Brasilia – Er spielte das Virus stets herunter – jetzt hat sich Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro mit dem Coronavirus infiziert. Er will jedoch per Videoschalte regieren.

Jair Bolsonaro positiv auf Corona getestet

Am Dienstag (7. Juli) hatte Bolsonaro mitgeteilt, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben. Er habe Fieber und Gliederschmerzen gehabt, fühle sich aber besser.

„Ich fühle mich vollkommen gut. Ich habe sogar Lust, spazieren zu gehen, aber auf ärztliche Empfehlung hin werde ich das nicht tun.“

Jair Bolsonaro zeigt sich trotz Corona ohne Maske

Um zu beweisen, dass es ihm gut geht, nahm der brasilianische Präsident sogar seinen Mundschutz während eines Interviews ab. Immerhin ging er dabei ein paar Schritte mehr auf Distanz (siehe Video oben).

Bolsonaro wolle nun das umstrittene Mittel Hydroxychloroquin einnehmen, dessen Wirksamkeit gegen die Lungenerkrankung Covid-19 bislang nicht bewiesen ist.

Genesungswünsche und Kritik bezüglich seiner Gesundheitspolitik erreichten den Staatschef.

US-Präsident Donald Trump, der Hydroxychloroquin ebenfalls bereits eingenommen hatte (hier lesen Sie mehr), wünschte Bolsonaro am Dienstag (Ortszeit) eine „rasche Besserung“. Der Leiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, sagte, er hoffe, „dass es ihm gut geht und er sich schnell erholt“.

Jair Bolsonaros Gesundheitspolitik stark in der Kritik

Auch der frühere Ressortchef Luiz Henrique Mandetta wünschte Bolsonaro gute Besserung, äußerte jedoch auch Kritik. „Ich hoffe aber auch, dass er über all die Menschen nachdenkt, die nicht sofort Zugang zu Magnetresonanztomographie, Privatärzten und einem reservierten Bett auf einer Intensivstation haben“, sagte er dem Fernsehsender Globo News.

Jair Bolsonaro soll für lasche Gesundheitspolitik gerade stehen

„Ich hoffe, dass sich der Präsident vom Coronavirus erholt, damit er Rechenschaft über seine Aktionen während der Pandemie ablegen kann“, schrieb der Politologe Maurício Santoro von der Universität Rio de Janeiro auf Twitter. „Die Zehntausenden Toten und ihre Angehörigen verdienen diese Geste des Respekts.“

Die brasilianische Regierung hatte die Pandemie von Anfang an heruntergespielt. Präsident Bolsonaro bezeichnete die Lungenkrankheit als „leichte Grippe“, zeigte sich häufig ohne Mundschutz in der Öffentlichkeit und löste Massenaufläufe aus.

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Aus Vorsichtsmaßnahmen wolle Brasilien Präsident in den kommenden Tagen die Amtsgeschäfte jedoch per Videokonferenz führen.

Corona-Brennpunkt Brasilien

Brasilien zählt zu den Brennpunkten der Pandemie. 1,6 Millionen Menschen haben sich nachweislich mit dem Virus infiziert, 66.741 Patienten sind bereits verstorben. Die Zahl der Corona-Toten im größten Land Lateinamerikas ist binnen 24 Stunden um 1254 gestiegen. Viele Krankenhäuser haben ihre Belastungsgrenze bereits erreicht.

Trotzdem wurden Einschränkungen vielerorts gelockert oder aufgehoben.

Der Oppositionspolitiker und ehemaliger Präsidentschaftskandidat der linken Arbeiterpartei, Fernando Haddad bezeichnete Bolsonaro als schlechtesten Krisenmanager der Welt und sprach sein Beileid für die Infizierten aus. (mh)