Corona-WinterBergisch Gladbacher Impfprofi hat wichtigen Rat an alle

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Der Bergisch Gladbacher Impf-Experte Markus Kerckhoff mit seinem Apotheken-Team.

von Markus Krücken (krue)

Bergisch Gladbach – Die zweite Corona-Welle und die Folgen. Bekanntlich steht der Impfstoff in den Startlöchern. Viele Menschen fragen sich, was nun in den dunklen Corona-Wintermonaten auf sie zukommt. Wie die Impfungen ablaufen werden und wann genau sie für wen zur Verfügung stehen.

Grund genug, einen Experten zu fragen, der direkt aktiv involviert sein wird.

Im EXPRESS gibt Impf-Experte Markus Kerckhoff (Schloss-Apotheke Bensberg) Auskunft. Er ist an drei Standorten in Bergisch Gladbach tätig und Lieferant von Impfstoffen.

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Herr Kerckhoff, wie ist der Stand der Dinge in Sachen Corona-Impfung?

Kerckhoff: Wir als Deutschland wollen 50 Millionen Personen impfen, um die sogenannte Herdenimmunität herzustellen, um möglichst viele Menschen zu schützen. Dafür brauchen wir 100 Millionen Impfdosen. Wir haben viel Vorsorge betrieben und stehen sehr gut da. Wer kommt zuerst, wer kommt zuletzt? Das ist die Frage. Es geht um eine Priorisierung nach Risiko, Wer verstopft die Intensivstationen? Der muss als erstes geimpft werden.

Und wer legt das fest?

Kerckhoff: Die Ständige Impfkomission (STIKO), dazu der deutsche Ethikrat plus die Leopoldina, haben ein Papier erarbeitet, wer zuerst und wer zuletzt geimpft wird. Der Zustand, dass die ersten geimpft sind und die anderen nicht, darf nicht lange anhalten, der wird die Gesellschaft spalten. Man muss in kurzer Zeit den Menschen die Chance geben, möglichst viele zu impfen.

Wie kalkuliert man da mit Zahlen?

Kerckhoff: Für eine normale Impfung braucht ein Arzt fünf Minuten. In zehn Stunden schafft er 120 Impflinge, dann macht er aber auch nichts anderes. Wenn man das 150 Tage durchhält, kommen wir auf 15 Millionen Impfungen. Das Problem ist der Flaschenhals, der dahinter steht. Gäbe es eine Schluckimpfung wie z.B. bei Typhus, ginge alles schneller.

Wie wird sich der Ablauf darstellen?

Kerckhoff: Es gibt ein Papier, wie die Impfung stattfindet. Da geht man von drei Phasen aus. In den beiden ersten wird der Impfstoff durch die Bundeswehr verteilt. Er wird in Impfzentren gelagert, die bewacht werden, Dort wird dann geimpft. Aus den Zentren heraus werden kleine Teams gebildet, die zu den Risikopatienten gehen und sie impfen. Parallel dazu wird die Impfung dokumentiert nach Geschlecht, Geburtsdatum und Postleitzahl.

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Impfstoff-Lieferant Markus Kerckhoff

Warum macht man das?

Kerckhoff: Damit man sagen kann: Wir haben dort eine Durchimpfung in dem Alter und man kann sehen, wie erfolgreich diese verläuft. Die beiden ersten Phasen gelten den Hochrisiko-Leuten, parallel läuft ein Prozess, dass die Impfstoffe optimiert werden.

Wann wird das Gros geimpft sein?

Kerckhoff: Das wird Mai/Juni sein, flächendeckend, parallel werden dann Erkenntnisse kommen zu Nebenwirkungen. Bei einer Million Impflingen werden Nebenwirkungen besser erkannt. Es wird auch sicher dazu kommen, dass diese einem schwer auftreten können.

Was sind weitere Sorgen?

Kerckhoff: Es gibt gar nicht genug Kanülen. Man merkt schon in der Apotheke, dass die Hersteller mit der Produktion nicht mehr hinterher kommen.

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Die Pläne der Stadt Köln werden immer konkreter. Es zeichnet sich bereits ab, wann Massenimpfungen möglich sein werden. (Symbolfoto vom 21.11).

Was werden Sie persönlich leisten?

Kerckhoff: Wir werden uns in den ersten beiden Phasen im Impfzentrum engagieren. Wir werden die Impfstoffe an unsere Impfstoffkunden verteilen, wir versorgen über 200 Arztpraxen, das machen wir im Versand. Für uns ist es, was die Menge angeht, eine Herausforderung, aber das Handling, das Lagern können wir ja.

Was ist Ihr Rat an alle Skeptiker?

Kerckhoff: Eine gewisse Gelassenheit in dem Thema. Es macht keinen Sinn, sich überstürzt impfen zu lassen. Man kann viel kritisieren. Aber bei aller Kritik: Wir sind im weltweiten Vergleich in der Pole Position.

Wenn 60 Prozent der Leute geimpft sind, ist es durch. Dann kann die Pandemie sich nicht mehr ausbreiten. Es wird weiter schwere Corona-Fälle geben bei den nicht Geimpften, aber jeder kann ja demnächst selber entscheiden. Drei Generationen weiter wird es ein Witz sein, die Menschen haben dann ein Immunsystem, das den Umgang mit Corona gelernt hat.