Wetterexperte Sven Plöger„Das Klimakleben hat gezeigt, dass man damit die meisten Leute verprellt“

Meteorologe Sven Plöger hat mit Blick auf den Klimawandel noch Hoffnung. (Bild: Sebastian Knoth)

Meteorologe Sven Plöger hat mit Blick auf den Klimawandel noch Hoffnung.

Regelmäßig klärt ARD-Wetterexperte Sven Plöger über den Kilmawandel auf - so auch in seiner neuen Doku. Doch wie erreicht man die Masse der Menschen? „Humor kann helfen“, so der Fachmann. Man müsse wieder positive Geschichten erzählen.

Als Wettermoderator im Ersten wurde Sven Plöger bekannt, doch auch in Sachen Klimawandel klärt der Experte regelmäßig auf - sei es in seinen Büchern, in Vorträgen oder in Filmen wie der aktuellen ARD-Doku „Wie extrem wird das Wetter, Sven Plöger?“ (Montag, 15. April, 20.15 Uhr).

„Seit 20 Jahren halte ich das Klimathema für gesellschaftspolitisch sehr relevant“, so der Meteorologe im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau. Eines habe er dabei gelernt: „Klimakommunikation ist echt schwer. Sie gelingt oft nicht. Schwierige Naturwissenschaft zu übersetzen ohne zu missionieren, ist eine Gratwanderung. Ich glaube, dass ich hier etwas beitragen kann.“ Er sei „kein Ideologe oder Missionar, sondern ein Übersetzer von Wissenschaft“.

Sven Plöger warnt: Können nicht länger warten

Doch wie kann man die Mehrheit der Menschen überhaupt ansprechen? „Das Klimakleben hat gezeigt, dass man damit die meisten Leute verprellt“, glaubt Plöger. „Ob es schlecht oder gut ist - völlig egal. Wenn ich Dinge tue, die der Mehrheit missfallen, nehme ich die Leute nicht mit.“

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Zwar könne er „die jungen Menschen verstehen, die länger auf diesem Planeten leben und mit den Schäden leben müssen, die die anderen verursacht haben“. Wir könnten zwar nicht länger warten, „aber müssen mit dem Nachteil der menschlichen Behäbigkeit leben“.

Meteorologe Sven Plöger ist in seiner Doku unter anderem auf dem Panama-Kanal unterwegs. (Bild: SWR/Maike Simon)

Meteorologe Sven Plöger ist in seiner Doku unter anderem auf dem Panama-Kanal unterwegs. (Bild: SWR/Maike Simon)

Die Frage müsse lauten, wie man die Masse erreicht: „Wenn zehn Prozent Idealisten richtige Dinge tun, ist das gut und sollte gelobt werden. Aber das hilft nicht, wenn der Rest abwartet. Also muss ich die Menschen mitnehmen“.

Möglichst viele mit ins Boot zu bekommen sei „schwierig, wenn die Gesellschaft in zwei Teile gespalten wird. Was ich glaube: Wir müssen wieder mehr positive Geschichten erzählen. Wir müssen die Erfolge feiern.“

Im Mittelstand gebe es viele Firmen mit geeigneten Ideen und auch in größeren Konzernen steige das Bewusstsein für Klimaschutz. Bislang sei es so, dass man sich eher auf das Negative konzentriere, so Plöger gegenüber der teleschau: „Deshalb sind wir viel schneller beim Gedanken an Dystopie und Apokalypse.“ Klar sei aber auch, dass man „ohne Schönreden die Wirklichkeit erklären“ müsse.

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Der Meteorologe, der in seiner neuen Doku in Panama unterwegs ist, weiß auch: „Humor kann helfen, den Klimawandel zu erklären. Dann bleibt was hängen“. Eine Haltung zu entwickeln, falle schwer, „wenn jemand kommt und sagt: Du musst so und so denken“. Dann gäbe es eine Art „pubertären Widerstand“.

Werde aber Haltung aus Wissen heraus generiert und auch spannend transportiert, dann habe man laut Plöger eine Chance: „Wissensvermittlung sollte gemocht werden.“

Sven Plöger: „Pessimismus als Lebensgrundlage? Das will ich nicht“

Was den Klimawandel angeht, gibt sich Sven Plöger trotz aller Studien hoffnungsvoll: „Solange die Wissenschaft sagt, dass es theoretisch möglich ist, will ich die Hoffnung nicht aufgeben.“ Er wisse, dass Optimismus zu haben heute schnell als naiv empfunden werde. „Aber Pessimismus als Lebensgrundlage? Das will ich nicht.“ Natürlich gäbe es Fehler im System, sagt der Experte im Interview: „Solange derjenige, der die Umwelt verschmutzt, reicher werden kann, werden wir das Falsche tun.“ Man brauche eine Haltung, die aus den Erkenntnissen abgeleitet ist: „Wenn wir das schlauer machen als bisher, sehe ich Hoffnung.“

Wie das gelingen kann? „Wir müssen lernen, evolutionäre Prägung zu überwinden“, erklärt der Klimaexperte gegenüber der teleschau. „Dafür braucht es nicht unbedingt tausende meteorologische Studien, die wiederkehrend bestätigen, was wir alle schon wissen. Sondern es braucht vor allem einen großen Psychologen, der uns auf die Sprünge hilft.“ (tsch)