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Ohne sie geht nichtsSo wenig verdienen Kassierer, Krankenpfleger, Müllwerker & Co.

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Sie sind die Helden in der Corona-Krise: Krankenschwester, Altenpfleger und Co. Doch viele verdienen weniger als der bundesdeutsche Schnitt.

von Martin Gätke (mg)

Köln – Sie sind die strahlenden Helden in dieser dunklen Stunde und sorgen dafür, dass der Laden trotz der Corona-Krise läuft: Kassiererinnen, Kranken- und Altenpfleger, Müllwerker, Postboten. Daher erfahren die Dienstleister des Alltags derzeit jede Menge Anerkennung unserer Gesellschaft.

Sie werden beklatscht und besungen, ganze Konzerte werden ihretwegen gratis gegeben, zahlreiche Promis bedanken sich in Videos auf Instagram. Kein Wunder: Die Beschäftigten stehen derzeit unter extremer Belastung, zum Teil gefährden sie ihre Gesundheit an vorderster Front im Kampf gegen Corona.

Doch während die „systemrelevanten Berufe“ laut bejubelt werden, können viele der Beschäftigten nicht von ihrem Gehalt leben. Denn im Schnitt bekommen die „Helden des Alltags“ sogar weniger als das bundesdeutsche Mittel, zeigt der Gehaltscheck. So erhalten Altenpfleger, Lastwagenfahrer oder Beschäftigte im Einzelhandel teils deutlich weniger als Fachkräfte in der Gesamtwirtschaft.

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In Alten- und Pflegeheimen müssen einfache Fachkräfte mit unterdurchschnittlichen 3116 Euro Brutto-Monatslohn zurechtkommen. Am wenigsten gibt es im Einzelhandel zu verdienen, wo über alle Leistungsgruppen hinweg im Schnitt nur 2345 Euro gezahlt werden, gut 40 Prozent unter dem bundesweiten Wert für Produktion und Dienstleistungen.

Fachkräfte bekommen im Handel 2186 Euro und die große Gruppe der Angelernten sogar nur 1980 Euro bei einem Vollzeitjob.

Mit 3374 Euro liegen Fachkräfte bei Polizei und Feuerwehr ungefähr im Durchschnitt. Unterdurchschnittlich verdienen auch Fachkräfte bei der Abfallentsorgung, in der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln, der Gebäudereinigung, im Garten- und Landschaftsbau oder im regionalen Personennahverkehr.

Corona: Sie helfen in der Krise, doch haben zu wenig Geld zum Leben

So müssen viele jener Beschäftigen, auf die es in der Krise nun ankommt, seit Jahren Sozialleistungen in Anspruch nehmen, weil das Geld nicht zum Leben reicht. Das geht aus der Antwort auf eine schriftliche Frage der Linksfraktion hervor, aus der die „Süddeutsche Zeitung” (Montagsausgabe) zitiert.

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Auch in der Altenpflege reicht das Gehalt oft nicht aus.

Danach mussten im Jahr 2018 mehr als 50.000 Verkäuferinnen und Verkäufer Leistungen der Grundsicherung in Anspruch nehmen, obwohl sie sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Knapp 5000 davon hatten eine Vollzeitstelle.

Auch in der Altenpflege reicht das Geld nicht

In der Altenpflege stockten den Angaben zufolge mehr als 17.000 Beschäftigte auf, davon jeder zehnte in Vollzeit-Beschäftigung. Auch mehr als 1600 Beschäftigte in der Krankenpflege oder in Rettungsdiensten verdienten mit ihrer Vollzeit-Stelle nicht genug, um Wohnung und Lebensunterhalt für ihre Familie zu bestreiten.

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Sie kämpfen an der „Front” gegen Corona: Krankenschwestern

Daten des Statistischen Bundesamtes geben einen Einblick in die durchschnittlichen Brutto-Monatsgehälter von Vollzeit-Angestellten in den jeweiligen Berufsgruppen.

Hier lesen Sie mehr: Krankenschwester platzt der Kragen – „Euer Klatschen könnt ihr euch sonst wohin stecken“

Durchschnittliche Monatsbruttogehälter von Vollzeitbeschäftigten 2019 (aufgeteilt in angelernte Arbeitnehmer/-innen, einfache Fachkräfte und über alle Leistungsgruppen inkl. gehobene Fachkräfte und Chefs hinweg)

Krankenhäuser Angelernte: 2763 Euro Fachkräfte: 3502 Euro Insgesamt: 4774 Euro

Energieversorgung Angelernte: 3314 Euro Fachkräfte: 4025 Euro Insgesamt: 5137 Euro

Getränkeherstellung Angelernte: 3249 Euro Fachkräfte: 3636 Euro Insgesamt: 3935 Euro

Herstellung von Nahrungsmitteln (und Futtermitteln) Angelernte: 2513 Euro Fachkräfte: 2865 Euro Insgesamt: 3102 Euro

Müllentsorgung Angelernte: 2779 Euro Fachkräfte: 2865 Euro Insgesamt: 3315 Euro

Polizei und Feuerwehr Angelernte: 2676 Euro Fachkräfte: 3374 Euro Insgesamt: 3824 Euro

Güterbeförderung im Straßenverkehr (z.B. Brummifahrer) Angelernte: 2365 Euro Fachkräfte: 2554 Euro Insgesamt: 2624 Euro

Personenbeförderung im Regionalverkehr (z.B. Busfahrer) Angelernte: 2577 Euro Fachkräfte: 3006 Euro Insgesamt: 3067 Euro

Altenheime Angelernte: 2353 Euro Fachkräfte: 3116 Euro Insgesamt: 3176 Euro

Lebensmitteleinzelhandel Angelernte: 1980 Euro Fachkräfte: 2186 Euro Insgesamt: 2345 Euro

Paketboten Angelernte: 2510 Euro Fachkräfte: 3155 Euro Insgesamt: 2610 Euro

Gebäudebetreuung; Garten-/ Landschaftsbau Angelernte: 2260 Euro Fachkräfte: 2756 Euro Insgesamt: 2700 Euro

Durchschnitt in Deutschland Angelernte: 2682 Euro Fachkräfte: 3327 Euro Insgesamt: 3994 Euro

Immerhin: Vergleichsweise hohe Einkommen über dem deutschen Mittelwert von 3327 Euro haben medizinische und pflegerische Fachkräfte. Hier reicht die Spanne der durchschnittlichen Brutto-Monatsverdienste von 8545 Euro für Krankenhausärzte in leitender Stellung über 4524 Euro für Intensivpfleger bis zu 3502 Euro für einfache Fachkräfte wie Krankenpfleger und Pflegerinnen. Diese machen gut die Hälfte des Krankenhauspersonals aus, so die Statistiker. Angelernte Kräfte im Krankenhaus kommen demnach ohne Sonderzahlungen auf 2763 Euro brutto.

Auch die Gewerkschaft Verdi machte auf die bescheidenden Löhne aufmerksam. „Die Dankbarkeit sollte sich regelmäßig zum Monatsende niederschlagen”, sagte Vize-Vorsitzende Elke Hannack. Verdi brachte eine monatliche Prämie von 500 Euro in die Diskussion.

Weiteres Problem: Hohe Gehaltsunterschiede bei Frauen und Männern

Zu den oft unterdurchschnittlichen Löhnen kommt ein weiteres Problem: Der Frauenanteil in vielen Branchen ist sehr hoch – und Frauen verdienen im Durchschnitt noch immer wesentlich weniger als die männlichen Kollegen.

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Die durchschnittlichen Stundenlöhne von Männern und Frauen sind zwischen 2007 und 2019 fast kontinuierlich gestiegen, der Verdienstunterschied zwischen den Geschlechtern hat sich allerdings nur geringfügig geändert.

2019 betrug der Verdienstunterschied rund 20 Prozent. Dabei sind es vor allen Dingen Frauen, die etwa in Pflegeberufen tätig sind: rund 80 Prozent der Beschäftigten sind weiblich. In der Altenpflege sind es laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit gar 84 Prozent. (mg/afp/dpa)