Es war ein schrecklicher Unfall in Hürth: Sieben Menschen wurden verletzt, ein zehnjähriges Mädchen stirbt Tage später an seinen Verletzungen. Ein AfD-Politiker aus einem Gemeinderat in Sachsen-Anhalt schreibt kurz nach dem Unfall einen zynischen Kommentar – und sorgt für Wut im Netz.
Schrecklicher Unfall mit verletzten Kindern in HürthAfD-Politiker sorgt mit zynischem Kommentar für Wut

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Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehr und vom Rettungsdienst sind nach einem Unfall neben dem Unfallfahrzeug im Einsatz. Unten: der Facebook-Kommentar eines AfD-Ortspolitikers.
Es waren schreckliche Szenen, die sich in Hürth abgespielt haben: Ein Autofahrer soll, nach derzeitigem Ermittlungsstand, in eine Kindergruppe gefahren sein, weil er eine rote Ampel missachtet hat. Die Kinder waren mit ihren Lehrern und Betreuern gerade zu Fuß auf dem Weg zum Sportunterricht, wollten gerade die Ampel überqueren, als der BMW angerast kam.
Ein zehnjähriges Mädchen stirbt zwei Tage später an seinen Verletzungen. Ihr 25-jähriger Begleiter wurde schwer verletzt. Vier weitere Kinder im Alter von zehn Jahren sowie ein 67-Jähriger erlitten leichte Verletzungen.
„Wir gehen von einem Unfall aus“
„Wir gehen von einem Unfall aus“, hieß nach dem Vorfall. Hinweise auf eine absichtliche Tat gebe es nicht, so die Kreispolizei Rhein-Erft. Doch ein AfD-Ortspolitiker instrumentalisierte den schrecklichen Vorfall dennoch und zeichnete im Netz ein völlig falsches Bild. Dafür sorgte er für reichlich Wut.
Jens-Peter Junker stammt aus Roßla in Sachsen-Anhalt, macht für die AfD Politik im Ortschaftsrat, im Gemeinderat Südharz und im Kreistag des Landkreises Mansfeld-Südharz. Er schreibt nur kurze Zeit nach der Erstmeldung: „So böse wie's klingt...danke der Wahlkampfhilfe. Weil...es wird doch echt zur Gewohnheit...“ Und insinuiert mit diesen Worten, dass der Unfall ein Anschlag oder Ähnliches gewesen wäre. Dabei waren zum Zeitpunkt des Posts Hintergründe noch völlig unklar.
„Wir sind einfach nur angewidert Jens Peter Junker!“
Im Netz sorgte der Kommentar für Wut. „Wir sind einfach nur angewidert von Jens-Peter Junker!“, schreibt eine Recherchegruppe, die den Beitrag auch den Behörden melden will. In einem Kommentar unter dem Post von Junker heißt es; „Das freut Sie aber, da wird im Südharz heute gejubelt, wenn Kinder und Betreuer bei einem Verkehrsunfall zum Teil schwer verletzt werden!“
Kein Wort des Mitgefühls, des Bedauerns für die jungen Beteiligten des Unfalls. Der Kommentar sei „an Widerlichkeit kaum zu überbieten“, heißt es an anderer Stelle. Einige User hoffen, dass dieser Beitrag juristische Konsequenzen nach sich zieht.
Auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“ nahm den Kommentar zum Anlass, einen eigenen Kommentar zu verfassen, mit der Überschrift: „Wie die AfD den Unfall mit Kindern in Hürth instrumentalisieren will“. Darin heißt es, die AfD zeige sich erneut als Partei, „die aus dem Leid anderer Menschen Profit schlagen will, die Halbwahrheiten verbreitet sowie manipulativ agiert und die jeglichen Respekt im Umgang mit der Demokratie, ihren Vertretern und Organen vermissen lässt.“
Für die Polizei war indes früh klar, dass es sich um einen Unfall handelt. Der 20-jährigen Fahrer ist bereits in der Vergangenheit wegen Straßenverkehrsdelikten auffällig geworden. Auch ein Alkohol- und Drogentest war negativ. Die Polizei beschlagnahmte das Handy und den Führerschein des Mannes. (mg)
Hinweis: Im ursprünglichen Artikel haben wir geschrieben, dass das zehnjährige Mädchen schwer verletzt ist. Am Freitag hieß es von der Polizei, dass das Mädchen an den Verletzungen verstorben ist. Wir haben dies im Text aktualisiert.