NDR über #allesdichtmachenJan Josef Liefers legt nach, dann spricht Laschet Klartext

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„Tatort”-Kommissar Jan Josef Liefers äußerte sich bei „3nach9” erneut zu seiner umstrittenen Corona-Kritik mit dem Hastag #allesdichtmachen zusammen mit Dutzenden anderen Schauspielern.

von Martin Gätke (mg)

Hamburg – Ihre Kritik gegen die Corona-Maßnahmen sorgt derzeit in ganz Deutschland für viel Wirbel: Auch Schauspieler Jan Josef Liefers hat sich zusammen mit rund 50 Schauspielern an der Aktion #allesdichtmachen beteiligt, am Freitagabend sprach er in der Talkshow „3nach9“ noch einmal nachdenklicher über sein Statement. Und bekam Rückendeckung von Armin Laschet (CDU).

  • Jan Josef Liefers äußert sich in NDR-Sendung „3nach9“ über  #allesdichtmachen
  • Schauspieler bekommt Rückendeckung von Armin Laschet
  • Liefers distanziert sich erneut von Corona-Leugnern und rechten Ideologien

Mit satirischen, sarkastischen, manchmal zynisch wirkenden Videos haben die rund 50 Schauspielerinnen und Schauspieler unter dem Hashtag #allesdichtmachen auf Instagram und YouTube gegen die Corona-Maßnahmen der protestiert – und damit eine riesige Diskussion in Deutschland losgetreten.

Darf man Maßnahmen auf derlei Art und Weise kritisieren, die dazu dienen sollen, Menschenleben zu retten? Oder ist das Meinungsfreiheit? Darf Satire alles, auch wehtun? Wird Kritik totgeschwiegen oder im Netz weggeschrien? Die Clips der Promis jedenfalls polarisieren.

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Spontan hat deshalb auch die Talksendung „3nach9“ seine Gästeliste geändert und einen der scharfen Kritiker ins Programm geholt: „Tatort“-Schauspieler Jan Josef Liefers. Er warf den Medien in seinem Video Alarmismus vor, unterstellte ihnen, einen „kritischen Disput“ zu unterdrücken. Mit einem ironischen Unterton bedankte er sich bei „bei allen Medien unseres Landes“ dafür, „dass der Alarm genau da bleibt, wo er hingehört, nämlich ganz, ganz oben“.

Im NDR-Gespräch mit Judith Rakers legte der Schauspieler dann nach, äußerte sich aber nachdenklicher über die Art und Weise, wie er die Kritik geäußert hat: „Ich finde den Punkt interessant, dass vielleicht Ironie wirklich ein ungeeignetes Mittel ist“, erklärte Liefers. Er sehe aber derzeit eine Lücke: „Es gibt nicht nur auf der Seite der Erkrankten Trauer und Leid, sondern auch auf der Seite derer, die unter diesen Maßnahmen inzwischen nun wirklich anfangen zu leiden, die sehe ich nicht so richtig vertreten.“

Liefers, der ins Studio zugeschaltet war, erklärt weiter: „Wenn man dann etwas sagt, passiert das eben durch so framingartige Situationen, dass man sofort ziemlich radikal in so Ecken gepusht wird, in die man gar nicht reingehört“, so der Schauspieler. Es gebe Menschen, die man verliere, weil es für sie keine Stimme gebe.

Dann legte er in seiner Kritik nach: Für ihn sei in der Corona-Krise nicht ersichtlich, wie Entscheidungen zustande kämen. „Mir fehlt im Moment die Transparenz. Wie kommt eine Bundesregierung nach so vielen im Grunde halben, Viertel, ganzen, Dreiviertel-Lockdowns auf die Idee, es immer wieder zu machen?“

Liefers gab offen zu: Sollte er missverstanden worden sein, tue es ihm leid. Er sprach auch aus, was wohl derzeit viele in Deutschland fühlen und denken: „Bei allen liegen die Nerven inzwischen blank – auch bei mir.“

Jan Josef Liefers bekommt Unterstützung von Armin Laschet

Unterstützung bekam der Schauspieler dann auch von politischer Seite: Armin Laschet, CDU-Vorsitzender und Kanzlerkandidat, verteidigte die Meinungsfreiheit. „Man darf das sagen in einem freien Land. Man muss es nicht teilen. Man kann sagen, es ist geschmacklos, und das mache ich nicht.“

Armin Laschet über #allesdichtmachen: „Minderheitsmeinung von Künstlern ist wichtig“

Er ging anschließend auf die Forderung eines Ex-SPD-Ministers im WDR-Rundfunkrat ein, der meinte, die Kritiker aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen werfen zu wollen. Laschet nannte das „eine unglaubliche Aussage“. Und sprach Klartext: „Was ganz schlimm ist: Wenn jemand so was sagt, immer gleich sagen, das ist rechts. Von diesen 50 ist keiner AfD, ist keiner rechts.“

Auch in einer so angespannten Situation wie der derzeitigen sei es wichtig, „in einem freien Land auch eine andere Stimme haben!“ Gerade in Krisensituationen sei „eine Minderheitsmeinung, gerade von Künstlern und Intellektuellen, wichtig.“

Jan Josef Liefers wehrt sich gegen Vereinnahmung von der falschen Seite

Bereits vor der Sendung wehrte sich Liefers gegen eine Vereinnahmung von der falschen Seite: „Eine da hinein orakelte, aufkeimende Nähe zu ‚Querdenkern‘ und Ähnlichen weise ich glasklar zurück“, schrieb er in einem Tweet.

Im NDR distanzierte er sich erneut klar: Sein Protest war „auf gar keinen Fall dafür da war, rechte Schwurbler und Wirrköpfe zu munitionieren, darum ging es überhaupt nicht“. Er fühle sich radikal in eine Ecke gestellt, „in die man gar nicht reingehört.“

Andere Schauspielerinnen und Schauspieler haben sich indes von der Aktion #allesdichtmachen distanziert, darunter Heike Makatsch, Meret Becker und Ken Duken. Sie haben ihr Video gelöscht oder aber die Löschung in Auftrag gegeben. Zuletzt haben Ulrike Folkerts und Richy Müller ihre Beteiligung an der Internetaktion als Fehler bezeichnet. (mg)