Protz-Mercedes für FreundinUnfassbar, wie dreist Clan-Größe die NRW-Behörden abzockte

Clanpate

Ein Oberklasse-Coupe wird in Essen aus einer Garage geschleppt.

Essen – Offiziell lebt er von Hartz-IV, tatsächlich aber registriert die Essener Polizei das Mitglied der Al-Zein-Sippe, Bilal H. (37), als Intensivtäter, der mit Schutzgelderpressung, Diebstahl, Hehlerei viel Geld macht, seiner Lebensgefährtin Gucci-Handtaschen, Schmuck und einen Luxuswagen beschert.

Dieses Mal hatte die Clan-Größe Bilal H. allerdings Pech.

Als ein Spezialeinsatzkommando der Polizei die Essener Wohnung seiner Frau Fatma C.  stürmte und einen Durchsuchungsbefehl präsentierte, zerfiel der jahrelange Schein einer angeblichen Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaft um die Familie eines der gewalttätigsten Intensivtäter aus der kurdisch-libanesischen Al-Zein-Sippe.

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Essen: Al-Zein-Mitglieder kassierten zu Unrecht Sozialleistungen

Wie aus Justizkreisen verlautete, soll nicht nur die 33-jährige Partnerin des Clan-Schlägers über Jahre mit ihren Kindern zu Unrecht Sozialleistungen kassiert haben.

Die Durchsuchung erbrachte nach EXPRESS-Informationen auch Hinweise darauf, dass Bilal H., der zum Schein an einer anderen Adresse gemeldet ist, selbst ebenfalls das Jobcenter betrogen und illegal Arbeitslosengeld II eingestrichen haben soll. Inzwischen ist ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Der Schwindel fiel auf, nachdem die Freundin des Al-Zein-Mitglieds bei einer Verkehrsbehinderung im Juni 2019 Polizeibeamte wüst beschimpft hatte. Dabei fallen den Ordnungshütern vor allem der teure Schmuck und die noble Handtasche von Fatma C. ins Auge.

Die Essener Polizei, die seit längerer Zeit eine große Ermittlungsgruppe (BAO) „Clan“ unterhält, wird fündig. Die Ermittlungen führen zu einer Tiefgarage, in der  der Mercedes CL 500 steht.

Bilal H. beschäftigt bereits seit gut zwei Jahrzehnten die Justiz.

Die Unterwelt-Größe weist seit 1998 Dutzende Einträge in den Strafakten auf. Meist geht es um Körperverletzung, Widerstand gegen Vollzugsbeamte, Beleidigung.

Bilal H. vom Al-Zein-Clan: Randale im Gerichtssaal

Im Jahr 2007 kassiert Bilal H. zwei Jahre Haft, weil er im Streit eine Schrotflinte auf seinen Vater richtet und abdrückt. Er verfehlt sein Ziel. Das Gericht lässt Milde walten und folgt der Version der Verteidigung, dass der Angeklagte nie in tödlicher Absicht gehandelt habe.

2009 muss der Berufskriminelle dann in den Knast. Zwei Jahre und neun Monate erhält er für Diebstahl und Hehlerei.

Bei seinen Auftritten im Gericht randaliert Bilal H. mal, mal beschimpft seine Frau Belastungszeugen der Polizei als „Nazis“. Die Tumulte nehmen derartige Ausmaße an, dass der zuständige Essener Amtsrichter laut Aktenvermerken 2015 entscheidet, dass neue Vergehen, die anhängig sind, schriftlich durch einen Strafbefehl abgehandelt werden sollten.

Begründung: Sicherheitsrisiko durch Tumulte seitens des Angeklagten und seiner Familie im Gerichtssaal.

In einem anderen Fall hat der Clan-Gangster eine Geldbuße von 1800 Euro zu zahlen, die er aber jahrelang schuldig bleibt. Offiziell lebt H. von Hartz-IV-Einkünften. Tatsächlich aber gehen die Ermittler von weitreichenden illegalen Aktivitäten aus.

150.000 Euro von Betreiber eines Wettbüros gefordert

Von einem Wettbürobetreiber soll Bilal H. vor fünf Jahren 150.000 Euro gefordert haben. Das legen  Vermerke nahe, die EXPRESS vorliegen.

Als er sich geweigert habe zu zahlen, so der Wettbürobetreiber, hätten die Einschüchterungsversuche zugenommen.

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Essen: Polizisten führen einen Mann in einen Polizeibus

Jahrelang versucht die Essener Staatsanwaltschaft, Bilal H. und seine Verwandten, die die Vorwürfe stets bestreiten, wegen Erpressung zu belangen. Letztlich aber werden die Angeklagten aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

Der 37-Jährige gehört zu den großen Problemfällen an der Ruhr. H. gilt als eine der führenden Figuren im Al-Zein-Clan. Sein Vater ist eines der Oberhäupter der Großfamilie mit geschätzt 5000 Mitgliedern.

Clan-Spross Bilal H. will im syrischen Deir-Zor auf die Welt gekommen sein. Daher erhält er trotz seiner Vorstrafen immer wieder eine Duldung. Die Ermittler verorten seinen Geburtsort allerdings in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Beweisen können sie es nicht.

Dabei laufen Strafverfahren, weil der 37-Jährige Ärzte in einer Klinik bedroht haben soll, die seinen krebskranken Sohn behandelten. Ende 2017 stürmen Schläger der Al-Zein-Familie die Essener Teestube „Café Olympia“. Bilal soll dabei mit einer Waffe in der Hand mitgemischt haben. Seitdem wird er in der Szene „Pumpgun-Bilal“ genannt.

Bei dem Angriff geht es angeblich um 5000 Euro Schutzgeld und den Auftritt eines Künstlers. Die Angreifer versprühen Tränengas und prügeln den Betreiber der Teestube mit einem Totschläger nieder.

Ermittler ordnen Nobel-Auto Freundin zu

Bleibt abzuwarten, welche Beweise die Strafverfolger für den mutmaßlichen Hartz-IV-Schwindel bei ihm und seiner Familie finden. Der metallic-glänzende Mercedes wurde jedenfalls im Zuge der Vermögensabschöpfung eingezogen.

Zwar läuft die Nobel-Karosse über einen Strohmann. „Wir sind uns aber sicher, dass wir das Fahrzeug der Frau zuordnen können“, betont der Essener Polizeisprecher Thomas Weise.