„Von einem Tag auf den anderen...“Ex-Kölnerin schildert Corona-Horror in Italien

Diana-Italien

Diana C. aktuell auf Sizilien.

von Markus Krücken (krue)

Catania/Köln – Eingeschlossen auf einer Insel. Für die gebürtige Kölnerin Diana C. (Name der Redaktion bekannt) ist dieser Alptraum momentan Wirklichkeit.

Seit vier Jahren lebt sie nicht mehr am Chlodwigplatz in der Südstadt, sondern auf Sizilien, wo – wie in ganz Italien – die Corona-Krise derzeit am schlimmsten in Europa wütet.

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Um die Menschen in ihrer Heimat aufzurütteln, hatte Diana C. unter der Woche ein Video aufgenommen, in dem sie die Zustände vor Ort schilderte und Tipps gab.

Es wurde zigtausendmal in den sozialen Netzwerken geteilt, aber: Es gab auch Vorwürfe von manchen, die der gelernten Friseurin Panikmache unterstellten.

EXPRESS hat mit ihr gesprochen.

Wie ist die Situation in Italien bzw. auf Sizilien?

Diana C.: Wir sind ins kalte Wasser geschmissen worden. Von einem Tag auf den anderen ist vergangene Woche die Stimmung gekippt. Jetzt sieht man 24 Stunden lang im TV nichts als Regeln, es kommen nur Ansagen, wie man sich verhalten soll.

Ich habe in meinen Videos lediglich angegeben, was wir hier anwenden sollen und was passiert, wenn man die Regeln nicht einhält.

Was denn?

Diana C.: Wenn man auf der Straße kontrolliert wird und nicht quasi eine Einkaufstüte in der Hand hat, gibt es 206 Euro Bußgeld. Wird man mehrmals ertappt, gibt es Knast.

Ein riesengroßes Problem hier auf Sizilien ist, dass die Dunkelziffer von Eingereisten, die möglicherweise das Virus in sich tragen, viel höher ist als angenommen. 29 Kilometer von hier haben wir allein 584 neue Infizierte an einem Tag.

Was sollten Ihre Videos bezwecken?

Diana C.: Ich bin kein Arzt oder Virologe und Sinn der Videos war nicht, Panik zu machen. Ich möchte den Leuten in meiner Heimat sagen: Bei uns ging es genauso los wie in Deutschland.

Es hat bei uns angefangen wie bei euch.

Jetzt sind wir weiter und wenn es heißt: Hände waschen reicht, dann glaubt das nicht. Agiert, sonst habt ihr genau diese Totenzahlen. 5000 Tote in drei Wochen in Italien!

Was schockiert Sie am meisten?

Diana C.: Als die Nachricht von den Massenbegäbnissen kam. Du wirst ja nicht beerdigt, du hast den Virus im toten Körper und wirst verbrannt.

Ich bin couragiert und habe das auch so ausgesprochen wie es ist. Als wir hier wussten, dass die Massenbegäbnisse beginnen, war auch nichts mehr mit Balkonsingen.

Wie geht es Ihnen persönlich?

Diana C.: Ich lebe seit vier Jahren hier, bin in Quarantäne. Natürlich macht es mich traurig, dass ich als Reaktion auf die Videos auch Drohungen erhielt oder Vorwürfe, ich würde Panik schüren. Aber ich lebe hier und sehe, was los ist.

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In Deutschland gibt es nun die ersten Ausgangssperren. Kommen diese noch rechtzeitig Ihrer Erfahrung in Italien nach?

Diana C.: Die Ausgangssperren sind richtig! Aber man hätte sie schon zwei Wochen vorher aussprechen sollen.