Forscher liefern ErklärungWarum Männer häufiger an Corona sterben

Intensivstation

Weltweite Studien zeigen: Männer sterben häufiger an Corona. Frauen haben dagegen mit stärkeren Langzeitfolgen zu kämpfen. Das Foto zeigt einen Pflegemitarbeiter am 17. März 2021 auf der Intensivstation im Royal Papworth Hospital Cambridge, der einen Covid-19-Patienten betreut.

Berlin – Wirkt sich das Corona-Virus unterschiedlich auf Männer und Frauen aus – und wenn ja, warum? Diese Fragen treiben Ärzte und das Robert Koch-Institut (RKI) gleichermaßen um. Denn schon bei der ersten Welle waren Unterschiede festgestellt worden.

  • Sars-CoV-2-Infektionen wirken sich bei Männer und Frauen unterschiedlich aus
  • Studie belegt den Trend weltweit
  • Eine Gruppe stirbt häufiger an Corona

Was Medizinern bereits in der ersten Welle der Corona-Pandemie auffiel: Erkrankte Männer mussten öfter auf die Intensivstation. Frauen litten dagegen verstärkt unter den Corona-Infektionen.

Studie: Männer sterben häufiger an Corona-Infektion

Einen größeren Unterschied, welche Geschlechtergruppe sich häufiger infizierte, gab es aber nicht. Männer und Frauen lagen bei den nachgewiesenen Infektionen nahezu gleichauf. Es gab eine minimal verstärkte Tendenz bei Frauen.

Alles zum Thema Corona

Das zeigte sich in Deutschland anhand der vom Robert Koch-Institut geführten Statistiken. Wie der „Focus“ nun mit Hinweis auf eine im Fachmagazin „Nature“ veröffentlichte Analyse berichtet, wurde dieses Phänomen auch weltweit nachgewiesen. Demnach war die Wahrscheinlichkeit für Männer 1,4 Mal so hoch, an Covid-19 zu sterben wie für Frauen.

Die Untersuchungen zeigten auch, dass sich Frauen teilweise schwerer von einer Infektion erholten – auch wenn die Symptome nicht heftig waren. Nach einer französischen Studie waren es zu 80 Prozent Frauen, die auch acht Wochen nach der Infektion noch Symptome zeigten. Auffällig: Es handelte sich um Frauen, die keine Vorerkrankung aufwiesen und mit einem durchschnittlichen Alter von rund 40 Jahren deutlich jünger und gesünder als die typischen Covid-Risikopatienten waren.

Ähnliche Daten erhielten auch Forscher des King’s College London. Ihre Studien ergaben, dass rund 13,3 Prozent der Patienten einen Monat nach Erkrankungsbeginn noch an Symptomen litten. Drei Monate später waren es immerhin noch 2,3 Prozent. Auch hier waren es deutlich mehr Frauen aus jüngeren Altersgruppen. Bei ihnen waren es etwa 14,9 Prozent, bei gleichaltrigen Männern dagegen „nur“ 9,5 Prozent.

Forscher der Yale-Universität stellten in Studien ebenfalls fest, dass das Immunsystem der Männer schwächer reagierte als das der Frauen. Bei den Patientinnen konnte bereits zu Beginn der Corona-Infektion eine starke T-Zellen-Reaktion festgestellt werden. Diese T-Zellen erkennen infizierte Zellen im Körper und töten sie ab. So wird eine Vermehrung der Viren verhindert. Männer hatten deutlich schwächere T-Zellen-Reaktionen.

Studien: Darum sterben Männer häufiger an Corona als Frauen

  • Erklärung
  • Problem:
  • Eine weitere Erklärung:
  • Es wird daher vermutet, dass die
  • Grundsätzlich ist der Körper einer Frau besser gegen Viren geschützt, da das weibliche
  • Das männliche Immunsystem reagiert dagegen langsamer oder gar nicht auf den Kontakt mit dem Coronavirus. Schuld ist das männliche

Ob die heftigen Reaktionen des Immunsystems im Zusammenhang mit den Hirnvenen-Thrombosen stehen, die nach der Impfung mit Astrazeneca auftraten, soll nun erforscht werden. Wie der „Focus“ weiter berichtet, wollen Forscher der Universität Greifswald einen Zusammenhang gefunden haben.

Keine abschließenden Hinweise für Verbindung von Astrazeneca und Hirnvenenthrombosen

Eine körpereigene Abwehr vermuten auch Forscher in Norwegen als Ursache für die Gerinnsel. Abschließende Untersuchungen oder gar Nachweise dafür gibt es aber bislang nicht.

Impfung

Nach einem kurzzeitigen Impfstopp und der Prüfung durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) ist Astrazeneca seit dem 19. März 2021 wieder zum Impfen zugelassen. Auf dem Foto wird eine Frau im Terminal C des ehemaligen Flughafens Tegel im Corona-Impfzentrums mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca geimpft.

Derzeit kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei den betroffenen Frauen Risikofaktoren für Thrombosen vorlagen. In Kombination mit der Impfung könnte die extrem seltene Komplikation aufgetreten sein. Die Astrazeneca-Impfung wird inzwischen mit der Warnung versehen, dass sie in seltenen Fällen Hirnvenenthrombosen bei Frauen unter 55 Jahren verursachen könnte.

Corona-Sterberate in deutschen Kliniken deutlich gesunken

Unterdessen ist die Sterberate bei Covid-19-Patienten in deutschen Unikliniken einer Studie zufolge im Laufe des Jahres 2020 deutlich gesunken. Das kann aus Sicht der Wissenschaftler ein Beleg für verbesserte Behandlungen und zunehmende Erfahrung der Klinikteams in der Pandemie sein, teilte eine Forschungsgruppe der Universität Erlangen mit. Sie untersuchte Klinikaufenthalte von rund 1300 Covid-19-Patienten in 14 deutschen Unikliniken von Januar bis September 2020.

Die gute Nachricht: Die Analyse zeigt einen Rückgang der durchschnittlichen Sterberate von anfangs 20,7 Prozent (Januar bis April) auf 12,7 Prozent (Mai bis September). Dabei gibt es aber auch viele Wermutstropfen: Insgesamt starb von Januar bis September in den 14 Unikliniken fast ein Fünftel aller Covid-Patienten (18,8 Prozent).

Bei beatmeten Menschen lag die Sterberate im ersten Abschnitt von Januar bis April sogar bei 39,8 Prozent. Im späteren Zeitraum von Mai bis September sank sie leicht auf rund ein Drittel (33,7 Prozent).

Die Ergebnisse bestätigen Beobachtungen aus dem Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi). Auch sie sieht auf Intensivstationen Lehren aus der ersten Welle und Fortschritte beim Vermeiden schwerer Krankheitsverläufe. (dpa/susa)