Dürre in Deutschland und Europa immer extremerErste Region muss Trinkwasser abstellen

Das Foto vom 15. Juni zeigt das völlig ausgetrocknete Bett des Po, nordöstlich von Parma (Italien). Auch Norditalien leidet, wie viele Teile von Europa, unter einer Dürre. Der Wasseranbieter fordert, dass den Menschen hier zeitweise das Trinkwasser abgestellt werden soll.

Das Foto vom 15. Juni zeigt das völlig ausgetrocknete Bett des Po, nordöstlich von Parma (Italien). Auch Norditalien leidet, wie viele Teile von Europa, unter einer Dürre. Der Wasseranbieter fordert, dass den Menschen hier zeitweise das Trinkwasser abgestellt werden soll.

Wieder Trockenheit, wieder Hitzesommer: Der Boden in vielen Regionen Europas ist mittlerweile ausgedörrt – metertief. Grundwasserspeicher leeren sich dramatisch, die Landwirtschaft leidet. Und jetzt muss die erste Region nachts das Trinkwasser abstellen.

von Martin Gätke (mg)

Der Klimawandel wird immer mehr zu einer Katastrophe – und zwar längst nicht nur in Afrika, sondern auch in Mitteleuropa. Südeuropa ist von der Dürre bedroht – auch in Deutschland oder Frankreich herrscht extreme Trockenheit.

Nun muss das erste Mittelmeer-Land mit einer drastischen Maßnahme auf diese Entwicklung reagieren: In Norditalien wird jetzt zeitweise gar das Trinkwasser abgestellt. 

Wie „Corriere della Sera“ berichtet, ist die Situation in der Lombardei und Piemont dramatisch, die Po-Ebene leidet extrem unter Wassermangel. Der regionale Wasseranbieter Utilitalia verlange, dass für die Menschen aus 125 Gemeinden nachts das Trinkwasser abgestellt werden soll. 

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Dürre in Europa: In Norditalien muss Trinkwasser abgestellt werden

„In Dutzenden von Gemeinden im Piemont und in der Lombardei sind bereits Tankwagen im Einsatz, um Wasser zu liefern“, wird Meuccio Berselli, Direktor der Po-Flussgebietsbehörde AdBPo, zitiert. Der Pegel des Po ist auf ein Minimum gesunken, hat bereits einen Tiefstand erreicht, wie es ihn so seit 70 Jahren nicht gab. Der Fluss liegt fast drei Meter unter dem Durchschnitt. 

„Der Schnee auf den Alpen ist im Piemont und in der Lombardei völlig erschöpft“, heißt es in dem Utilitalia-Antrag weiter. Die Situation werde sich zudem noch verschlechtern, weil die Nachfrage für landwirtschaftliche oder industrielle Zwecke noch weiter zunehmen werde, auch Reserven seien keine mehr verfügbar. In einigen Gebieten habe es seit bereits 110 Tagen nicht mehr geregnet. 

Dürre in Europa: Auch in Deutschland herrscht Trockenheit

Auch in Deutschland müssen erste Regionen auf Wassermangel reagieren. Der Deutsche Wetterdienst hat kürzlich mit seinem „Bodenfeuchteviewer“ auf die Trockenheit in Deutschland hingewiesen, die sich Tag für Tag in die Boden fresse. In 10 Zentimeter Bodentiefe bestehe bereits verbreitet Trockenstress, in zwei Metern sei die Situation noch recht entspannt. 

Dennoch reagieren einige deutsche Gemeinden auf den Wassermangel: Im Ortenaukreis in Baden-Württemberg etwa ist es den Menschen wegen der Trockenheit untersagt, Wasser aus Bächen und Flüssen zu pumpen, um Gärten zu bewässern oder landwirtschaftliche Flächen, wie „baden.fm“ berichtet. Wer trotzdem pumpt, risikiert Bußgelder in sechsstelliger Höhe. 

Auch der Landkreis Spree-Neiße (Brandenburg) appelliert an die Bürger, Trinkwasser, aber auch Grund- und Oberflächenwasser sparsam zu nutzen. Ähnlich sieht es in der Stadt Baden-Baden aus, hier dürfen die Menschen kein Bachwasser entnehmen. 

Dürre in Deutschland: Wird das Land bald zu einer Steppe?

Bereits das Frühjahr hat in Deutschland sehr trocken begonnen, Landwirte beklagten schon früh, dass ihre Böden dringend Wasser benötigen.

„Deutschland ist seit 2018 in einer Extremsituation, die es so im letzten Vierteljahrtausend nicht gegeben hat“, sagte Andreas Marx gegenüber dem „Spiegel“ kürzlich, der am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig den Dürremonitor betreut.

Wasser ist knapp, auch in Deutschland. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass Wasser hierzulande zu einem knappen Gut wird – das ist ein Novum für Deutschland“, sagt Claudia Pahl-Wostl vom Institut für Umweltsystemforschung der Universität Osnabrück gegenüber dem Magazin. „Es ist keine Frage, dass wir nach dem etwas feuchteren Jahr 2021 jetzt wieder eine Dürresituation haben.“