tat entdeckt. Nachdem sie auf dem Anhänger an diversen Orten aufbewahrt worden war. Ralf S. wollte den Körper – verborgen unter Eternit-Platten – auf einer Deponie in Hürth entsorgen. Einem Arbeiter fiel jedoch ein Bein auf, das aus dem Haufen ragte.

Zunächst rief er den Mörder selbst an, er solle alles wieder abholen. Erst danach alarmierte er die Polizei. Die Mitwisser in Sötenich haben das nicht getan. Warum? Ralfs Schwester: „Ich weiß es auch nicht.“ Ortsvorsteher Toni Mießeler (68), gefällt die ganze Geschichte nicht, er widerspricht: „Der Mann war ein Einzelgänger!“ Man solle nun endlich Ruhe geben.