Bargeld im Umschlag, illegale Deals mit Parteigeldern? Die Vorwürfe gegen CDU-Politikerin Caroline Bosbach wiegen schwer und erschüttern die Partei mitten im Wahlkampf.
Affäre um ScheinrechnungenSchwere Vorwürfe gegen Caroline Bosbach – Geld im Umschlag erhalten?

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Caroline Bosbach (CDU) bestreitet die Existenz von Scheinrechnungen und spricht von einer „Schmutzkampagne“.
Ein echter Polit-Krimi erschüttert die CDU in Rhein-Berg! Im Mittelpunkt: die Bundestagsabgeordnete Caroline Bosbach (35).
Die Wahlkämpfer und Wahlkämpferinnen der Partei haben ein echtes Problem, denn überall werden sie auf die Affäre angesprochen. Der Vorwurf ist heftig: Bosbach soll sich illegal aus der Parteikasse bedient haben.
Ein Mitarbeiter der Kreisgeschäftsstelle soll Scheinrechnungen ausgestellt und so 2500 Euro von der CDU bekommen haben. Dieses Geld, so der Vorwurf, habe der Mitarbeiter dann wie abgesprochen in einem Umschlag persönlich an Bosbach übergeben.
Caroline Bosbach wehrt sich, bestreitet die Existenz von Scheinrechnungen und spricht von einer „Schmutzkampagne“. Doch ein Detail aus einem Schreiben ihres Anwalts macht stutzig: Darin wird bestätigt, dass sie die 2500 Euro von dem CDU-Mitarbeiter tatsächlich angenommen hat.
In der CDU herrscht Alarmstimmung
In der Partei herrscht Alarmstimmung. „Alle wollen jetzt natürlich wissen, was stimmt, und es wird in alle Richtungen spekuliert – das ist für uns im Wahlkampf eine Superkatastrophe“, klagt ein hoher CDU-Politiker, der anonym bleiben will. Bei einer Krisensitzung des CDU-Kreisverbandes am vergangenen Freitag herrschte Ratlosigkeit.
Die Hauptperson fehlte: Caroline Bosbach, selbst Mitglied im Kreisvorstand, sagte ihre Teilnahme per Mail ab. Sie leide zu sehr unter der Situation, ließ sie wissen, und hoffe, dass jeder Shitstorm einmal ende. Die Partei versprach in einer Mitteilung eine „rasche und vollständige Aufklärung“.
Fakt ist: Der CDU-Mitarbeiter wurde fristlos entlassen, nachdem er in einer Selbstanzeige die Erstellung von Scheinrechnungen für Caroline Bosbach zugegeben hatte. Zuvor hatte die Kreisgeschäftsstelle laut Informationen dieser Zeitung vergeblich versucht, mit ihm über seine Motive zu sprechen. Er und ein weiterer Zeuge – ebenfalls CDU-Mitarbeiter – haben die Geldübergabe eidesstattlich bezeugt. Brisant: Nach Bekanntwerden der Vorwürfe überwies Caroline Bosbach exakt 2500 Euro auf das Konto der CDU mit dem Verwendungszweck „Spende/Wahlkampf“.
Ein Schuldeingeständnis? Keineswegs, lässt ihr Rechtsanwalt verlauten. Die Zahlung sei erfolgt, „um jegliche Zweifel zu beseitigen und selbst einen in Wahrheit nie entstandenen, hypothetischen Schaden ‚auszugleichen‘.“
Für den Anwalt ist klar: Drahtzieher sei ein „krimineller, fristlos gekündigter früherer Mitarbeiter der Mandantin als Teil einer perfiden Rachekampagne“. Tatsächlich musste dieser Mann, der nun als Zeuge auftritt, bereits mehrere Unterlassungserklärungen abgeben, weil er vermeintlich intime Einzelheiten über Bosbach verbreitet hatte. Angeblich sollen sogar Whatsapp-Nachrichten im Vorfeld der Geldübergabe existieren.
In den sozialen Netzwerken argumentieren vor allem jene, die es gut mit Caroline Bosbach meinen, dass sie es nicht nötig habe, für 2500 Euro ihre politische Karriere aufs Spiel zu setzen. Richtig ist auch, dass sie ihren Wahlkampf mit mehreren tausend Euro aus ihrer Privatkasse finanziert hat – vor allem mithilfe ihres Vaters. Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach äußert sich bisher nicht öffentlich zu den Vorwürfen.
Doch der Kern des Problems bleibt, und dafür gibt es bisher keine Erklärung: Warum hat Caroline Bosbach die 2500 Euro überhaupt angenommen? Denn dass sie das Geld erhalten hat, wird selbst von ihren Rechtsanwälten bestätigt. Das klingt dann so: „Unsere Mandantin erhielt kein Geld von der CDU, sondern von Herrn Y. (dem CDU-Mitarbeiter - Anm. d. Red). Und Herr Y. hat die Zahlung an unsere Mandantin aus seinen privaten Geldmitteln geleistet.“ Eine Szene wie aus einem Polit-Thriller: Eine Bundestagsabgeordnete bekommt in ihrer Wohnung einen Umschlag mit 2500 Euro Bargeld überreicht.
Von Caroline Bosbach selbst gibt es dazu keine Erklärung, nur den Verweis auf ihre Rechtsanwälte. Da auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet ist, ist völlig unklar, wann wirklich Klarheit in den Fall kommt. Bis dahin dürfte die Affäre die CDU in Rhein-Berg weiter belasten. (red)